Heimatgefühl ja, aber nicht um jeden Preis
Die Lebensphase nach der Schule ist für junge Erwachsene oft von Umbrüchen geprägt: Ausbildung, Studium, der erste Job. Eine Zeit hoher Mobilität. „Deshalb sind ihre heterogenen Interessen und Bedürfnisse nicht immer greifbar und bleiben in Planungsprozessen zur Gestaltung des Lebensumfelds leider oftmals im Hintergrund“, erklärt Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, anlässlich der Veröffentlichung der Studie. Er betont jedoch: „Gleichzeitig verspüren viele junge Erwachsene eine starke Bindung an ihre Heimatregion und sind häufig bereit in ländlichen Gebieten zu bleiben, sofern die infrastrukturellen und sozialen Bedingungen stimmen.“
Besonders wichtig für die Integration und ein attraktives Leben vor Ort seien laut Hauk lokale Ehrenamtsstrukturen, ein pulsierendes Vereinsleben mit kulturellen Angeboten sowie weitere Gemeinschafts- und Freizeitmöglichkeiten. „Daraus ergeben sich für den Ländlichen Raum große Chancen“, so der Minister. „Wir werden deshalb weiterhin dafür arbeiten, dass der Ländliche Raum auch in Zukunft von jungen Menschen als attraktiver Wohnort wahrgenommen wird.“
Das wünschen sich junge Menschen vom Landleben
Durchgeführt wurde das Forschungsprojekt vom Institut für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart, finanziert vom Ministerium. Unter der Leitung von Prof. Dr. Susanne Vogl fanden unter anderem Gruppendiskussionen mit jungen Erwachsenen in verschiedenen ländlichen Regionen Baden-Württembergs statt.
Die zentralen Ergebnisse sind klar:
- Ausbildung und Wohnen verbinden: Viele junge Leute wollen ihrer Wunschausbildung nachgehen und trotzdem auf dem Land wohnen bleiben.
- Bezahlbarer Wohnraum: Dies ist ein Knackpunkt. Minister Hauk sieht hier Potenzial: „Gerade auf dem Land stellt daher die Weiterentwicklung von untergenutzten und leerstehenden Immobilien für junge Erwachsene eine große Chance dar, wie wir bereits im Modellprojekt ,Junges Wohnen‘ erprobt haben.“
- Mobilität ist entscheidend: Damit das berufliche und soziale Leben vereinbar ist, braucht es attraktive Verkehrs- und Mobilitätsangebote.
- Engagement und Freizeit: Eine Stärkung des Ehrenamts und ansprechende Freizeitangebote sind weitere Must-haves.
Minister Hauk fasst zusammen: „Dieses Potenzial kann allerdings nur gehoben werden, wenn attraktive Verkehrs- und Mobilitätsangebote es jungen Erwachsenen erlauben, ihr berufliches mit ihrem sozialen Leben zu verbinden. Zudem braucht es eine Stärkung ehrenamtlichen Engagements sowie attraktive Freizeitangebote.“
Die Studie „Wo will ich leben?“ im Detail
Die Studie „Wo will ich leben? – Wohnortentscheidungen junger Erwachsener in ländlichen Räumen Baden-Württembergs“ (PDF) untersuchte vom 1. Februar 2023 bis zum 31. März 2025 die Lebensrealitäten junger Menschen. Acht Workshops mit jungen Erwachsenen fanden zwischen September 2023 und Februar 2024 statt. Die Ergebnisse wurden im Sommer 2024 mit Experten aus Politik, Verwaltung, Bildung und Zivilgesellschaft diskutiert, um praxisnahe Maßnahmen zu entwickeln.
Die Studie liefert damit wichtige Impulse, um den ländlichen Raum für die junge Generation lebenswert zu gestalten und ihre Bedürfnisse sichtbar zu machen.