Wetter.com Meteorologe Andreas Machalica gibt in einem exklusiven Interview spannende Einblicke und erklärt, welche Gefahren durch Hurrikane – oder deren abgeschwächte Formen, die sogenannten Ex-Hurrikane – für Deutschland tatsächlich bestehen. Angesichts des Klimawandels und steigender Meeresoberflächentemperaturen scheint dieses Szenario nicht mehr so weit hergeholt, wie man lange dachte.
Droht Deutschland ein tropischer Hurrikan?
Bisher war Deutschland weitgehend von tropischen Hurrikanen verschont, aber es gibt historische Beispiele, die zeigen, dass Hurrikane Europa zumindest in abgeschwächter Form erreichen können. Meteorologe Andreas Machalica erklärt: „Auch Deutschland könnte getroffen werden! Tropische Hurrikane, die noch alle Eigenschaften eines Hurrikans besitzen, sind zwar unwahrscheinlich, aber Ex-Hurrikane, also Sturmsysteme, die ihre tropische Energie verlieren und zu normalen Sturmtiefs werden, sind eine reale Gefahr.“ Dies zeigte sich in der Vergangenheit bei mehreren Ereignissen, wo Ex-Hurrikane über den Atlantik nach Europa zogen.
Hurrikan Vince traf im Jahr 2005 auf die iberische Halbinsel, und auch Irland wurde in den letzten Jahren gelegentlich von Ex-Hurrikanen heimgesucht. Diese Stürme bringen nicht die zerstörerische Kraft eines echten Hurrikans mit sich, können aber dennoch zu intensiven Regenfällen und starken Sturmböen führen. Deutschland ist zwar weiter vom Atlantik entfernt, aber der Klimawandel könnte die Bedingungen verändern.
Ex-Hurrikane: Deutschland im Visier der Wetterphänomene?
Ex-Hurrikane sind Sturmtiefs, die aus tropischen Wirbelstürmen hervorgegangen sind, aber ihre tropischen Eigenschaften verloren haben. Sie können dennoch zu massiven Schäden führen, wenn sie Europa oder Deutschland erreichen. In den kommenden Tagen steht Ex-Hurrikan Kirk im Fokus. Der Sturm schwächt sich zwar ab, aber das Sturmtief, das ihn begleitet, könnte dennoch starke Regenfälle und teils schwere Sturmböen bringen. Vor allem im Süden Deutschlands müssen sich die Menschen auf ungemütliches Wetter einstellen. Laut Meteorologe Machalica wird besonders in den höheren Lagen von Baden-Württemberg mit kräftigen Windböen gerechnet.
Auch wenn diese Stürme nicht die verheerende Zerstörungskraft eines tropischen Hurrikans haben, besteht dennoch ein hohes Risiko für lokale Schäden durch umgestürzte Bäume oder Überschwemmungen. Vor allem Wälder und Parks sollten in den betroffenen Regionen gemieden werden. Bei solchen Wetterlagen kann es zudem zu Beeinträchtigungen im Straßen- und Bahnverkehr kommen, wie bereits bei ähnlichen Stürmen in der Vergangenheit beobachtet.
Klimawandel: Steigt das Risiko für Hurrikane in Europa?
Die steigenden Wassertemperaturen der Ozeane infolge des Klimawandels bieten immer mehr Energie für die Bildung und Verstärkung von tropischen Stürmen. Laut Andreas Machalica ist es zwar unwahrscheinlich, dass Europa regelmäßig von voll ausgebildeten Hurrikanen heimgesucht wird, doch die Gefahr von intensiveren und langsameren Stürmen wächst. „Wir sehen bereits, dass Hurrikane tendenziell langsamer werden, was bedeutet, dass sie länger auf eine Region einwirken können“, warnt Machalica.
Die langsame Bewegung dieser Sturmsysteme erhöht die Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen, da sie mehr Regen über einen längeren Zeitraum abladen können. Zudem sorgen die höheren Temperaturen des Mittelmeers für die Entstehung von Medicanes – Stürme, die tropenähnliche Eigenschaften haben und im Mittelmeerraum für katastrophale Auswirkungen sorgen können. Im letzten Jahr führte ein Medicane zu massiven Überschwemmungen in Griechenland und Libyen.
Sind wir für Hurrikane gerüstet?
Deutschland ist auf starke Herbststürme gut vorbereitet, doch die zunehmende Intensität der Wetterphänomene könnte die Infrastruktur auf eine harte Probe stellen. Während Hurrikane mit voller Stärke eher selten bis gar nicht Europa erreichen, könnten abgeschwächte Versionen in Form von Ex-Hurrikanen zunehmend für Schäden sorgen. Die deutsche Küstenregion ist bereits durch Sturmhochwasser gefährdet, wie die extremen Sturmfluten an der Ostsee im letzten Jahr gezeigt haben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Deutschland zwar nicht direkt im Fadenkreuz tropischer Hurrikane liegt, aber dennoch durch die Auswirkungen von Ex-Hurrikanen und anderen intensiven Stürmen in Zukunft stärker betroffen sein könnte.




