Hoffmeister-Kraut machte deutlich, dass ein einfaches „Weiter so“ in der Politik keine Option sei. Stattdessen brauche es einen Realitätscheck, Pragmatismus und gesunden Menschenverstand. Ihre Forderung: Die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie müsse so schnell wie möglich wiederhergestellt werden.
Branche unter massivem Druck
Kaum ein anderer Wirtschaftszweig ist derzeit so stark von verschiedenen Belastungen betroffen wie die Automobilindustrie. Die Nachfrage schwächelt, die Kosten steigen, Absatzmärkte brechen weg und geopolitische Krisen verschärfen die Lage zusätzlich. Besonders problematisch sei nach Ansicht der Ministerin, dass aus Brüssel gleichzeitig neue Vorschriften und Verbote auf den Tisch gelegt würden, die der Branche zusätzliche Lasten aufbürden könnten.
„Während unsere Unternehmen ums Überleben kämpfen, drohen weitere Regulierungen, die die Wettbewerbsfähigkeit endgültig untergraben würden. Damit stehen zigtausende weitere Arbeitsplätze auf dem Spiel“, warnte Hoffmeister-Kraut. Es gehe nicht darum, einzelne Unternehmen an den Pranger zu stellen oder vergangene Managemententscheidungen zu kritisieren. Vielmehr müsse man die Menschen im Blick behalten, deren Lebensunterhalt direkt von der Industrie abhänge.
Kritik an der EU-Politik
Besonders deutlich wurde die Wirtschaftsministerin in ihrer Kritik an den Plänen der Europäischen Union. Aus ihrer Sicht ist es ein Irrweg, die Transformation mit immer neuen Vorschriften steuern zu wollen. „Wenn Europa weiterhin glaubt, mit immer neuen Auflagen die Richtung vorzugeben, steuern wir geradewegs in eine wirtschaftliche Sackgasse“, sagte sie.
Statt Überregulierung brauche es verlässliche Rahmenbedingungen, die Investitionen ermöglichen und Innovationen fördern. Für Hoffmeister-Kraut ist klar: Die Stärke Europas liegt in seiner Innovationskraft, nicht in Bürokratie. „Es ist nicht die Aufgabe der Europäischen Union, mit überzogenen Vorgaben ganze Industrien zu strangulieren. Wir müssen Vertrauen in die Unternehmen setzen und ihnen die Freiheit geben, technologische Lösungen zu entwickeln.“
Maßnahmen für mehr Wettbewerbsfähigkeit
Um den Standort wieder auf Kurs zu bringen, hat Hoffmeister-Kraut einen klaren Forderungskatalog vorgelegt. An oberster Stelle steht für sie die Senkung der Energiekosten – sowohl für die Verbraucherinnen und Verbraucher von Elektroautos als auch für die gesamte Industrie. Bezahlbarer Ladestrom und wettbewerbsfähige Strompreise seien entscheidend, um die Transformation erfolgreich zu gestalten.
Hinzu komme der schnelle Ausbau einer leistungsfähigen Ladeinfrastruktur, die Investitionen in neue Technologien begünstigen müsse. Ebenso wichtig sei es, internationale Handelsbeschränkungen abzubauen und neue Märkte zu erschließen. Nur mit einem Bündel an Maßnahmen könne es gelingen, Wertschöpfung, Wachstum und Wohlstand zu sichern.
Gespräche auf der IAA Mobility
Die bevorstehende IAA Mobility in München nutzt die Ministerin als Plattform, um ihre Forderungen noch einmal deutlich zu machen. Dort will sie mit Vertreterinnen und Vertretern führender Automobil- und Zulieferunternehmen sprechen, darunter auch VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Zudem ist ein Treffen mit Victor Fedeli, dem Wirtschaftsminister der kanadischen Provinz Ontario, geplant. Kanada sei ein hochinnovativer Standort, so Hoffmeister-Kraut, mit dem Baden-Württemberg künftig enger zusammenarbeiten wolle. „Die Zukunft unserer Industrie liegt auch in starken internationalen Partnerschaften“, erklärte sie.
Unterstützung für den Mittelstand
Neben den großen Konzernen hat die Ministerin vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen im Blick. Sie spüren den Transformationsdruck besonders stark, weil ihnen oft die finanziellen und personellen Ressourcen fehlen, um große Sprünge in Digitalisierung oder Qualifizierung zu machen. Am 11. September will Hoffmeister-Kraut deshalb in der Region Neckar-Alb zwei Werke der Automobil- und Maschinenbauindustrie besuchen und den Austausch mit regionalen Netzwerken suchen. Diese leisteten, so die Ministerin, wertvolle Arbeit, die glücklicherweise auch durch Bundesmittel weiter gefördert werde.
Fazit
Hoffmeister-Kraut hat die Debatte vor der IAA Mobility 2025 zugespitzt. Sie warnt vor weiteren Arbeitsplatzverlusten und einem schleichenden Verlust an Wettbewerbsfähigkeit. Ihr Appell an die Europäische Union ist unmissverständlich: Statt die Branche mit neuen Vorschriften zu belasten, müsse sie auf Technologieoffenheit, Innovation und Standortstärkung setzen. Nur dann könne Baden-Württemberg seine Rolle als Herzstück der deutschen Automobilindustrie behaupten.