Weniger FSME-Fälle in Baden-Württemberg
Im Jahr 2023 sank die Zahl der FSME-Fälle in Baden-Württemberg von 209 im Jahr 2022 auf 143. Bayern verzeichnete ebenfalls einen Rückgang von 291 auf 265 Fälle. In ganz Deutschland meldete das RKI 527 Fälle im Vergleich zu 627 im Jahr 2022.
Experten warnen jedoch vor einer trügerischen Entwicklung:
„Diese Zahlen täuschen“, betont Dr. Rainer Oehme, Laborleiter des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg: „Infektionszahlen unterliegen immer jährlichen Schwankungen. Doch der längerfristige Trend zeigt deutlich nach oben.“ Die Gründe für die steigende Gefahr sind vielfältig:
- Zecken haben keine Winterpause mehr: Die milden Winter der vergangenen Jahre haben dazu geführt, dass Zecken ganzjährig aktiv sind. Die FSME-Saison verlängert sich somit und die Wahrscheinlichkeit eines Zeckenbisses steigt.
- Häufigere „Zecken-Jahre“: In den vergangenen Jahren ist ein Trend zu beobachten, dass alle zwei Jahre besonders hohe FSME-Fallzahlen auftreten. 2022 war ein solches „Zecken-Jahr“, 2024 könnte es erneut dazu kommen.
- Ausbreitung der FSME-Naturherde: Immer mehr Gebiete in Baden-Württemberg und Deutschland werden als FSME-Risikogebiete ausgewiesen. In diesen Gebieten ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit dem FSME-Virus besonders hoch.
- Hohe Dunkelziffer: Neue Studien zeigen, dass FSME deutlich öfter vorkommt als bisher angenommen. Viele Infektionen verlaufen mild oder ohne Symptome und werden daher nicht erfasst.
HINTERGRUNDINFORMATION: Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
FSME, eine durch Zecken übertragene Erkrankung, wird hauptsächlich vom europäischen Holzbock und der Auwaldzecke verbreitet. In Gebieten, die als Risikozonen eingestuft sind, besteht nach einem Zeckenstich eine Infektionswahrscheinlichkeit zwischen 1:50 und 1:100. Typischerweise zeigen sich etwa 10 Tage nach dem Stich erste grippeähnliche Anzeichen. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen verbessert sich der Zustand zunächst, bevor es zu einem erneuten Fieberanstieg und einer zweiten Phase der Erkrankung kommt.
Während leichte Fälle vor allem durch starke Kopfschmerzen gekennzeichnet sind, können bei schweren Verläufen das Gehirn und das Rückenmark betroffen sein. Symptome umfassen dann Koordinationsprobleme, Lähmungen, Sprach- und Sprechschwierigkeiten, Bewusstseinsveränderungen und epileptische Anfälle. Bei etwa einem Prozent der Erkrankten führt FSME zum Tod. Einmal ausgebrochen, lässt sich lediglich symptomatisch behandeln. Vorbeugenden Schutz bietet eine Impfung.
Effektiver Schutz vor Zeckenbissen & FSME: Vorbeugung und Maßnahmen“
Um sich vor Zeckenbissen zu schützen, ist es ratsam, lange, geschlossene Kleidung und feste Schuhe zu tragen, wenn man sich in der Natur aufhält. Es empfiehlt sich außerdem, Mücken- und Zeckenschutzmittel zu verwenden und die Haut sowie Kleidung nach dem Aufenthalt im Freien auf Zeckenbisse zu kontrollieren. Sollten Sie eine Zecke entdecken, ist es wichtig, diese so schnell wie möglich zu Handeln.
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Folgen Sie diesen Schritten, um die Zecke sicher zu entfernen:
- Verwenden Sie, wenn möglich, ein geeignetes Werkzeug wie eine feine Pinzette, eine Zeckenkarte oder eine spezielle Zeckenzange.
- Fassen Sie die Zecke möglichst nah an der Haut, ohne sie dabei zu zerdrücken.
- Vermeiden Sie es, die Zecke herauszudrehen.
- Entfernen Sie die Zecke durch einen langsamen, stetigen Zug, ohne zu rucken.
- Sollte der Biss in einer schwer zugänglichen Stelle sein, holen Sie sich Hilfe von jemand anderem.
- Ignorieren Sie Hausmittel wie Nagellack, Öl, Alkohol oder Zahnpasta, da diese die Entfernung nicht erleichtern und das Risiko einer Infektion sogar erhöhen können.
- Merken Sie sich die Regel: Nah an der Haut, langsam und mit gleichmäßigem Zug.
Nach der Entfernung der Zecke desinfizieren Sie die Bissstelle, um die Heilung zu fördern, und reinigen Sie auch Ihre Hände gründlich. Bei Unsicherheit über die korrekte Entfernung der Zecke konsultieren Sie einen Arzt oder suchen Sie eine Apotheke auf.
In den folgenden Wochen sollten Sie die Bissstelle auf Rötungen oder andere Symptome hin beobachten. Bei Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen oder grippeähnlichen Beschwerden ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Durch die Beachtung dieser Informationen und Maßnahmen können Sie sich effektiv vor FSME schützen.
Die FSME-Impfung ist der wichtigste Schutz vor der Erkrankung:
- Experten raten daher dringend zur FSME-Impfung. Sie ist sicher und effektiv und bietet einen hohen Schutz vor schweren Verläufen.
- Auch Kinder sollten geimpft werden: Obwohl Kinder seltener an FSME erkranken, können auch bei ihnen schwere Verläufe auftreten.
- Die Impfung erfolgt in drei Schritten: Nach der Grundimmunisierung sind regelmäßige Auffrischimpfungen notwendig, um den Impfschutz aufrechtzuerhalten.
- Die Impfung ist auch außerhalb der Risikogebiete sinnvoll: Da Zecken mittlerweile in ganz Deutschland vorkommen, kann es auch dort zu FSME-Infektionen kommen.
Auf der Webseite des Robert Koch-Instituts (RKI) gibt es eine Karte, die die FSME-Risikogebiete in Deutschland darstellt.
Hinweis: Dieser Artikel dient der Information und ersetzt nicht die Beratung durch einen Arzt.
Quelle: www.uni-hohenheim.de