Erfahren Sie, wo Sie Fjordlandschaften wie in Norwegen, Schlösser wie in Frankreich, Strände wie in Italien oder gar tropische Stelzenhäuser wie in der Südsee finden. Packen Sie Ihre Neugier ein und begleiten Sie uns zu elf überraschenden Orten unter dem Motto: „Ist das wirklich Baden-Württemberg?“
Stelzenhäuser wie auf den Malediven: Pfahlbauten am Bodensee
Südsee-Architektur am Schwäbischen Meer: In Unteruhldingen am Bodensee erhebt sich ein Dorf aus Holzhütten auf Stelzen aus dem Wasser – fast wie die Luxus-Bungalows auf den Malediven. Tatsächlich handelt es sich um stein- und bronzezeitliche Pfahlbauten, detailgetreu rekonstruiert im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen, dem ältesten archäologischen Freilichtmuseum Deutschlands. Über hölzerne Stege schlendern Besucher zwischen den strohgedeckten Hütten hindurch und blicken durch die Latten direkt in den glasklaren Bodensee, wo Fische vorbeiziehen. Hier fühlt man sich in eine andere Welt versetzt: kleine Häuser über dem Wasser, idyllisch verbunden durch Stege – wie ein Mini-Inselparadies, nur ohne Palmenschirme.

Foto: © Pfahlbaumuseum/A. Mende
Im Museumsdorf – Teil des UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“– werden vergangene Lebenswelten lebendig: Kinder flitzen begeistert von Hütte zu Hütte, staunen über steinzeitliche Werkzeuge und erleben im „Archaeorama“ via 360°-Simulation einen virtuellen Tauchgang in die Geschichte. Die Anlage zählt heute zu den größten archäologischen Freilichtmuseen Europas. Ein Besuch in diesem Pfahldorf ist wie eine kleine Zeitreise in tropische Gefilde, nur dass sie am Bodensee endet – und mit unvergesslichen Bildern auf der Kamera!
Weite Wildnis wie in Skandinavien: Höhen des Schwarzwalds
Im Höhen-Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord erwartet einen ein Landschaftsbild wie in Schweden oder Norwegen. Tief eingeschnittene Täler, blanke Felsabbrüche und rauschende Bäche prägen das Bild. Auf den Hochplateaus liegen dunkle Wälder und offene Moore, in denen knorrige Kiefern im Nebel stehen – man wähnt sich fast in Lappland. Besonders rund um Kaltenbronn (nahe Gernsbach) entfaltet sich diese nordisch anmutende Szenerie: Das Hochmoorgebiet mit dem sagenumwobenen Wildsee bietet einsame Pfade auf Holzstegen durch subarktisch wirkende Moorflächen.

Foto: Luis Scheuermann – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link
Seen, Wälder, Moore – so sieht es nicht nur in Kanada, sondern auch im Schwarzwald aus. Hier oben, weitab von Dörfern, findet man eine Stille und Weite, die an Skandinaviens Natur erinnert. Wanderer genießen auf Panoramawegen Ausblicke bis zum Horizont, während Kinder gern „Moorforscher“ spielen und fleischfressende Sonnentau-Pflänzchen entdecken. Und wenn die Beine müde werden, wartet ein besonderer Spaß: Eine Pferdekutsche kann mancherorts gemietet werden, um gemütlich durch die Wälder zu rollen – fast wie eine Tour im skandinavischen Fjell, nur eben im Schwarzwald. So viel Nordland-Flair liegt näher, als man denkt!
Barocke Baukunst wie in Frankreich: Residenzschloss Ludwigsburg
Die symmetrisch angelegten Beete, sprudelnden Fontänen und prunkvollen Fassaden lassen französische Lebensart aufscheinen – weshalb das Ensemble nicht umsonst als das „schwäbische Versailles“ gilt. Tatsächlich zählt die Anlage mit 452 Räumen und einem 32 Hektar großen Park zu den größten original erhaltenen Barockschlössern Europas. Statt drängelnder Touristenmassen genießt man hier relative Ruhe, um die Architektur und Gartenschönheit auf sich wirken zu lassen. Im prachtvollen Inneren darf man im Gegensatz zu vielen anderen Museen sogar mitmachen und anfassen: Im sogenannten Kinderreich schlüpfen kleine Besucher in Königsgewänder und dürfen nach Herzenslust das höfische Leben spielerisch erkunden.

Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Niels Schubert
Während die Kleinen als Prinzen und Prinzessinnen posieren, flanieren die Erwachsenen durch das Schloss und die Orangerie, staunen über verspiegelte Säle und Deckenfresken. Ein Spaziergang durch den Schlossgarten – vorbei an Orangenbäumen, Skulpturen und einem kleinen Kanal – rundet das royale Erlebnis ab. So kommt im Herzen Württembergs beinahe französische Lebensart auf, nur ein Croissant fehlt vielleicht zum Glück.
Magische Blaue Lagune wie in der Karibik: Der Blautopf in Blaubeuren
Tropisches Türkis im Schwabenland: Versteckt am Rande der Schwäbischen Alb in Blaubeuren liegt der Blautopf – ein Quellsee, dessen intensiv blau-grüne Farbe atemberaubend ist. Sattes, karibikblaues Wasser, wie man es sonst nur in tropischen Lagunen erwartet, füllt das Becken inmitten von Wald. Kein Wunder, dass sich um den Blautopf Legenden ranken: Eine Märchenkulisse wie aus 1001 Nacht oder eben doch eine Laune der Natur? Das Wasser schimmert je nach Lichteinfall smaragdgrün bis kobaltblau, so klar, dass man bis auf den Grund schauen möchte – doch dieser liegt über 20 Meter tief.

Baden ist zwar verboten (und wäre mit nur 9°C auch erfrischend kühl), aber der Anblick allein erfrischt die Seele. Ein Spaziergang um den nur 40 m durchmessenden Quellsee dauert keine zehn Minuten, doch man bleibt unwillkürlich länger stehen, gebannt vom Farbenspiel: Das Blau wirkt beinahe unwirklich, wie ein Stück Karibik in Schwaben. Im Hintergrund klappert eine alte Mühle malerisch vor sich hin, und ein kleiner Bach – die junge Blau – fließt aus dem Blautopf heraus. Dieses Naturwunder zeigt eindrucksvoll, dass man exotische Anblicke direkt vor der Haustür finden kann. Wer hier steht, fragt sich ungläubig: So ein Blau in Baden-Württemberg? Ja, und wie!
Burgromantik wie in Schottland: Hohentwiel und Schloss Lichtenstein
Mystische Festungen auf Klippen: Nebelschwaden umhüllen am frühen Morgen die Ruine Hohentwiel bei Singen – man fühlt sich in die schottischen Highlands versetzt. Auf einem erloschenen Vulkan thront Deutschlands größte Festungsruine, umgeben von wilden Felsklippen und Weinbergen. Diese Burgkulisse hat schon etwas von den mystischen Highlands: rau, geschichtsträchtig, erhaben. Nicht umsonst diente der Hohentwiel einst als uneinnehmbare Festung und bietet heute auf seinem Plateau einen Rundblick bis zu den Alpen an klaren Tagen.

Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Achim Mende
Ähnlich filmreif präsentiert sich rund 70 km entfernt das Schloss Lichtenstein am Albtrauf – auch bekannt als das „Märchenschloss Württembergs“. Dieses neugotische Kleinod klebt förmlich auf einem steilen Felsen über dem Abgrund und erinnert an die romantischen Burgen aus Fantasy-Filmen. Seine weißen Türme und Zinnen könnten ebenso gut in einem Harry-Potter-Schloss auftauchen.

Tatsächlich wurde Schloss Lichtenstein als verzaubertes Dornröschenschloss in einem Märchenfilm verewigt. Die Kombination aus rauer Natur und verträumter Architektur lässt Besucher staunen: Ist man in den schottischen Lowlands oder doch in Schwaben? Sobald man über die Zugbrücke tritt, glaubt man fast den Dudelsack im Wind zu hören. Ob Burgruine Hohentwiel mit ihrer wilden Aura oder Schloss Lichtenstein mit seiner märchenhaften Anmutung – beide entführen in Gedanken weit weg, nach Schottland oder ins Reich der Sagen, obwohl sie fest im „Ländle“ verankert sind.
Blumenmeer wie in Holland: Insel Mainau im Bodensee
Zur Tulpenblüte von März bis Mai glaubt man auf der Insel Mainau im Bodensee, man wäre in Holland gelandet. Über eine Million Tulpen und andere Frühlingsblumen verwandeln die Insel jedes Jahr in einen strahlenden Blütenteppich. Tulpen in allen Farben recken sich in die Frühlingssonne und zaubern Farbfelder wie in den Niederlanden – und das mitten im Schwäbischen Meer. Spaziergänger wandeln auf der sogenannten Frühlingsallee durch ein Meer aus Gelb, Rot und Rosa, während der Duft von Hyazinthen in der Luft liegt.

Foto: Insel Mainau/Peter Allgaier
Aber auch nach der Tulpenzeit geht das Blüten-Spektakel weiter: Hunderte Rhododendren und duftende Rosen übernehmen im Sommer, und im Herbst blühen über 11.000 Dahlien um die Wette. Mainau trägt den Beinamen „Blumeninsel“ absolut zu Recht. Beim Flanieren durch den italienischen Rosengarten, vorbei an Orangerie und Barockschloss, vergisst man leicht, dass man sich nicht im Keukenhof der Niederlande befindet. Selbst Palmen und Zitronenbäume gedeihen hier dank mildem Bodenseeklima – mediterranes Flair inklusive. Ein besonderes Schauspiel ist die jährliche Kürbisausstellung im Herbst, wenn riesige Kürbiskreationen die Parklandschaft zieren. Doch die größte Bühne gehört den Tulpen: Wer im April/Mai kommt, den empfängt Mainau mit einem Farbenschaum wie aus einem holländischen Gemälde. Da reibt sich mancher verwundert die Augen und fragt sich: Sind wir noch am Bodensee oder schon in Holland? – Die Antwort: Mainau bietet beides in einem!
Strandleben wie in Italien: Sonnige Ufer am Bodensee
Warum bis Rimini fahren, wenn auch der Bodensee Dolce Vita bietet? An warmen Sommertagen verwandeln sich viele Bodenseeufer in kleine Adria-Paradiese: Sandstrände, an denen Kinder Sandburgen bauen, Liegewiesen voller Sonnenanbeter, dazu Strandcafés mit Gelato und Cappuccino – das ist Urlaubsgefühl wie in Italien. Besonders die Strandbäder von Konstanz bis Überlingen bieten feinen Sand und flach abfallendes Wasser, ideal auch für kleine Kinder. Palmen in Kübeln und bunte Sonnenschirme verstärken die mediterrane Atmosphäre. Im Hintergrund glitzert der weite See, den man nicht umsonst das „Schwäbische Meer“ nennt. Segelboote kreuzen am Horizont, während am Ufer Beachvolleyball gespielt wird.

Foto: MTK / Leo Leister
Wassersportler kommen hier ebenfalls auf ihre Kosten: Segeln, Windsurfen, Stand-Up-Paddling oder gemütlich Tretboot fahren – alles möglich, fast wie an der italienischen Küste. Ein abendlicher Bummel an der Uferpromenade von Meersburg oder Lindau mit einem Gelato in der Hand könnte genauso gut in einem Ferienort am Gardasee stattfinden: Es gibt Eisdielen, Hafenkulissen und laue Lüftchen. Nur die Alpenkulisse weit im Süden erinnert daran, dass wir doch am Bodensee sind – und sie verleiht dem “Beach-Urlaub” sogar einen zusätzlichen Reiz. Der einzige Unterschied zur Adria: Das Wasser ist süß statt salzig, und Quallen sucht man vergeblich. Ansonsten heißt es hier wie dort: Badehose an, Sonnenbrille auf und la vita è bella – am Bodenseestrand in Baden-Württemberg.
Zauber des Orients wie im Osmanischen Reich: Moschee von Schwetzingen
Mitten in einem barocken Schlossgarten steht plötzlich eine rosa-roten Moschee mit geschwungenen Kuppeln und filigranen Minaretten – ein Anblick wie in Istanbul oder Kairo. Die Rede ist von der Moschee im Schlossgarten Schwetzingen, die Ende des 18. Jahrhunderts vom Kurfürsten Carl Theodor erbaut wurde. Zwei zierliche Minarette ragen empor, flankieren einen runden Kuppelbau mit Arkadengängen – dieser Bau könnte auch irgendwo in der Türkei stehen. Doch statt Muezzin-Ruf herrscht hier beschauliche Stille, unterbrochen vom Vogelzwitschern des Schlossparks.

Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Günther Bayerl
Die Schwetzinger Moschee diente nie primär dem Gebet, sondern war Ausdruck der damaligen Orientbegeisterung und Toleranzideen des Kurfürsten. Beim Spaziergang durch den Garten staunt man über die Detailtreue: arabeske Ornamente, kleine Kuppeln und Innenhöfe lassen einen im Geiste durch persische Gärten wandeln. Orientalisches Flair liegt über dem Place, besonders wenn die Sonne die Fassade in warmes Licht taucht. Zwischen barocken Hecken und Kanälen wirkt das islamische Bauwerk zugleich exotisch und harmonisch. Es symbolisiert die Verbindung von Orient und Okzident schon vor über 200 Jahren. Besucher fühlen sich in den Morgenland-Traum versetzt: Ein paar Schritte weiter flaniert man wieder an klassizistischen Statuen vorbei, aber hier – an der Moschee – hält man inne und genießt den architektonischen Kulturenmix. So nah kann der ferne Orient sein: in Schwetzingen, Baden-Württemberg.
Canyon wie im Wilden Westen: Das Obere Donautal
Steile Kalkfelswände, die sich links und rechts eines Flusses auftürmen, enge Schluchten und darüber kreisende Greifvögel – dieses Schauspiel erwartet einen im Oberen Donautal. Die junge Donau hat sich südlich von Sigmaringen tief in die Schwäbische Alb eingeschnitten und eine Landschaft geformt, die an den amerikanischen Grand Canyon erinnert (nur alles viel grüner). Kein Wunder trägt die Region den Spitznamen „Schwäbischer Grand Canyon“. Von Aussichtsfelsen wie dem Eichfelsen bei Irndorf blickt man hinab ins Tal: Unten windet sich die Donau als schmales blaues Band, oben krönen mittelalterliche Burgen wie Burg Wildenstein oder das Kloster Beuron die Felsen.

Foto: © Donaubergland GmbH/Anita Schmidt · Anita Schmidt · CC BY-SA
Der Vergleich mit Arizona drängt sich sofort auf – nur statt rotem Sandstein leuchten hier weiße Kalkwände in der Sonne. Auch die Entstehung ist ähnlich wie bei den berühmten Canyons: über Jahrmillionen fraß sich das Wasser ins Gestein. Wanderer und Kanufahrer erleben die Szenerie hautnah. Wenn man im Kanu lautlos zwischen den steilen Felsen dahin gleitet, könnte man sich ebenso auf einem norwegischen Fjord wähnen – die Natur dominiert, die Zivilisation rückt in weite Ferne. An mancher Flussbiegung eröffnet sich der Blick auf schroff aufragende Klippen und man reibt sich verwundert die Augen: Ist das wirklich die Donau und nicht ein abgelegener Fluss in Kanada? Ob Wilder Westen oder wilder Süden Deutschlands – das Donautal liefert ein spektakuläres Landschaftserlebnis. Es beweist, dass Baden-Württemberg auch grandiose Canyon-Landschaften zu bieten hat, die dem Fernweh endgültig den Wind aus den Segeln nehmen.
Hügellandschaften wie in Neuseeland: Das „Auenland“ auf der Schwäbischen Alb
Sanfte, sattgrüne Hügel, weidende Schafe und kleine Dörfer mit Fachwerkhäusern – wer durch Teile der Schwäbischen Alb fährt, fühlt sich wie im Auenland aus Tolkiens Welt. Hier, auf den Hochflächen der Alb, könnte man glatt einem Hobbit begegnen. Regisseur Peter Jackson suchte für „Der Herr der Ringe“ bekanntlich in Neuseeland nach passenden Drehorten für das Shire, doch er hätte auch in Baden-Württemberg fündig werden können. Beispielsweise rund um Münsingen: Sanft gewellte Wiesen mit Wacholderbüschen erstrecken sich bis zum Horizont, zwischendrin stehen knorrige Obstbäume. Die Landschaft strahlt eine friedliche Idylle aus, als wäre sie einem Fantasy-Film entsprungen. Kleine Landstraßen winden sich durch die Hügel, jeder Kamm gibt den Blick auf weitere, hintereinander staffelnde Grünzüge frei – kaum Häuser, viel Himmel. „Das könnte das Auenland sein!“ denkt man unwillkürlich.

Die Alb ist zwar karger als das fruchtbare Neuseeland, doch ihre Ruhe und Schönheit bezaubern ähnlich. Viele familienfreundliche Wanderwege – sogenannte „Entdeckertouren“ – laden ein, diese Märchenlandschaft zu erkunden. Und wer mag, kann der Fantasie freien Lauf lassen: Ein Spaziergang in historischer Kleidung oder mit einem Wanderstab in der Hand, und schon wähnt man sich auf den Pfaden von Frodo und Sam. Bei einem Picknick auf einer Alb-Wiese mit Ausblick erlebt man dieses ländliche Paradies mit allen Sinnen. Ob man es nun schwäbisches Hügelland oder kleines Neuseeland nennt – die Magie ist spürbar. So endet unsere Reise durch Baden-Württemberg mit einem Augenzwinkern: Hier ist die Welt ganz nah – man muss nur hinfahren und staunen, „ist das wirklich Baden-Württemberg?“.
Fazit
All diese außergewöhnlichen Orte liegen in Baden-Württemberg und sind oft leichter erreichbar, als man denkt. Statt ins Flugzeug zu steigen, kann man bequem mit Auto, Bahn oder sogar Fahrrad anreisen – und erlebt doch Fernweh-Destinationen im Kleinen. Unser „Ländle“ bietet eben mehr als Spätzle und Maultaschen: Es ist voller verblüffender Szenerien, die große weite Welt im Taschenformat. Also auf ins Abenteuer vor der Haustür – staunen garantiert!