Die Nachricht von seinem Ableben trifft die deutsche Sportwelt in einer ohnehin schon melancholischen Phase, kurz nach dem ebenfalls vermeldeten Tod von Weltmeister Frank Mill. Potofskis Tod markiert das endgültige Verstummen einer Stimme, die über Jahrzehnte hinweg ein Synonym für Fußball-Berichterstattung war. Er war nicht nur ein Chronist des Spiels, sondern ein echter Wegbegleiter für die Fans – eine Legende, deren Status sich aus Langlebigkeit, Pioniergeist und einer tiefen, menschlichen Verbindung zum Publikum speiste.
Der Pionier – Wie Potofski mit RTL das Sportfernsehen revolutionierte
Ulli Potofskis Karriere ist untrennbar mit der Revolution des deutschen Fernsehmarktes verbunden. Als er in den späten 1980er-Jahren bei RTL anfing, betrat er eine Medienlandschaft, die von den öffentlich-rechtlichen Sendern dominiert wurde. Mit der Moderation der Sendung „Anpfiff“ wurde er zu einem der Pioniere, die dem Privatfernsehen im Sport ein Gesicht und eine Stimme gaben. Seine Art der Berichterstattung war ein bewusster Bruch mit dem bis dahin gewohnten, eher nüchternen Stil. Potofski verband fachliche Expertise mit einem zugänglichen, oft trockenen Humor und machte Fußball so zu einem Unterhaltungsformat für ein breites Publikum.
Seine Vielseitigkeit stellte er eindrucksvoll unter Beweis, als er für den Kölner Privatsender auch abseits des Fußballplatzes im Einsatz war. In der Hochphase des deutschen Tennisbooms berichtete er aus Wimbledon und begleitete die Ära von Boris Becker. Diese Bandbreite unterstrich seine umfassende sportjournalistische Kompetenz. Potofskis Werdegang ist somit mehr als nur eine persönliche Erfolgsgeschichte; er ist ein Spiegelbild der Entwicklung der deutschen Sportmedien. Seine Laufbahn, die bei RTL begann, führte ihn über das DSF (heute Sport1) bis hin zu Sky und zeichnet den Wandel von der frei empfangbaren Massenunterhaltung hin zum spezialisierten Pay-TV-Modell nach. In jeder dieser Phasen war Potofski nicht nur dabei, er war eine prägende Figur.
Die Stimme der Bundesliga – Konstanz und Kult bei Sky
Nach seinem Abschied von RTL im Jahr 2006 fand Potofski bei Sky eine neue Heimat und festigte dort seinen Kultstatus. Für den Pay-TV-Sender war er über ein Jahrzehnt lang eine Konstante und wurde zu einer vertrauten Stimme für eine neue Generation von Fußballfans. Seine Leidenschaft für den Sport war ungebrochen; noch in der vergangenen Saison berichtete er regelmäßig aus den Bundesliga-Stadien und bewies eine bemerkenswerte Arbeitsethik und Ausdauer.
Besonders bezeichnend für seine authentische Liebe zum Fußball war sein Einsatzfeld in den letzten Jahren. Er war vor allem bei Spielen der 2. Bundesliga zu hören. Dies war keineswegs ein Abstieg aus dem Rampenlicht, sondern vielmehr ein Beleg für seine Bodenständigkeit und seinen Purismus. In einer Medienwelt, die sich oft auf die Glamour-Welt der ersten Liga konzentriert, zeigte Potofskis Engagement für das „Unterhaus“ seine tiefe Verbundenheit zum Kern des Sports – zu den Vereinen, den Fans und den Geschichten, die abseits der großen Schlagzeilen geschrieben werden. Diese Hingabe machte ihn für das Kernpublikum des Fußballs besonders glaubwürdig und nahbar.
„Mehr als nur ein Spiel“ – Potofskis unvergessener Stil in Zitaten
Was Ulli Potofski zur Legende machte, war nicht nur, was er sagte, sondern wie er es sagte. Sein Stil war eine einzigartige Mischung aus lakonischem Witz, fast philosophischen Betrachtungen und einer entwaffnenden Schlichtheit, die das Wesentliche auf den Punkt brachte. Seine Sprüche wurden zu geflügelten Worten, die seine besondere Art, die Welt des Sports zu sehen, perfekt einfingen.
Der Mensch hinter dem Mikrofon – Publikumsliebling mit Herz und Humor
Abseits der Kommentatorenkabine zeigte Ulli Potofski eine Seite von sich, die ihn endgültig in die Herzen eines breiten Publikums beförderte. Seine Teilnahme an der RTL-Tanzshow „Let’s Dance“ im Jahr 2016 an der Seite der Profitänzerin Kathrin Menzinger wurde zu einem denkwürdigen TV-Moment. Obwohl er, wie es in Berichten hieß, über ein „überschaubares Talent“ im Tanzen verfügte, avancierte er zum absoluten Publikumsliebling.
Sein Erfolg in der Show basierte nicht auf technischer Perfektion, sondern auf seiner authentischen, selbstironischen und zutiefst sympathischen Art. Er nahm sich selbst nicht zu ernst und zeigte eine Verletzlichkeit, die ihn menschlich und nahbar machte. Die öffentliche Zuneigung bewies, dass das Publikum Authentizität und Charakter höher bewertete als makellose Leistung. Diese Erfahrung erlaubte es den Zuschauern, den Menschen hinter der professionellen Reporterstimme zu entdecken, was seine Beliebtheit weiter festigte. Ein kleines, aber berührendes Zeugnis der persönlichen Verbindungen, die er knüpfte, ist die Reaktion von Kathrin Menzinger, die seinen letzten Instagram-Post mit drei Herzen kommentierte.
„In guten wie in schlechten Zeiten“ – Ein letzter, bewegender Gruß und das Vermächtnis
Sein letztes öffentliches Lebenszeichen, gesendet nur rund vier Wochen vor seinem Tod, gewinnt nun eine tragische und tief berührende Bedeutung. Am 6. Juli postete Potofski auf seinem Instagram-Kanal ein Foto von sich und seiner Lebensgefährtin Nadja. Dazu schrieb er Worte, die heute wie ein Abschiedsgruß klingen und die nun auf seinem Profil angepinnt sind, als ewiges Denkmal seiner Liebe und Dankbarkeit:
„In guten wie in schlechten Zeiten! Meine Lebensgefährtin Nadja war immer da! Ist immer da! Seit über 10 Jahren! Danke – auf die nächsten Jahre in Liebe und Zuversicht!!!“
Die Hoffnung auf „die nächsten Jahre“, die aus diesen Zeilen spricht, sollte sich auf tragische Weise nicht erfüllen. Nur wenige Wochen waren dem Paar noch vergönnt. Diese letzten Worte zeigen den privaten Ulli Potofski – einen liebenden Partner, der seine Dankbarkeit öffentlich teilte. Sein Tod bedeutet, dass seine Stimme im Fernsehen, die so viele Jahre ein fester Bestandteil des deutschen Sports war, für immer versiegen wird. Doch sein Vermächtnis bleibt: das eines herausragenden Journalisten, eines humorvollen Unterhalters und eines warmherzigen Menschen, der den Sport und das Leben mit einer einzigartigen Mischung aus Professionalität, Witz und Menschlichkeit bereicherte.