Aufklärung vor Start nötig

Umfrage zum Start der ePA in Praxen zeigt Aufklärungsbedarf

Kurz vor der geplanten Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) zum 1. Oktober 2025 offenbart eine aktuelle Umfrage des AOK-Bundesverbands erhebliche Informationslücken bei den Versicherten. Trotz der bevorstehenden Verpflichtung für Ärzte sind viele Patienten laut der Forsa-Befragung noch nicht ausreichend mit dem Konzept und den Funktionen der ePA vertraut.
Umfrage zum Start der ePA in Praxen zeigt Aufklärungsbedarf
Umfrage zum Start der ePA in Praxen zeigt Aufklärungsbedarf
Patient mit Infusionsständer (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Folge uns auf:

Die digitale Revolution im Gesundheitswesen steht vor der Tür: Ab dem 1. Oktober 2025 wird die Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA) in Arztpraxen, Kliniken und Apotheken verpflichtend. Doch eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbands enthüllt, dass ein Großteil der Bevölkerung noch nicht ausreichend auf diese Neuerung vorbereitet ist. Die Ergebnisse, die von den Zeitungen der Funke-Mediengruppe veröffentlicht wurden, zeigen deutlichen Nachholbedarf bei der Bekanntheit des Angebots.

Die Befragung von 8.509 gesetzlich Versicherten über 18 Jahren, die zwischen dem 18. August und 4. 2025 stattfand, legt offen: 84 Prozent der Befragten, die seit Januar 2025 einen Arzt besucht haben, gaben an, dass die ePA in der Arztpraxis bisher kein Thema war. Lediglich 9 Prozent wurden aktiv von medizinischem Personal darauf angesprochen, während nur 6 Prozent das Thema selbst initiierten.

Trotz der mangelnden proaktiven Kommunikation besteht auf Patientenseite ein hohes Interesse an der ePA. 88 Prozent der gesetzlich Versicherten möchten zukünftig über die ePA Gesundheitsdaten wie Arztbriefe oder Laborbefunde einsehen können. Das Interesse, selbst Dokumente in der ePA zu speichern und für Ärzte zugänglich zu machen, ist mit 63 Prozent Zustimmung ebenfalls ausgeprägt, wenngleich 18 Prozent hier ablehnend reagieren.

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) äußerte sich kritisch zur aktuellen Situation. Sie betonte gegenüber den Funke-Blättern: „Mit dem 1. Oktober beginnt die Pflicht zur Befüllung der ePA für Leistungserbringer, zum 1. Januar 2026 stellen wir die elektronische Patientenakte scharf.“ Ab diesem Zeitpunkt drohen Sanktionen für Ärzte, die der Pflicht nicht nachkommen. Die Ministerin wies darauf hin, dass der Gesetzgeber „großzügige Fristen eingeräumt“ habe und ein Großteil der Praxen und Krankenhäuser bereits angebunden sei. Dennoch fordert sie eine beschleunigte Schaffung der technischen Grundlagen, um eine flächendeckende Befüllung zu ermöglichen.

Gesundheitsökonom Wolfgang Greiner von der Bielefeld unterstreicht die Notwendigkeit einer umfassenden Aufklärung über den Nutzen der ePA. Er warnt: „Anders als beim Online-Banking wird das kein Selbstläufer sein, da der Nutzen im Alltagsleben der Menschen nicht ganz so offensichtlich ist.“ Greiner hebt hervor, dass auch über die Möglichkeit, einzelne Informationen zu löschen, aufgeklärt werden müsse. Zugleich mahnt er zur Vorsicht, da voreilige Löschungen unerwünschte Folgen haben könnten, etwa wenn wichtige Informationen über Wechselwirkungen von Medikamenten fehlen.

Greiner fordert zudem, dass perspektivisch auch selbst generierte Gesundheitsdaten wie Blutzucker- oder Blutdruckwerte sowie Daten aus Gesundheits-Apps oder Wearables in die ePA integriert werden sollten. Hierfür sei eine standardisierte und strukturierte Dokumentation nötig. Auch Erklärungen zu Organ- und Gewebespenden sowie Hinweise auf Vorsorgevollmachten oder Patientenverfügungen sollten digital hinterlegt werden können.

Die Bundesdatenschutzbeauftragte Louisa Specht-Riemenschneider fordert weitere Optimierungen, insbesondere beim Rechtemanagement der Versicherten. Sie würde sich datenschutzpolitisch mehr Einstellungsmöglichkeiten wünschen, etwa eine dokumentengenaue Löschung. Obwohl das SGB V bereits vielfältige Widerspruchsmöglichkeiten vorsehe, sei eine präzisere Kontrolle durch die Versicherten wünschenswert. Specht-Riemenschneider kündigte an, künftige Ausbaustufen der ePA genau zu analysieren und die Verantwortlichen proaktiv zu beraten, um Datenschutzverstöße zu verhindern.

Der Chaos Computer Club (CCC) hatte Ende letzten Jahres Sicherheitslücken in der ePA aufgedeckt, diese wurden jedoch nach Angaben der dts Nachrichtenagentur behoben.

(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)

Anzeige

Das Könnte Sie auch interessieren

Mehr von InsideBW.de

Das könnte dich auch Interessieren – mehr aus dem Netz

Anzeige

Neueste Artikel