Rüstungsriese steigt in Marineschiffbau ein

Rheinmetall übernimmt Lürssen-Tochter NVL: „Wir schaffen ein Powerhouse der Marine in Deutschland“

Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall wagt den großen Schritt aufs Wasser: Das Unternehmen hat sich mit der traditionsreichen Bremer Unternehmensgruppe Lürssen über die Übernahme der Naval Vessels Lürssen (NVL) geeinigt – einem der wichtigsten deutschen Marineschiffbauer.

  • Rheinmetall übernimmt Marinesparte NVL von Lürssen
  • Vollzug der Transaktion für Anfang 2026 geplant
  • 2.100 Beschäftigte, rund 1 Mrd. Euro Umsatz
  • Vier Werften in Norddeutschland und internationale Standorte
  • Ziel: Aufbau eines „Powerhouse der Marine“ in Deutschland
  • Rheinmetall will komplette Systemlösungen für die Marine anbieten
  • Synergien mit Fahrzeugproduktion in Kiel und Flensburg geplant

Rheinmetall übernimmt Lürssen-Tochter NVL: „Wir schaffen ein Powerhouse der Marine in Deutschland“
Rheinmetall übernimmt Lürssen-Tochter NVL: „Wir schaffen ein Powerhouse der Marine in Deutschland“
Foto: Ein DahmerEigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link

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Die NVL B.V. & Co. KG mit Sitz in Bremen-Vegesack bildet den militärischen Bereich der Lürssen-Gruppe und soll mit all ihren Tochtergesellschaften vollständig an Rheinmetall übergehen. Beide Seiten haben sich auf die wesentlichen Bedingungen verständigt und wollen die Transaktion in Kürze formal besiegeln. Vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Kartellbehörden soll der Vollzug der Übernahme Anfang 2026 erfolgen. Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Mit dem Mega-Deal will Rheinmetall seine Position als einer der führenden europäischen Rüstungskonzerne weiter ausbauen – und künftig nicht mehr nur zu Lande und in der Luft, sondern auch auf See dominieren.

Papperger: „Wir schaffen ein Powerhouse der Marine in

Rheinmetall-Chef Armin Papperger sieht die geplante Übernahme als historischen Meilenstein:
„Künftig werden wir zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum ein relevanter Akteur sein. Rheinmetall entwickelt sich damit zum domänenübergreifenden Systemhaus“, erklärte er.

Ziel sei es, die Kompetenzen von Rheinmetall und NVL zu bündeln und ein „vitales deutsches Kraftzentrum für hochmoderne Überwasserschiffe“ zu schaffen. Papperger spricht von einem echten „Powerhouse der Marine“, das Rheinmetall künftig in die Lage versetze, komplette marinetechnische Systemlösungen aus einer Hand anzubieten.

Damit treibe man auch die dringend notwendige Konsolidierung der Verteidigungsindustrie in Deutschland und voran, betonte Papperger – und verwies auf die geopolitische Lage: Der massiv steigende Bedarf der Seestreitkräfte und die wachsenden Verteidigungsbudgets machten eine starke deutsche Industriepräsenz im Marinebereich notwendig.

Lürssen sieht starke Zukunft für NVL unter Rheinmetall

Auch Lürssen-Geschäftsführer Friedrich Lürßen zeigt sich zufrieden mit der Vereinbarung:
Man habe mit Rheinmetall einen „starken und vertrauensvollen Partner gefunden“, der NVL und den rund 2.100 Mitarbeitenden eine erfolgreiche Zukunft sichern könne.

Die NVL ist seit Jahrzehnten ein Eckpfeiler des deutschen Marineschiffbaus und verfügt über enorme Erfahrung und Kapazitäten:

  • Vier große Werften in Norddeutschland: Peene-Werft (Wolgast), Blohm+Voss und Norderwerft (Hamburg) sowie Neue Jadewerft (Wilhelmshaven)
  • Internationale Standorte und weltweite Kundenbeziehungen
  • Rund 2.100 Beschäftigte
  • Umsatz 2024: ca. 1 Milliarde Euro
  • Über 1.000 gebaute Schiffe für mehr als 50 Marinen und Küstenwachen weltweit

NVL gilt zudem als Vorreiter bei der Entwicklung autonomer maritimer Überwassersysteme und übernimmt für viele Kunden die komplette Wartung und Instandhaltung ihrer Flotten über den gesamten Lebenszyklus hinweg.

Die heutige NVL wurde 2021 aus der Lürssen-Gruppe herausgelöst, um sie vom Yachtschiffbau zu trennen, und als eigenständiges Unternehmen innerhalb der familiengeführten Lürssen-Gruppe weitergeführt.

Rheinmetall will gesamte Marine-Systemlösungen anbieten

Für Rheinmetall ist die Übernahme ein logischer nächster Schritt: Bisher ist der Konzern vor allem für seine Heerestechnik bekannt, zählt aber auch im maritimen Bereich mit Simulationslösungen und Schutzsystemen zu den etablierten Partnern vieler Marinen weltweit.

Künftig will Rheinmetall mit der Integration von NVL komplette Systemlösungen anbieten – von der Plattform über die Elektronik bis zu Sensoren und Effektoren. Dazu zählen unter anderem:

  • Marine-Flugkörper und -Werfer
  • Haupt- und Sekundärgeschütze für die Marine
  • Systeme zur Raketenabwehr
  • Sensorik und Elektronik
  • Gefechtsführungssysteme

Letztere sollen aus dem bestehenden Partnernetzwerk heraus integriert und für die deutsche Marine angepasst („germanisiert“) werden. Rheinmetall will seinen Kunden so künftig alles aus einer Hand anbieten – von der Entwicklung über den Bau bis zur Integration kompletter Marinesysteme.

Synergien mit Fahrzeugproduktion im Norden geplant

Ein weiterer entscheidender Vorteil für Rheinmetall ist die geografische Nähe und die industrielle Infrastruktur der NVL-Werften.

Die Werften sollen künftig nicht nur für den Marineschiffbau genutzt werden, sondern auch als Produktionsstandorte der Division Vehicle Systems dienen, die unter anderem in Kiel und Flensburg ansässig ist.

So will Rheinmetall Synergieeffekte bei Material- und Technologiekompetenzen heben, die Produktionskapazitäten erweitern und gleichzeitig kostspielige Neubauten anderer Fertigungsanlagen vermeiden.

Die Kombination aus schwerer Werftinfrastruktur, hochqualifiziertem Fachpersonal und moderner Ausrüstung bietet laut Rheinmetall ideale Bedingungen, um sowohl den Schiffbau als auch den Fahrzeugbereich langfristig zu stärken.

Strategischer Schritt für Europa – und die

Mit der Übernahme will Rheinmetall nicht nur seine eigene Marktstellung ausbauen, sondern auch einen Beitrag zur europäischen Sicherheitsarchitektur leisten.

Papperger betont: Die vereinten Fähigkeiten von Rheinmetall und NVL ermöglichten eine starke Positionierung in der Domäne See und leisteten „einen substanziellen Beitrag zur Stärkung der maritimen Verteidigungsfähigkeiten Deutschlands und der NATO-Partnerstaaten“.

Angesichts der aktuellen weltpolitischen Spannungen und des steigenden Bedarfs der Seestreitkräfte sei dieser Schritt wichtiger denn je.

Key Facts

  • Rheinmetall übernimmt Marinesparte NVL von Lürssen
  • Vollzug der Transaktion für Anfang 2026 geplant
  • 2.100 Beschäftigte, rund 1 Mrd. Euro Umsatz
  • Vier Werften in Norddeutschland und internationale Standorte
  • Ziel: Aufbau eines „Powerhouse der Marine“ in Deutschland
  • Rheinmetall will komplette Systemlösungen für die Marine anbieten
  • Synergien mit Fahrzeugproduktion in Kiel und Flensburg geplant

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