Der Film von Dietrich Duppel, der am heutigen Dienstag um 20:15 Uhr ausgestrahlt wird, zeichnet ein klares Bild: Die Leidtragenden des Systems sind vor allem die Landwirte. Ihr Anteil am Verkaufserlös ist dramatisch gesunken – von über 50 Prozent in den 1960er-Jahren auf heute unter 22 Prozent. Gleichzeitig beherrschen nur vier große Konzerne – Edeka, Rewe, Aldi und Lidl – rund 85 Prozent des deutschen Lebensmittelmarktes. Eine enorme Konzentration, die ihnen eine gewaltige Preissetzungsmacht gegenüber Erzeugern und letztlich auch den Kunden verleiht.
„Wenn im Handel die Verkaufspreise steigen, profitiert vor allem der Handel“, bringt es Patrick Kammerer, Geschäftsführer des Markenverbandes, in der Dokumentation auf den Punkt. Und die Zahlen geben ihm recht. Die Edeka-Gruppe steigerte ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2023 auf über 70 Milliarden Euro, das Ergebnis (EBITA) wuchs auf über eine Milliarde Euro. Auch die Rewe Group meldete für 2024 einen Jahresüberschuss von erstmals über einer Milliarde Euro. Lidl wies für das Geschäftsjahr bis Februar 2024 einen Konzernjahresüberschuss von 1,64 Milliarden Euro aus.
Die Reportage verfolgt den Weg von Lebensmitteln vom Feld bis ins Regal und lässt Landwirte zu Wort kommen, die vom enormen Druck der Handelsketten berichten. Sie stehen in einer Zwickmühle zwischen den Forderungen der Konzerne und den eigenen, stetig steigenden Kosten für Energie und Düngemittel.
Der Mythos der günstigen Eigenmarken
Ein besonderes Augenmerk legt der Film auf die Rolle der Eigenmarken wie „Ja!“, „Gut & Günstig“ und Co. Lange galten sie als die clevere Spar-Alternative zum teureren Markenprodukt. Doch ausgerechnet hier gab es teils immense Preissteigerungen. Eine Analyse der Verbraucherorganisation foodwatch ergab, dass sich Preiseinstiegs-Eigenmarken im vergangenen Jahr teils deutlich stärker verteuert haben als Markenprodukte.
Dieser Punkt ist brisant: Während die Konzerne mit günstigen Eigenmarken werben, um Kunden in die Läden zu locken, scheinen sie gerade hier die Preisschraube kräftig anzuziehen. Verbraucherschützer kritisieren diese Strategie als besonders problematisch für Menschen mit geringem Einkommen, die auf die günstigsten Produkte angewiesen sind.
Was können Verbraucher tun?
Trotz der Marktmacht der Giganten sind Verbraucher nicht völlig hilflos. Der Film zeigt, dass ein bewusster Einkauf einen Unterschied machen kann. Dazu gehört der genaue Vergleich von Preisen, das Nutzen von Angeboten und die bewusste Entscheidung für oder gegen bestimmte Produkte und Märkte. Verbraucheranalyst Sven Reuter, der Zehntausende Kassenbons ausgewertet hat, stellt fest: „Oftmals ist der Einkauf bei den Supermärkten günstiger als bei den Discountern, weil die Supermärkte viel mehr Angebote haben.“
Die Dokumentation liefert keine einfachen Antworten, aber sie schärft den Blick für die komplexen Zusammenhänge und die ungleiche Verteilung von Macht und Marge in der Lebensmittelkette. Sie macht deutlich: Der tägliche Einkauf ist auch eine wirtschaftliche und politische Entscheidung.