Künerts Erklärung: Kraft für den Wahlkampf fehlt
In einer schriftlichen Erklärung wandte sich Künert an die rund 350.000 Parteimitglieder der SPD. Er erklärte, dass es ihm an der notwendigen Kraft fehle, um den Bundestagswahlkampf 2025 mit vollem Einsatz zu führen. Dabei sind die Erwartungen an die SPD gerade jetzt enorm, nachdem die Partei bei den jüngsten Landtagswahlen nur einstellig abgeschnitten hat. In einem Interview mit dem Spiegel hatte Künert kürzlich betont, dass die SPD alle Kraft brauchen werde, um sich wieder zu einer starken Partei zu entwickeln. Doch offenbar fühlt er sich selbst nicht mehr in der Lage, diese Kraft beizusteuern.
Künert betonte in seinem Schreiben: „Ich habe unsere Parteivorsitzenden Saskia (Esken) und Lars (Klingbeil) vor wenigen Tagen informiert, dass ich vom Amt des SPD-Generalsekretärs heute zurücktrete. Für ihr Verständnis und ihre Empathie danke ich den beiden ebenso, wie für unsere besonders enge und freundschaftliche Zusammenarbeit.“ Zudem kündigte Künert an, dass er sich auch nicht für eine erneute Kandidatur bei der kommenden Bundestagswahl zur Verfügung stellen werde. Damit verabschiedet sich Künert vorerst komplett aus der aktiven Politik.
Eine überraschende Entscheidung zur Unzeit
Der Rücktritt kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Die Bundestagswahl 2025 wirft ihre Schatten voraus, und die SPD steht vor der Herausforderung, ihre Position in der politischen Landschaft zu stärken. Gerade jetzt einen Generalsekretär zu verlieren, der als wichtiger Motor in der Wahlkampfstrategie gilt, stellt die Partei vor große Schwierigkeiten. Ein neuer Generalsekretär muss nun in kürzester Zeit eingearbeitet werden, um die Weichen für eine erfolgreiche Kampagne zu stellen.
Kühnerts Entscheidung traf nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch viele seiner Parteikollegen überraschend. Nach Informationen der BILD war nur ein kleiner Kreis in die Entscheidung eingeweiht. Selbst führende Genossen wurden von dem Rücktritt kalt erwischt. Als Grund für den Rückzug gab Künert an, dass er „im Moment nicht über sich hinauswachsen“ könne, „weil ich leider nicht gesund bin“. Die Energie, die für sein Amt und den Wahlkampf nötig wäre, brauche er auf absehbare Zeit, um wieder gesund zu werden.
Das Statement von Lars Klingbeil und Saskia Esken
Um 14.45 Uhr traten die Parteivorsitzenden Lars Klingbeil und Saskia Esken vor die Presse, um sich zum Rückzug von Kevin Künert zu äußern. Klingbeil erklärte: „Mich verbindet mit Kevin jenseits der politischen Arbeit, die wir gemeinsam für die Sozialdemokratie leisten, eine enge persönliche Freundschaft. Ich weiß, dass ihm die Entscheidung, sich aus gesundheitlichen Gründen zurückzuziehen, nicht leicht gefallen ist. Wer seine politische Arbeit in den letzten Jahren verfolgt hat, wird feststellen, wie viel Engagement und Leidenschaft er in seine Arbeit gesteckt hat.“
Klingbeil betonte weiter: „Diese Entscheidung ist im Sinne von Kevin selbst eine richtige Entscheidung. Es geht jetzt um Kevin und seine Gesundheit. Seine Entscheidung verdient aus Sicht des Parteivorsitzenden größten Respekt, und als Freund kann ich nur sagen: Er hat unsere hundertprozentige Unterstützung bei dem Weg, der jetzt vor ihm liegt.“
Auch Saskia Esken zeigte sich bestürzt, aber respektvoll gegenüber Künerts Entscheidung: „Für all das will ich heute aus vollem Herzen Danke sagen, und ich wünsche Kevin jetzt die notwendige Ruhe, damit er wieder gesund werden kann.“
Beide Parteivorsitzenden betonten, dass die SPD vorbereitet sei und bereits am Abend Gremiensitzungen einberufen werde, um über Künerts Nachfolge zu beraten. Esken erklärte: „Es gebietet der Respekt vor den Gremien der SPD, dass diese Frage zunächst dort besprochen wird.“ Für Kevin Künert, so Esken weiter, stehe jederzeit eine Tür offen, sobald er wieder bereit sei, in die Politik zurückzukehren.
Gesundheitliche Gründe oder doch politische Spannungen?
Obwohl Künert von gesundheitlichen Problemen spricht, bleibt die Frage, ob es sich wirklich nur darum handelt. Nach BILD-Informationen handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die Künert zunehmend belastet hat. Als er merkte, dass es ihm immer schlechter ging, wandte er sich an seinen Freund und Parteichef Lars Klingbeil. Beide sollen über einen längeren Zeitraum immer wieder über den Gesundheitszustand gesprochen haben. Kühnerts Rückzugsentscheidung fiel jedoch komplett selbstbestimmt. Aus Parteikreisen heißt es, ein solcher Schritt erfordere „viel Mut und Selbstreflexion“. Für diese Entscheidung zollen viele Kevin Künert höchsten Respekt.
Künert ist derzeit krankgeschrieben und in medizinischer Behandlung. In der nächsten Zeit wird er keine öffentlichen Termine wahrnehmen. Gleichzeitig stand er zuletzt auch parteiintern in der Kritik, insbesondere nach der Wahlschlappe bei der Europawahl, bei der die SPD im Juni auf 13,9 Prozent abgestürzt war. Kühnert hatte damals den Wahlkampf zu verantworten, was ihm viele angelastet haben.
Wer wird Künerts Nachfolger?
Noch ist unklar, wer Künerts Nachfolge antreten wird. Die Partei wird sich schnell entscheiden müssen, um den neuen Generalsekretär rechtzeitig für den anstehenden Wahlkampf vorzubereiten. Die Herausforderungen sind riesig, und die neue Führungspersönlichkeit muss nicht nur die Wähler mobilisieren, sondern auch den internen Zusammenhalt stärken. Der Job des Generalsekretärs gilt als äußerst fordernd – 16-Stunden-Tage sind keine Ausnahme. Kühnert hatte wegen der hohen Belastung sogar aufgehört, Alkohol zu trinken. Nun muss die SPD in kürzester Zeit eine geeignete Person finden, die die Anforderungen des Wahlkampfs erfüllen kann. Es bleibt spannend, wie die SPD mit dieser schwierigen Situation umgehen wird und wer letztendlich die Verantwortung übernehmen wird.