In einer Nachricht an die Beschäftigten, über die das „Handelsblatt“ berichtet, warf Betriebsratschefin Heike Moll dem Minister vor, sein selbst gesetztes Prinzip – „erst die Strategie, dann das Personal“ – im Fall der Beendigung des Vertrags von Bahnchef Richard Lutz gebrochen zu haben. Schnieder hatte noch vor der Sommerpause angekündigt, diese Reihenfolge einzuhalten, beendete den Vertrag mit Lutz jedoch frühzeitig.
Moll kritisierte nicht nur die Personalie Lutz als widersprüchlich, sondern auch die Haltung des Bundes bei der Finanzierung der Infrastruktur. Obwohl der Bund den Bedarf an Infrastrukturmaßnahmen anerkenne, wolle er diesen nicht vollständig finanzieren.
Der Konzernbetriebsrat forderte den Bund auf, „Stabilität ins Unternehmen zu bringen und seiner Verantwortung nachzukommen“. Die Bahn benötige einen Vorstand, der gegenüber dem Eigentümer klar darlege, dass eine verbesserte Qualität und mehr Verkehr auf der Schiene nur mit einer ausreichenden Finanzierung realisierbar seien.
Diese Kritik erfolgt nur wenige Tage vor der geplanten Präsentation der neuen Bahn-Strategie, die Schnieder am kommenden Montag in Berlin vorstellen möchte. Ob zu diesem Zeitpunkt auch ein neuer Bahnchef präsentiert werden kann, bleibt unklar. Nach Angaben der Zeitung rechnen weder Bahn-Manager noch Ministeriumskreise damit, dass rechtzeitig zur Strategievorstellung ein Nachfolger für Lutz gefunden wurde. Der scheidende Bahnchef bleibt bis auf Weiteres im Amt.
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)