Heilbronn zieht die Notbremse
Zwei tote Wildvögel – ein Reiher in Bad Rappenau und eine Graugans am Breitenauer See – wurden positiv auf das Vogelgrippevirus H5N1 getestet. Damit ist klar: Die hochansteckende Geflügelpest hat den Landkreis Heilbronn erreicht.
Ab Mittwoch, 12. November 2025, gilt deshalb eine strenge Stallpflicht für alle Geflügelhalter in Stadt und Landkreis.
Hühner, Enten, Puten und Gänse dürfen ab diesem Tag nicht mehr ins Freie. Wer seine Tiere im Freiland hält, muss sie in geschlossene Ställe bringen oder zumindest mit engmaschigen Netzen sichern. Ziel ist es, jeden Kontakt zu Wildvögeln zu verhindern – denn diese gelten als Hauptüberträger der Krankheit.
„Die Situation erfordert schnelles, aber besonnenes Handeln“, heißt es aus dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz.
Warum keine landesweite Stallpflicht gilt
Auch wenn die Funde beunruhigend sind: Eine Stallpflicht für ganz Baden-Württemberg wird es vorerst nicht geben. Das Land setzt auf risikoorientierte Maßnahmen.
Das bedeutet: Nur Regionen, in denen das Virus nachgewiesen wurde oder wo ein besonders hohes Risiko durch Zugvögel besteht, müssen Tiere einstallen.
Hintergrund ist nicht nur die wissenschaftliche Einschätzung, sondern auch der Tierschutz. Eine flächendeckende Stallpflicht würde für Millionen Tiere enormen Stress bedeuten. Deshalb gilt: handeln, wo nötig – Ruhe bewahren, wo möglich.
Vogelgrippe bleibt Dauerthema im Winter
Die Vogelgrippe – auch Aviäre Influenza genannt – tritt regelmäßig in den kalten Monaten auf. Besonders in der Zeit des Vogelzugs steigt das Risiko, dass infizierte Wildvögel das Virus in Nutzbestände tragen.
Das Virus H5N1 ist hoch ansteckend und kann für Geflügel tödlich sein. Menschen sind in Deutschland bislang kaum betroffen, eine direkte Gefahr für Verbraucher besteht nach Angaben der Behörden nicht, solange Eier und Fleisch korrekt erhitzt werden.
Dennoch gilt: Jeder neue Ausbruch kann für Tierhalter existenzbedrohend sein – denn er führt zu Sperrzonen, Keulungen und Handelsbeschränkungen.
So schützen Geflügelhalter ihre Tiere jetzt
Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, appellieren die Behörden eindringlich an Tierhalter, die Biosicherheitsmaßnahmen konsequent einzuhalten. Das gilt für große Betriebe genauso wie für Hobbyzüchter mit wenigen Tieren im Garten.
Diese Regeln sind jetzt entscheidend:
- Kein direkter oder indirekter Kontakt zwischen Hausgeflügel und Wildvögeln
- Betreten der Ställe nur mit Schutzkleidung und sauberen Schuhen
- Hände gründlich waschen vor und nach dem Kontakt mit den Tieren
- Futter und Einstreu so lagern, dass Wildvögel keinen Zugang haben
- Geflügel nur im Stall oder unter abgedeckten Volieren füttern
- Nur Leitungswasser für Tränken verwenden
- Keine fremden Personen oder Haustiere in die Ställe lassen
- Neue Tiere nur aus geprüften, gesunden Beständen zukaufen
„Wer diese Regeln beachtet, verringert das Risiko deutlich“, heißt es aus dem Agrarministerium. Verstöße können mit empfindlichen Bußgeldern geahndet werden.
Kontrolle und Monitoring laufen auf Hochtouren
Um die Ausbreitung frühzeitig zu erkennen, wurde das landesweite Monitoring-Netz weiter verstärkt. Dabei arbeiten Jäger, Naturschützer, Tierärzte und Behörden eng zusammen.
Es gibt zwei Arten der Überwachung:
- Aktives Monitoring: Untersuchung von erlegten Wildvögeln
- Passives Monitoring: Analyse von tot aufgefundenen Wildvögeln
Diese Untersuchungen liefern wertvolle Daten darüber, wo und wie sich das Virus verbreitet. Auch das Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell ist beteiligt und überwacht mit modernster Technik die Zugrouten vieler Wildvogelarten.
Passanten, die tote Vögel entdecken, sollen diese nicht anfassen, sondern den Fund umgehend dem zuständigen Veterinäramt melden.
Vogelgrippe-Saison hat erst begonnen
Fachleute rechnen damit, dass sich das Virus in den kommenden Monaten weiter ausbreiten wird. Besonders gefährdet sind Regionen mit vielen Gewässern und Rastplätzen für Zugvögel.
Die Behörden raten daher zu Geduld und Wachsamkeit. Schnellschüsse seien nicht hilfreich – entscheidend sei ein besonnenes, fachlich abgestimmtes Vorgehen.
„Wir stehen erst am Anfang der Saison“, heißt es aus Fachkreisen. „Jetzt gilt es, Ruhe zu bewahren, aufmerksam zu bleiben und konsequent zu handeln.“
