Das Ermittlerduo Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) gerät in seinem 36. Fall zwischen alle Fronten. Nach dem Tod des jungen Aktivisten Jakob Volkmann im Zuge einer Demonstration geraten Polizei, Staatsschutz, Rechtsextreme und die sozialen Medien in ein explosives Wechselspiel. Die zentrale Frage: Ist Volkmann ein Opfer brutaler Polizeigewalt – oder Teil eines radikalen Plans zur Destabilisierung der Demokratie?
© ORF/Landsiedl/Petro Domenigg
Von der Demo zum Polit-Thriller: Was passiert im neuen Tatort?
Die Geschichte beginnt inmitten eines wütenden Protestmarsches durch die Wiener Innenstadt. Die Stimmung ist aufgeheizt. Als Demonstranten versuchen, das Regierungsviertel zu stürmen, greift die Polizei hart durch – und plötzlich liegt ein Toter auf der Straße.
© ORF/Petro Domenigg
Der Tote: Jakob Volkmann, Aktivist, Systemkritiker, polizeibekannt. Die Ermittler Moritz Eisner, Bibi Fellner und die junge Kollegin Meret Schande (Christina Scherrer) nehmen die Spur auf – und stoßen bald auf eine gewaltbereite, europaweit vernetzte rechtsextreme Gruppe, die den Staat stürzen will. Volkmanns schwangere Freundin Katja Ralko (Julia Windischbauer) ist tief verstrickt in die Szene.
Politik, Polizei, Populismus – und die Suche nach der Wahrheit
Was diesen Fall von anderen Tatort-Folgen unterscheidet, ist seine Radikalität in der Darstellung gesellschaftlicher Bruchlinien. Der Film konfrontiert die Zuschauer mit der Frage: Wem kann man noch trauen? Ist der Staat Verteidiger der Ordnung – oder Teil des Problems?
© ORF/Petro Domenigg
Harald Krassnitzer betont: „Wir sehen klare Anzeichen eines kalten Putsches.“ Und: „Die Rechtspopulisten in Europa stehen voll hinter Autokraten wie Trump.“
Sein Kommissar Eisner ist sichtlich überfordert mit der Geschwindigkeit der politischen Entwicklungen – und reagiert sensibel auf jede Form von Autorität. Auch Adele Neuhauser findet klare Worte: „Man hat das Gefühl, auf den Straßen ist die Hölle los.“ Die Szenen in Wien sind apokalyptisch inszeniert – mit brennenden Autos, kreisenden Hubschraubern und Massenaufläufen.
Ein Tatort als Kommentar zur Lage Europas?
Regisseur und Autor Rupert Henning inszeniert die Geschichte bewusst als Politkrimi mit dokumentarischer Wucht. Seine Einschätzung: „Wir befinden uns in einem permanenten Ausnahmezustand.“
Die Protestszene ist im Film bewusst diffus gehalten. Rechte, Linke, Querdenker, Esoteriker und Wutbürger marschieren Seite an Seite. Was sie eint: Ablehnung von Staat, Medien und Wissenschaft. Die Frage: Wer profitiert vom Chaos?
© ORF/Petro Domenigg,
Henning verweist auf die Realität: „Studien zeigen, dass inzwischen ein Drittel der Bevölkerung zumindest teilweise an Verschwörungstheorien glaubt.“
Die Ermittler selbst geraten unter Druck – nicht nur durch die Politik, sondern auch durch persönliche Zweifel. Eisner fixiert sich früh auf Polizeigewalt als Ursache für den Tod. Seine Kollegin Bibi bleibt gelassener – auch, weil sie mit ihrem Humor einen anderen Zugang zur Welt hat.
Zwischen Wahrheit und Zweifel – was bleibt nach dem Film?
Dieser Tatort will kein simples Krimipuzzle sein. Er will aufrütteln, irritieren, Fragen stellen. Denn klar ist: Der Mörder ist hier nicht das eigentliche Problem. Es geht um das System, das Vertrauen, das verloren geht – und um die Demokratie, die zur Zielscheibe wird.
Julia Windischbauer bringt es auf den Punkt: „Das Dazugehören ist meiner Figur wichtiger als eine politische Botschaft.“ Und genau das macht die Geschichte so erschreckend real.
„Tatort“ aus Wien: Aufstand, Verschwörung, Staatskrise – aber überzeugt der Politkrimi wirklich?
Die Ausgangsidee ist hochaktuell – Verschwörungsideologien, Populismus und ein möglicher Sturz demokratischer Strukturen. Doch bei der Umsetzung hakt es.
Der Tatort will laut sein – ist aber oft nur laut im Ton, nicht im Bild. Das demonstrativ eingesetzte Sirenengeheul, Geschrei und Protest-Geraune wird akustisch vermittelt, aber nicht visuell untermauert. Der Grund: Es fehlt an Komparsen, Budget und Wucht.
© ORF/Petro Domenigg
Auch die Story selbst überfordert stellenweise – vor allem das Ermittlerduo. Moritz Eisner wirkt mitunter fahrig, Bibi Fellner versucht mit Schmäh und Ruhe zu kontern. Die beste Szene? Die zwischenmenschlichen Momente der beiden.
Fazit der Kritik: Zwei von vier Pistolen – ein spannender Ansatz, aber schwach umgesetzt. Eher etwas für eingefleischte Fans.
Wer ist dabei? Die Besetzung des „Tatort: Wir sind nicht zu fassen“
Neben den bekannten Gesichtern aus Wien gibt’s zahlreiche neue Rollen, darunter die radikale Szene und Volkmanns Familie:
- Harald Krassnitzer als Moritz Eisner
- Adele Neuhauser als Bibi Fellner
- Christina Scherrer als Meret Schande
- Julia Windischbauer als Katja Ralko
- Tilman Tuppy als Jakob Volkmann
- Julia Edtmeier, Dominik Warta, Günter Franzmeier, Hubert Kramar, Daniela Gaets, Andreas Simma u. v. m.
Sendetermin
„Tatort – Wir sind nicht zu fassen“
Sonntag, 1. Juni 2025
20:15 Uhr, Das Erste
Wiederholungstermine und Mediathek: Wann läuft der Wiener „Tatort“ nochmal?
Wer die Erstausstrahlung des neuen Wiener „Tatort – Wir sind nicht zu fassen“ am 1. Juni 2025 verpasst hat, bekommt gleich mehrere Chancen, die Folge nachzuholen. Neben den Wiederholungen im Fernsehen steht der Krimi auch in der ARD-Mediathek im Stream bereit – und das sogar für ein ganzes Jahr.
Wiederholungstermine im Überblick:
- Sonntag, 1. Juni 2025, 21:45 Uhr – ONE
- Montag, 2. Juni 2025, 04:10 Uhr – ONE
- Dienstag, 3. Juni 2025, 01:10 Uhr – Das Erste (ARD)