Doch der Weg an die Spitze war steinig: Vom Mittelstürmer in der 2. Bundesliga über diverse Trainerstationen in Deutschland, Österreich und der Türkei bis hin zum DFB-Cheftrainer. Löws Ära war geprägt von taktischer Revolution, eindrucksvollen Erfolgen – aber auch schmerzhaften Rückschlägen.
Vom talentierten Stürmer zur Trainerkarriere
Löws Fußballkarriere begann im Schwarzwald. Als Spieler war er vor allem für den SC Freiburg aktiv, wo er in drei verschiedenen Zeiträumen spielte und insgesamt 81 Tore in der 2. Bundesliga erzielte. Seine Versuche, sich in der Bundesliga zu etablieren – unter anderem beim VfB Stuttgart und dem Karlsruher SC – waren weniger erfolgreich. 1995 wechselte Löw endgültig ins Trainergeschäft und begann als Co-Trainer beim VfB Stuttgart.
Dort wurde er schnell zum Cheftrainer befördert und formte mit dem „Magischen Dreieck“ aus Giovane Élber, Krassimir Balakow und Fredi Bobic eine der spektakulärsten Offensiven der Bundesliga. 1997 gewann er den DFB-Pokal und erreichte ein Jahr später das Finale des Europapokals der Pokalsieger. Doch nach seiner Entlassung 1998 führte ihn sein Weg ins Ausland – unter anderem zu Fenerbahçe Istanbul und Austria Wien.
Der Sprung zum DFB: Löws Weg zum Bundestrainer
2004 wurde Löw Co-Trainer unter Jürgen Klinsmann bei der deutschen Nationalmannschaft. Nach der Heim-WM 2006, die Deutschland mit dem dritten Platz abschloss, übernahm er den Posten des Bundestrainers. Seine Vision: Ein spielstarkes, offensives Deutschland, das mit Kombinationsfußball überzeugt.
Sein Plan ging auf. Unter Löw entwickelte sich die DFB-Elf zu einem Titelkandidaten:
- EM 2008: Deutschland erreichte das Finale, verlor jedoch 0:1 gegen Spanien.
- WM 2010: Die junge Mannschaft begeisterte mit einem spektakulären Offensivspiel und siegte unter anderem 4:1 gegen England und 4:0 gegen Argentinien. Platz drei war dennoch nur ein Trostpreis.
- EM 2012: Deutschland spielte eine perfekte Qualifikation und erreichte das Halbfinale – scheiterte dort aber an Italien.
Der große Triumph: Weltmeister 2014
Löws größter Moment folgte 2014 in Brasilien. Mit einer perfekt abgestimmten Mannschaft und taktischer Raffinesse führte er Deutschland zum vierten WM-Titel. Besonders das legendäre 7:1 gegen Brasilien im Halbfinale ging in die Fußballgeschichte ein.
Das Finale gegen Argentinien entschied Mario Götze mit einem Tor in der Verlängerung. „Wir sind Weltmeister!“ – diese Worte von Philipp Lahm bedeuteten den Höhepunkt der Ära Löw.

Foto: Agência Brasil – [1], CC BY 3.0 br, Link
Für seine Leistung wurde Löw als FIFA-Welttrainer des Jahres ausgezeichnet. Der DFB verlängerte seinen Vertrag, und Löw sollte die Mannschaft auch durch die kommenden Turniere führen.
Der tiefe Fall: WM 2018 und das Ende der Ära
Nach dem Triumph von 2014 schien der DFB auf Jahre unschlagbar – doch der Absturz kam schneller als erwartet. Die WM 2018 in Russland endete im Desaster: Deutschland scheiterte erstmals in der Vorrunde. Löw überstand die Kritik und blieb im Amt, doch auch bei der EM 2021 gelang keine Wende mehr.
Schon vor dem Turnier kündigte Löw seinen Abschied an. Im Achtelfinale gegen England verlor die deutsche Mannschaft 0:2 – ein enttäuschendes Ende nach 15 Jahren als Bundestrainer.
Am 11. November 2021 wurde Löw offiziell vom DFB verabschiedet. „Ich habe jeden einzelnen Tag mit Stolz und Leidenschaft gearbeitet.“ – Mit diesen Worten verabschiedete sich der Weltmeister-Trainer aus dem deutschen Fußball.
Löws Vermächtnis: Rekorde, Erfolge und ein neuer Spielstil
Mit 198 Länderspielen ist Löw der am längsten amtierende Bundestrainer. Er gewann 124 Spiele, erzielte die meisten Turnierhalbfinals und führte Deutschland zur Weltmeisterschaft. Doch sein größtes Vermächtnis bleibt die taktische Revolution: Löw etablierte einen modernen, ballbesitzorientierten Fußball, der Deutschland in eine neue Ära führte.
Heute lebt der Weltmeistertrainer zurückgezogen, doch sein Name bleibt untrennbar mit dem deutschen Fußball verbunden. Happy Birthday, Jogi!