Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat in einem Interview mit dem Nachrichtenportal T-Online deutliche Kritik an der deutschen Automobilindustrie geäußert. Er bemängelt die aus seiner Sicht mangelnden Fortschritte im Bereich der Elektromobilität.
„Wir haben es in Deutschland leider versäumt, bei der Elektromobilität voranzugehen“, sagte Günther gegenüber T-Online. Er betonte, dass es eine Stärke Deutschlands gewesen wäre, wenn das Land der Automobilindustrie bei modernen Antriebsformen eine führende Rolle eingenommen hätte. Dies hätte den deutschen Autobauern im internationalen Wettbewerb geholfen.
Günther kritisierte zudem die fehlende Ambition der Autobranche bei der Batterieproduktion. „Wir haben so große Autofirmen, die um Marktanteile kämpfen und den Elektromarkt zu wenig in den Blick genommen haben“, so der Ministerpräsident. Mit Blick auf die geplante Batteriefabrik des US-Unternehmens Lyten in Heide, Schleswig-Holstein, nach der Insolvenz der schwedischen Firma Northvolt, zeigte sich Günther enttäuscht: „Dass wir jetzt ein Unternehmen aus den USA brauchen, um an so einem Top-Standort eine Batterieproduktion aufzubauen, wirft kein gutes Bild auf uns.“
Gleichzeitig widersprach Günther Überlegungen innerhalb der CDU, sich vom Klimaziel 2045 zu verabschieden. „Ich verstehe diese Diskussion wirklich nicht“, stellte er klar. „Deutschland war immer stark, weil wir in den Technologien führend und deshalb im Export erfolgreich waren. Das muss wieder so werden. Und dafür dürfen wir unseren Ehrgeiz jetzt nicht zügeln.“
Die Pläne von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), das Ausbautempo der erneuerbaren Energien an den Netzausbau zu koppeln, sieht Günther kritisch. „Mich nervt es auch, dass die Netze in Deutschland bisher nicht gut genug ausgebaut sind“, sagte er. Die Antwort darauf müsse aber sein, die Netze schneller auszubauen. Er verwies auf Schleswig-Holstein, wo dies gelungen sei. „Wir müssen schon aufpassen, dass die Prioritäten weiterhin richtig gesetzt werden. Dann kann das alles gut funktionieren.“
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)