Die Bedingungen für ein seltenes Naturphänomen sind derzeit so gut wie lange nicht mehr. Am 31. Mai 2025 wurde ein sogenannter koronaler Massenauswurf (CME) beobachtet. Dieser wurde durch einen Flare der Klasse M8.2 der Sonnenfleckengruppe AR 4100 ausgelöst. Der CME erreichte die Erde am 1. Juni gegen 05:30 Uhr UTC – mit einer beeindruckenden Sonnenwindgeschwindigkeit von rund 1000 Kilometern pro Sekunde. Die Folge: ein geomagnetischer Sturm mit hohem Potenzial für sichtbare Polarlichter, auch Aurora Borealis genannt.
Sonnensturm mit Seltenheitswert
Solche Stürme sind das Ergebnis massiver Aktivität auf der Sonne. Wenn geladene Teilchen auf das Magnetfeld der Erde treffen, kann es zu farbintensiven Erscheinungen am Nachthimmel kommen. Diese treten normalerweise in der Nähe des Polarkreises auf – doch aktuell reicht die Aktivität bis nach Mitteleuropa.
Der sogenannte KP-Index, der die geomagnetische Aktivität misst, erreichte heute mehrfach den Wert 7. Das ist deutlich über der Schwelle, ab der Polarlichter in Norddeutschland sichtbar werden. Je weiter südlich man sich befindet, desto höher muss dieser Wert sein. Doch auch in Regionen wie Bayern oder Baden-Württemberg bestehen diesmal realistische Chancen – insbesondere bei wolkenfreiem Himmel.
Welche Rolle KP-Index und Bz-Wert spielen
Der KP-Index bewegt sich auf einer Skala von 0 bis 9 und beschreibt die Intensität von Sonnenstürmen. Ab einem KP von 6 ist Polarlicht in Norddeutschland möglich, ab 7 oder 8 kann es auch in der Mitte oder im Süden sichtbar werden. Ein weiterer entscheidender Wert ist der sogenannte Bz-Wert – dieser misst die Ausrichtung des interplanetaren Magnetfeldes. Nur wenn dieser Wert stark negativ ist (z. B. -10 bis -15 Nanotesla), wird das Magnetfeld der Erde durchlässig für die Sonnenpartikel – die Voraussetzung für sichtbares Polarlicht.
Am 1. Juni lagen sowohl der KP-Index als auch der Bz-Wert in einem Bereich, der optimale Bedingungen für Polarlichter schafft. Eine weitere Steigerung der Intensität durch das Eintreffen der sogenannten Magnetblasen des CME wird in den Abendstunden erwartet.
Wo die Chancen auf Sichtung besonders gut sind
In der Nacht vom 1. auf den 2. Juni 2025 könnten Polarlichter nahezu überall in Deutschland sichtbar werden – wenn das Wetter mitspielt. Besonders gute Chancen bestehen in den nördlichen Bundesländern wie Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Auch in Berlin, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen ist mit Sichtungen zu rechnen.
Der Deutsche Wetterdienst meldet größere Auflockerungen vor allem in der Mitte Deutschlands und in der Nordwesthälfte. In Teilen Süddeutschlands – etwa Baden-Württemberg und Bayern – sind zwar mehr Wolken unterwegs, aber auch hier kann es regional zu klaren Abschnitten kommen, die eine Beobachtung ermöglichen.
Beste Uhrzeit, Kamera-Tipp und Sichtverhältnisse
Das beste Zeitfenster für Polarlichtsichtungen beginnt nach Sonnenuntergang und reicht bis etwa 2 Uhr morgens. Eine besonders gute Sicht hat man abseits von Städten, da künstliche Lichtquellen den Effekt abschwächen. Auch der zunehmende Mond (aktuell rund 37 %) kann das Schauspiel etwas überstrahlen.
Ein Trick: Selbst wenn das Polarlicht mit dem bloßen Auge nicht erkennbar ist, lohnt sich ein Blick durch die Smartphone-Kamera. Oft zeigen sich auf dem Display Farben und Formen, die man mit freiem Auge kaum wahrnimmt.
Wie die kommenden Tage aussehen
Die aktuellen geomagnetischen Aktivitäten könnten sich bis zum 3. Juni fortsetzen. Der Sonnensturm hat das Potenzial, mehrere Tage lang für Polarlichter zu sorgen – vorausgesetzt, die Sonnenaktivität bleibt hoch. Der aktuelle Sonnenzyklus, der etwa elf Jahre dauert, befindet sich gerade im Maximum. Bis 2026 sind daher immer wieder außergewöhnlich starke Polarlichter möglich.
Wichtige technische Eckdaten:
- Eintreffzeit CME: 1. Juni, 05:30 Uhr UTC
- Sonnenwindgeschwindigkeit: ~1000 km/s
- KP-Index: aktuell bei 7
- Bz-Wert: negativ
- Flare-Klasse: M8.2
- Aktueller Sonnenzyklus: Zyklus 25, Maximumphase bis voraussichtlich 2026
Hier geht es zur offizielle Polarlicht-Vorhersagen beim NOAA SWPC

