Die Krankenkasse DAK-Gesundheit hat kürzlich eine Allensbach-Umfrage veröffentlicht, die ein kritisches Licht auf die aktuelle Lage des Pflegesystems in Deutschland wirft. Die Ergebnisse zeigen ein tiefes Misstrauen und große Sorgen in der Bevölkerung hinsichtlich der zukünftigen Pflegeversorgung.
Umfrageergebnisse: Finanzierung als Kernproblem
Die Umfrage, an der zwei Drittel der Bevölkerung teilnahmen, ergab, dass die Finanzierung als das größte Problem angesehen wird. 70 Prozent der Befragten nannten die hohen Kosten für Pflegebedürftige und ihre Familien bei stationärer Pflege als primäre Belastung. Dicht gefolgt wird dieses Problem vom Personalmangel und fehlenden Pflegekräften, das 68 Prozent der Befragten kritisieren. Eine nachhaltige Finanzierung des gesamten Pflegesystems sehen 64 Prozent als dringend notwendig an. Ebenso viele äußerten Zweifel an der Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger Unterstützung in ihrer Region, sollte der Pflegefall eintreten.
Forderungen der Bevölkerung: Bezahlbarkeit und Finanzierungssicherung
Die überwiegende Mehrheit der Befragten (87 Prozent) erachtet es als wichtigstes Ziel, die Pflege für alle Menschen bezahlbar zu machen. 79 Prozent fordern eine langfristige Sicherung der Finanzierung. Für 73 Prozent ist die Deckelung der Pflegeheimplatzkosten entscheidend, und 71 Prozent wünschen sich eine Vereinfachung des Leistungssystems.
Gerechtigkeit und Armutsrisiko in der Pflege
Ein starkes Gefühl der Ungerechtigkeit herrscht vor: 83 Prozent empfinden es als ungerecht, nach langjähriger Einzahlung in die Pflegeversicherung im Bedarfsfall nicht ausreichend abgesichert zu sein. Dieselbe Anzahl ist überzeugt, dass Pflege für viele Menschen schlicht unbezahlbar ist. Knapp drei Viertel befürchten, durch die Kosten selbst überfordert zu werden, sollten sie pflegebedürftig werden, und setzen Pflege fast unisono mit einem Armutsrisiko für Betroffene und deren Familien gleich.
DAK-Vorstandschef warnt vor Systemkollaps
Andreas Storm, Vorstandschef der DAK, äußerte sich besorgt: „Wir stehen in der Pflege an einem Kipppunkt.“ Er betonte, dass das Vertrauen der Menschen in das Pflegesystem äußerst gering sei und „wegzubrechen droht“. Laut Storm nehmen viele das System als „schlecht, ungerecht und überfordernd wahr“.
Mögliche Lösungsansätze und Skepsis gegenüber Zusatzversicherungen
Um die soziale Pflegeversicherung zukunftssicher zu gestalten, sieht die Mehrheit der Bürger den Staat in der Pflicht. 56 Prozent sprechen sich für staatliche Zuschüsse oder den Einsatz von Steuermitteln aus. Eine Beitragserhöhung für vermögende oder gutverdienende Menschen halten 47 Prozent für den richtigen Weg, während 46 Prozent meinen, Vermögende sollten bei Pflegebedürftigkeit stärker an den Kosten beteiligt werden.
Hinsichtlich der Heimkosten besteht ein klarer Wunsch nach Vermögensschutz: Nur 27 Prozent halten den Einsatz des eigenen Vermögens zur Deckung stationärer Pflegekosten für richtig. Fast zwei Drittel lehnen den Verkauf des Eigenheims im Bedarfsfall ab. Auch die Einführung einer verpflichtenden Pflegezusatzversicherung, wie von der Bund-Länder-Arbeitsgruppe erwogen, findet mit nur 21 Prozent Befürwortung keine breite Unterstützung.
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)

