Bürokratie als Wachstumshindernis für deutsche Unternehmen

Bürokratie belastet Unternehmen massiv – Neue Studie deckt alarmierende Zahlen auf

Bürokratie belastet Unternehmen massiv – Neue Studie deckt alarmierende Zahlen auf
Bild: insidebw.de

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Eine neue Studie der Beratungsgesellschaft die kontur aus Luzern zeigt ein besorgniserregendes Bild: 93 % der befragten Erwerbstätigen in Deutschland empfinden Bürokratie als Belastung. Besonders betroffen sind Unternehmen, bei denen äußere Vorgaben und interne Regeln die Produktivität und Innovationskraft bremsen.

Externe Vorgaben als Hauptproblem

Laut der Umfrage unter 2500 Erwerbstätigen halten 68,5 % der Befragten gesetzliche Vorschriften für den größten Bürokratiefaktor in Unternehmen. Doch auch firmeninterne Regelwerke sind ein Problem: 21,2 % der Beschäftigten geben an, dass die Bürokratie durch unternehmenseigene Vorschriften zusätzlich verstärkt wird.

Frauen nehmen die Bürokratie noch stärker wahr als Männer: Während 63,8 % der weiblichen Beschäftigten ihr Unternehmen als bürokratisch einstufen, liegt der Anteil bei Männern bei 58,8 %. Besonders belastend ist der bürokratische Aufwand für Beschäftigte mit Kindern – in dieser Gruppe stufen sogar 71,3 % ihr Unternehmen als bürokratisch ein.

Experte warnt vor “Firmokratie”

Für den Management-Experten Dr. Bodo Antonic ist klar: Bürokratie stellt eine ernste Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen dar. Er warnt vor einer zusätzlichen internen Bürokratisierung, die er als “Firmokratie” bezeichnet. “Bürokratie ist für viele Beschäftigten allgegenwärtig und selbst gar nicht zu vermeiden. Unternehmen sollten daher aktiv an der Vermeidung von Bürokratie arbeiten und zusätzliche ‘Firmokratie’ verhindern”, so Antonic.

Besonders problematisch: 62,5 % der Beschäftigten nennen als Hauptursache für den Bürokratieaufwand die rechtliche Absicherung ihres Unternehmens. Komplexe Arbeitsprozesse (43,2 %), Kontrollmechanismen durch Vorgesetzte (31,3 %) und Branchenstandards (31,2 %) verstärken die Belastung zusätzlich.

Bürokratie nimmt Arbeitszeit und Motivation

Die negativen Folgen sind vielfältig. Zwei Drittel der Befragten (66,7 %) klagen über einen Anstieg unnötiger Arbeit. Besonders gravierend: 51,7 % berichten, dass durch Bürokratie die eigentliche Arbeit liegen bleibt.

“Die eigentliche Arbeit nicht zu machen, gefährdet Kundenzufriedenheit und Qualität, und damit auch Liquidität und Einnahmen. Mit Formularen ausfüllen ist kein Geld verdient”, stellt Dr. Antonic klar.

Laut der Studie empfinden 49,2 % der Beschäftigten lange Entscheidungswege als Belastung, während 44,1 % einen Motivationsverlust feststellen. Zudem sehen rund 41 % höhere Kosten und wachsenden Stress als Folge der Bürokratie.

“Kontrollierter Regelbruch” als Lösung?

Dr. Antonic plädiert für einen pragmatischeren Umgang mit Regeln. “Gesetzestreue ist ein Wert und nicht jedes Gesetz ist per se schlecht. In der Praxis werden viele Gesetze und Regeln aber ohnehin unterlaufen. Das Problem liegt darin, dass man sich treiben lässt und keine Werte und Prinzipien etabliert, nach denen man sein Handeln pragmatisch ausrichtet”, erklärt er.

Sein Vorschlag: Unternehmen sollten gezielt Räume schaffen, in denen Bürokratie abgebaut wird und unnötige Regulierungen vermieden werden. Eine der Minimal-Regulierung könnte die Produktivität wieder steigern.

Über die Studie

Die Umfrage wurde im November 2024 vom Marktforschungsinstitut Civey im Auftrag von die kontur durchgeführt. Insgesamt wurden 2500 Erwerbstätige in Deutschland befragt. Eine Zusammenfassung der Studie ist kostenlos erhältlich.

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