Anhaltende Probleme in der Luftfahrtbranche
Mit Beginn der Herbstferien steigt der Passagierverkehr an den Flughäfen erheblich an. Doch die Luftfahrtbranche kämpft weiterhin mit den Nachwirkungen der Pandemie. Viele Flughäfen und Fluggesellschaften in Deutschland haben mit Personalmangel zu kämpfen, sei es beim Bodenpersonal, in der Gepäckabfertigung oder bei den Sicherheitskontrollen. Technische Probleme und kurzfristige Engpässe verschärfen die Situation zusätzlich.
Die Folge sind vermehrte Flugausfälle und Verspätungen, die den Reiseplänen vieler Passagiere einen Strich durch die Rechnung machen können. Besonders an den großen Flughäfen wie Frankfurt und München bleibt die Lage angespannt. Reisende sollten sich daher auf mögliche Komplikationen einstellen und frühzeitig Vorkehrungen treffen.
Expertentipps für betroffene Passagiere
Feyza Türkön, Fluggastrechtsexpertin bei Flightright, rät Reisenden: „Reisende müssen sich auch in den Herbstferien auf erhebliche Flugverspätungen und -stornierungen einstellen. Die fortgesetzte Personalnot in der Luftfahrtbranche und zusätzliche, kurzfristige Engpässe führen zu einem erhöhten Risiko für Flugausfälle.“
Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, empfiehlt sie, den Flugstatus bereits von zu Hause aus zu prüfen. „Den Status ihres Fluges können Flugreisende am besten auf den Websites der Flughäfen oder der Airlines nachvollziehen. Viele Fluggesellschaften bieten mittlerweile eigene Apps an, über die sie regelmäßig Updates zu den gebuchten Flügen geben.“
Zudem sollten Reisende besonders in der Hauptreisezeit mehr Zeit für Sicherheitskontrollen und Gepäckabfertigungen einplanen. „Wir empfehlen weiter, Flüge mit Abflug am Vormittag zu buchen, da der Rückstau ausgefallener Flüge zu dieser Tageszeit geringer ist“, so Türkön.
Ihre Rechte bei Flugausfällen und Verspätungen
Wer von Flugproblemen betroffen ist, sollte seine Fluggastrechte kennen. Die EU-Fluggastrechte-Verordnung regelt die Ansprüche von Passagieren bei Annullierungen, Verspätungen und Überbuchungen.
Flugannullierung
Wird ein Flug gestrichen, haben Passagiere grundsätzlich Anspruch auf einen Ersatzflug oder die Erstattung des Ticketpreises. „Wird ein Flug weniger als 14 Tage vor dem Abflug annulliert, kann Passagieren gemäß EU-Fluggastrechte-Verordnung eine Entschädigungszahlung zwischen 250 und 600 Euro pro Person zustehen“, erklärt Türkön. Die genaue Höhe richtet sich nach der Flugstrecke:
- Bis 1.500 km: 250 Euro
- 1.500 km bis 3.500 km: 400 Euro
- Über 3.500 km: 600 Euro
Ausnahmen bestehen bei außergewöhnlichen Umständen wie Unwetter oder Vogelschlag, sofern die Airline alle zumutbaren Maßnahmen ergriffen hat.
Flugverspätung
Bei Verspätungen haben Passagiere ab zwei Stunden Wartezeit Anspruch auf Betreuungsleistungen wie kostenlose Getränke und Snacks. Bei einer Ankunftsverspätung von mehr als drei Stunden steht ihnen eine Entschädigung zu, die ebenfalls zwischen 250 und 600 Euro liegt, abhängig von der Flugstrecke.
Auch bei verpassten Anschlussflügen können Entschädigungsansprüche entstehen, sofern beide Flüge Teil einer Buchung waren.
Streik
Kommt es zu Streiks des Airline-Personals, liegt kein außergewöhnlicher Umstand vor. „Streikt das Airline-Personal, kann ein Anspruch auf Entschädigung von bis zu 600 Euro vorliegen“, betont Türkön. Bei Streiks von Flughafenmitarbeitern oder Fluglotsen können Passagiere ebenfalls Ansprüche geltend machen, wenn die Airline nicht alle zumutbaren Maßnahmen ergriffen hat, um die Auswirkungen zu minimieren.
Pauschalreise abgesagt
Wird eine Pauschalreise nicht wie geplant durchgeführt, müssen Reiseveranstalter den Reisepreis in voller Höhe erstatten. Reisende sind nicht verpflichtet, Gutscheine zu akzeptieren. Bei Problemen sollte der Kontakt direkt zum Reiseveranstalter gesucht werden.
Tipps für einen stressfreien Urlaubsstart
- Flugstatus regelmäßig prüfen: Kontrollieren Sie den Status Ihres Fluges über die offiziellen Kanäle der Flughäfen und Airlines.
- Mehr Zeit einplanen: Rechnen Sie mit längeren Wartezeiten bei Sicherheitskontrollen und Gepäckabfertigungen.
- Kommunikation überwachen: Überprüfen Sie regelmäßig Ihre E-Mails und auch den Spam-Ordner, um keine wichtigen Informationen zu verpassen.
- Frühzeitig fliegen: Buchen Sie, wenn möglich, Flüge am Vormittag.
- Dokumentation sichern: Bewahren Sie alle Belege und Kommunikationsnachweise auf, falls Sie Ansprüche geltend machen möchten.
So setzen Sie Ihre Ansprüche durch
Wenn Sie von Flugproblemen betroffen sind, sollten Sie Ihre Ansprüche direkt bei der Airline anmelden. Fordern Sie eine schriftliche Bestätigung und setzen Sie eine angemessene Frist zur Bearbeitung. Sollte die Airline nicht reagieren oder Ihren Anspruch ablehnen, kann es sinnvoll sein, rechtlichen Rat einzuholen oder spezialisierte Dienstleister wie Flightright zu nutzen.
Fazit: Trotz der anhaltenden Probleme in der Luftfahrtbranche können gut informierte Reisende gelassen in die Herbstferien starten. Wer seine Rechte kennt und vorbereitet ist, muss sich vom Flug-Chaos nicht aus der Ruhe bringen lassen.