Die Geschichte des weltweit berühmtesten Schmerzmittels, Aspirin ist eng mit der Arbeit eines jungen Chemikers aus Baden-Württemberg verknüpft. Dieser Chemiker war Felix Hoffmann, der im Auftrag der Firma Bayer im Jahr 1897 erfolgreich Acetylsalicylsäure (ASS) synthetisierte, eine Substanz, die später unter dem Markennamen Aspirin weltberühmt wurde. Hoffmanns Entdeckung revolutionierte die medizinische Welt und hinterließ ein Vermächtnis, das bis heute Bestand hat.
Frühe Jahre und Ausbildung
Felix Hoffmann entstammte einer Unternehmerfamilie aus Ludwigsburg. Nach dem Abschluss seiner Schulzeit im Jahr 1882 verfolgte er eine Apothekerausbildung und arbeitete anschließend in verschiedenen Apotheken im Deutschen Reich und in der Schweiz. Sein wissenschaftlicher Weg führte ihn 1889 an die Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er zunächst Pharmazie studierte und dieses Studium 1890 mit dem pharmazeutischen Staatsexamen abschloss. Sein Interesse für Chemie trieb ihn dazu, ein weiteres Studium in diesem Fach anzuschließen, welches er 1893 mit einer Promotion bei Eugen Bamberger abschloss.
Karriere bei Bayer
Hoffmanns akademische Leistungen und seine Empfehlungen durch namhafte Chemiker wie Adolf von Baeyer öffneten ihm 1894 die Türen zu den Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. in Elberfeld. Dort begann er seine Karriere im chemisch-wissenschaftlichen Labor und widmete sich der Entwicklung neuer Medikamente. Seine Arbeit umfasste die Forschung an Formaldehyd-Alkoholaddukten sowie an Derivaten von Alkaloiden, Salicylsäure, Guajacol und Tannin.
Die Entdeckung von Heroin und Aspirin
1896 gelang Hoffmann die Synthese von Diacetylmorphin aus Morphin, welches später unter dem Markennamen Heroin vermarktet wurde. Sein bedeutendster Beitrag war jedoch die Synthese von Acetylsalicylsäure (ASS) im Jahr 1897, ein Nebenprodukt-armes Verfahren, das die Herstellung in reiner Form ermöglichte. Diese Substanz wurde unter dem Markennamen Aspirin weltweit bekannt und ist bis heute eines der am häufigsten verwendeten Medikamente.
Der Siegeszug eines Schmerzmittels
Zunächst wurde Aspirin als internes Schmerzmittel und Fiebersenker eingesetzt. Ab 1904 kam es als „Aspirin“ auf den Markt und wurde schnell zu einem der weltweit am meisten verwendeten Medikamente. Es war nicht nur wirksam gegen Schmerzen und Fieber, sondern auch gut verträglich und günstig in der Herstellung. Heute wird Acetylsalicylsäure (ASS) in verschiedenen Darreichungsformen und Dosierungen für eine Vielzahl von Anwendungsgebieten eingesetzt, von Kopfschmerzen und Fieber bis hin zu Herzinfarkt und Schlaganfall.
Weitere Meilensteine in der Geschichte von Aspirin®
- 1969: Aspirin® war an Bord der Apollo 11-Mission zum Mond.
- 1982: Der britische Pharmakologe John Vane erhielt den Nobelpreis für Medizin für seine Entdeckung des Wirkmechanismus von Acetylsalicylsäure.
- 1991: Aspirin® schaffte es als weltweit meistverkauftes Schmerzmittel ins Guinness-Buch der Rekorde.
- 1999: Aspirin® feierte sein 100-jähriges Jubiläum.
- 2014: Einführung von Aspirin® S, einer neuen Formulierung mit verbesserter Magenverträglichkeit.
Kontroverse um die Erfindung des Aspirins
Die Urheberschaft Hoffmanns an der Entdeckung des Aspirins wurde später von Arthur Eichengrün, einem ehemaligen Kollegen bei Bayer, in Frage gestellt. Eichengrün behauptete, er habe den experimentellen Ansatz geplant und Hoffmann lediglich mit der Ausführung betraut. Diese Kontroverse wurde durch historische Untersuchungen und Dokumente weiter angefacht, wobei die genaue Rolle beider Wissenschaftler bis heute diskutiert wird.
Schattenseiten seiner Forschung: Hoffmann und eine der gefährlichsten Drogen der Welt
Weniger bekannt ist vielleicht, dass Felix Hoffmann auch an der Synthese von Heroin (Diacetylmorphin) beteiligt war, einem weiteren Produkt, das die pharmazeutische Landschaft nachhaltig veränderte. Heroin zählt zu den gefährlichsten Drogen, da es bereits bei erstmaligem Konsum ein hohes Suchtpotenzial birgt. Ursprünglich aus Opium gewonnen, wurde die Substanz zunächst als Arzneimittel eingeführt. Doch aus dem einstigen Medikament entwickelte sich schnell eine gefürchtete Droge.
Vermarktung von Heroin als Hustenmittel und Schmerzmittel
1896, ein Jahr vor der Synthese von Aspirin, gelang Hoffmann die Herstellung von Diacetylmorphin durch die Acetylierung von Morphin, einem Alkaloid aus dem Opium des Schlafmohns. Bayer begann mit der Vermarktung von Heroin als Hustenmittel und Schmerzmittel, lobte seine angeblich nicht suchterzeugenden Eigenschaften und seinen Nutzen als Ersatz für Morphium.
Der Fall von Heroin
Die anfängliche Begeisterung für Heroin wich bald der Erkenntnis, dass die Substanz hochgradig abhängig macht und schwerwiegende gesundheitliche und soziale Probleme verursacht. Im frühen 20. Jahrhundert begannen viele Länder mit der Einschränkung oder dem Verbot von Heroin. Heute ist Heroin aufgrund seines hohen Suchtpotentials und der damit verbundenen Gefahren in den meisten Teilen der Welt verboten.
Ehrungen und Vermächtnis
Trotz der Kontroversen um die Erfindung des Aspirins, wurde Hoffmann 1988 und 2002 posthum geehrt, unter anderem mit der Benennung einer Straße in Wuppertal nach ihm und seiner Aufnahme in die National Inventors Hall of Fame in den USA. Seine Erfindungen haben die medizinische Behandlung revolutioniert und bleiben ein zentraler Bestandteil der pharmazeutischen Industrie.
Felix Hoffmanns Leben und Werk sind ein faszinierendes Kapitel in der Geschichte der Chemie und Pharmazie. Seine Entdeckungen, insbesondere die von Aspirin, haben einen unschätzbaren Beitrag zur medizinischen Wissenschaft geleistet und das Leben von Millionen Menschen weltweit verbessert. Trotz der Kontroversen, die seinen Namen umgeben, bleibt sein Erbe unbestritten.
Am 8. Februar 1946 starb er zurückgezogen und ohne Nachkommen in der Schweiz.