„700.000 Tote jährlich“: Warum die EU handelt
Die Zahlen sprechen für sich: Jedes Jahr sterben in der EU fast 700.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Tabakkonsum ist die Hauptursache für vermeidbare Todesfälle, und die Folgen des Passivrauchens treffen viele, die nie selbst zur Zigarette greifen. EU-Gesundheitskommissar Olivér Várhelyi unterstrich die Dringlichkeit: „Die heutige Einigung ist ein entscheidender Schritt zu einer tabakfreien Generation in Europa.“
Laut EU-Kommission beginnen über die Hälfte aller Raucher bereits vor ihrem 19. Geburtstag – ein alarmierender Fakt, der die Politik zum Handeln drängt. Exekutiv-Vizepräsidentin Teresa Ribera warnte: „Tabak ist eine der Hauptursachen für vermeidbare Todesfälle in der EU, und Passivrauchen hat eindeutige negative Auswirkungen auf die Gesundheit.“
Außenbereiche sollen rauchfrei werden
Die überarbeitete Empfehlung der EU-Kommission sieht vor, Rauchverbote auf viele Außenbereiche auszuweiten: öffentliche Spielplätze, Schwimmbäder, Bahnhöfe und sogar die Außengastronomie könnten rauchfrei werden. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche besser vor den Gefahren des Passivrauchens zu schützen. Die Maßnahme könnte aber auch für mehr Komfort bei Nichtrauchern sorgen, die bisher in Außenbereichen oft Rauch ausgesetzt sind.
Neben den klassischen Tabakprodukten nehmen die Gesundheitsminister auch neuartige Produkte wie E-Zigaretten und erhitzte Tabakerzeugnisse ins Visier. Diese gelten als besonders beliebt bei Jugendlichen, bergen aber ebenfalls Risiken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt, dass auch die Aerosole dieser Produkte gesundheitliche Schäden verursachen können, darunter Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Mitgliedstaaten müssen handeln
Trotz der deutlichen Empfehlung bleibt die Umsetzung den einzelnen EU-Ländern überlassen. Einige Staaten haben bereits nationale Maßnahmen eingeführt, andere stehen noch am Anfang. Die EU bietet jedoch Unterstützung: Mit Mitteln aus dem EU4Health-Programm sollen Länder die Möglichkeit bekommen, die neuen Rauchverbote umzusetzen.
Die WHO betont, dass es keinen sicheren Grad der Exposition gegenüber Passivrauch gibt. Deshalb sind strikte Maßnahmen nötig, um vor allem junge Menschen zu schützen. Studien zeigen, dass Passivrauchen das Risiko für Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atemwegsprobleme massiv erhöht.
Die Vision: Tabakfreie Generation bis 2040
Mit den neuen Maßnahmen verfolgt die EU ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2040 soll eine „tabakfreie Generation“ entstehen. Das bedeutet, weniger als fünf Prozent der Bevölkerung sollen dann noch rauchen. Aktuell rauchen noch 24 Prozent der Europäer – ein deutlicher Rückgang ist also nötig, um dieses Ziel zu erreichen.
Die Empfehlungen aus Brüssel könnten ein entscheidender Schritt sein, um diesen Meilenstein zu erreichen. Vor allem der Schutz von Kindern und Jugendlichen steht im Fokus. Die EU signalisiert: Der Kampf gegen vermeidbare Krankheiten wie Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist noch lange nicht vorbei. Ob die Mitgliedstaaten den Appell umsetzen, bleibt abzuwarten – die Richtung ist aber klar.