Alarmierende Meldungen aus dem Südsudan: Die paramilitärische RSF (Rapid Support Forces) hat nach eigenen Angaben die Kontrolle über die Provinzhauptstadt Al-Faschir übernommen. Eine am Sonntag veröffentlichte Erklärung der RSF bezeichnete dies als einen „bedeutenden Wendepunkt“ im andauernden Konflikt mit den regulären Streitkräften. Die Gruppierung erklärte, sie habe die Stadt „aus den Fängen von Söldnern und Milizen befreit, die mit der Terrorarmee verbündet sind“.
Nach Darstellung der RSF gelang den Truppen zuvor die Einnahme eines strategisch wichtigen Militärstützpunkts, wodurch die Armee zum Rückzug gezwungen worden sei. Weiter hieß es in der Mitteilung, man arbeite mit einer „Gründungsregierung“ zusammen. Ziel sei es, den Schutz von Zivilisten, die Rückkehr von Vertriebenen und die Bereitstellung humanitärer Hilfe zu gewährleisten.
Die Darstellungen der RSF konnten zunächst nicht von unabhängigen Stellen bestätigt werden. Allerdings scheinen einige Zeugenberichte die Angaben der Paramilitärs zu stützen. Auch Videos, die RSF-Mitglieder in der bisher von der Armee gehaltenen Basis zeigen, wirken authentisch.
Ein Sprecher des sogenannten „Volkswiderstands“ wies die Behauptungen der RSF entschieden zurück. Er erklärte in sozialen Medien, die Bevölkerung der Stadt verteidige weiterhin „ihr Land und ihre Würde“. Er sprach von einer „irreführenden Medienkampagne“ der RSF, deren Ziel es sei, Panik zu verbreiten.
Lokale Quellen berichten, dass Einheiten der Armee nach heftigem Beschuss durch die RSF ihr Hauptquartier verlassen und ihre Stellungen in den Westen der Stadt verlegt haben. Armeenahe Plattformen meldeten, dass die Kämpfe in Al-Faschir weiterhin andauerten.
In den vergangenen Tagen sollen die RSF bereits mehrere Regierungsgebäude und Institutionen nahe des Militärstützpunkts eingenommen haben. Dies habe die Belagerung der Stadt weiter verschärft.
Humanitäre Organisationen und Anwohner erheben schwere Vorwürfe gegen die RSF. Ihnen werden teils massive Menschenrechtsverletzungen bei ihren Angriffen zur Last gelegt. Berichtet wird von gezielten Angriffen auf Märkte, Krankenhäuser und Unterkünfte für Vertriebene. Dies habe zahlreiche zivile Opfer gefordert und die humanitäre Krise in der Region dramatisch verschärft.
Die Rapid Support Forces (RSF) entstanden aus den berüchtigten Dschandschawid-Milizen, die während des Darfur-Konflikts in den 2000er-Jahren durch massive Menschenrechtsverletzungen bekannt wurden. Ursprünglich von der Regierung in Khartum als Hilfstruppe gegen Rebellen eingesetzt, entwickelten sich die RSF unter ihrem Kommandeur Mohamed Hamdan Daglo („Hemedti“) zu einer eigenständigen Machtbasis.
Seit April 2023 befindet sich die RSF in einem blutigen Machtkampf mit der sudanesischen Armee unter General Abdel Fattah al-Burhan. Dieser Konflikt, der nach dem Zerbrechen der gemeinsamen Übergangsregierung ausbrach, hat große Teile des Landes verwüstet, Zehntausende Menschen getötet und Millionen zur Flucht gezwungen. Al-Faschir ist eine der letzten Städte in Darfur, die bislang unter Kontrolle der Armee stand. Ihr möglicher Fall wäre ein schwerer Rückschlag für die regulären Streitkräfte. Die Stadt wurde seit 18 Monaten belagert, schätzungsweise rund 300.000 Menschen sind in ihr eingeschlossen.
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)

