Der Versuch der Bundesregierung, durch geänderte Einkaufsregeln für Antibiotika die Abhängigkeit von Importen aus China und Indien zu verringern, verfehlt offenbar sein Ziel. Seit zweieinhalb Jahren ist ein Gesetz in Kraft, das den Krankenkassen vorschreibt, bei ihren Ausschreibungen Wirkstoffe aus europäischer Fertigung zu bevorzugen.
Nach Recherchen der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ hat dies bisher noch keinen Hersteller dazu bewogen, eine Produktionsanlage in der EU aufzubauen oder vorhandene Kapazitäten zu erweitern. Zudem fällt es den Krankenkassen für viele Antibiotika-Wirkstoffe offenbar schwer, überhaupt einen europäischen Anbieter zu finden. Dies ist seit dem Inkrafttreten des Gesetzes nur in knapp der Hälfte der Fälle gelungen; für eine Reihe von besonders häufig verschriebenen Antibiotika gingen die Bestellungen komplett nach Asien.
Das Bundesgesundheitsministerium hat eine Evaluation des vom damaligen Minister Karl Lauterbach (SPD) eingebrachten „Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetzes“ bis zum Ende des Jahres angekündigt. Den vorliegenden Daten zufolge hat es die Zahl der insgesamt gemeldeten Lieferengpässe bisher nicht merklich gesenkt. Sie liegt nach Auskunft des Bundesamts für Arzneimittel und Medizinprodukte zurzeit bei 553. „Es geht quer durchs Sortiment“, sagte Anke Rüdinger, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands, der FAS. „Wenn uns das alles im Winter fehlt, wird es schwierig.“
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)

