Doch bei aller Brisanz bleibt die große Frage: Warum fühlt sich dieser Krimi trotz allem so belanglos an?
Ein Mord bringt alte DDR-Wunden zurück
Ein Mann wird leblos aus dem Strelasund geborgen. Sein Name: Arne Ammer, Sportjournalist. Schnell geraten Kommissarin Jule Zabek (Sophie Pfennigstorf) und Karl Hidde (Alexander Held) auf eine Spur, die weit zurückreicht – in eine Zeit, in der Medaillen mehr wert waren als Menschenleben.
Foto: © ZDF/Sandra Hoever
Im Zentrum: Andy Block (Andreas Anke), früheres Sportidol der DDR. Heute ist er nur noch Hausmeister in einem Ferienhaus – und offenbar schwerkrank. Als sich herausstellt, dass er einen Schlüssel zum mutmaßlichen Tatort hatte, wird es ernst. Block gesteht den Mord, verstrickt sich aber in Widersprüche.
Will er jemand anderen schützen?
Die Spur führt in ein Doping-Labyrinth
Parallel zur Mordermittlung verschwindet aus dem Landesarchiv brisantes Material – Akten über Kornelia Hildebrandt, eine DDR-Schwimmerin, die mit nur 19 Jahren unter mysteriösen Umständen starb. Offizielle Todesursache: Herzversagen. Doch ihre Tochter Silvana (Irina Potapenko) glaubt: Ihre Mutter war ein Doping-Opfer.
Foto: © ZDF/Sandra Hoever
Auch Block war Teil des Systems – gedopt, gefeiert, dann vergessen. Jetzt lebt er allein, an der Dialyse, mit dem Wissen, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt.
Kritik: Dieser Krimi verschenkt sein größtes Kapital
Und genau hier liegt mein Problem mit diesem Krimi. Das Thema ist gewaltig: DDR-Staatsdoping, systematische Körperverletzung im Namen des Ruhms, ungeklärte Tote, zerstörte Leben. Doch was macht „Stralsund – Der letzte Sieg“ daraus?
Eine solide Kriminalgeschichte – mehr nicht.
Kein echter Abgrund, keine emotionale Wucht. Statt Wut oder Fassungslosigkeit spürt man oft nur: Drehbuchroutine.
Foto: © ZDF/Sandra Hoever
Der Mordfall wirkt konstruiert. Die Spur zur DDR-Vergangenheit wird zwar geöffnet – aber nie richtig durchschritten. Die Fragen bleiben an der Oberfläche.
Jule Zabek: Deutschlands Lisbeth Salander?
Der Lichtblick: Sophie Pfennigstorf als Jule Zabek. Direkt, kämpferisch, unbequem – wie eine deutsche Version von Lisbeth Salander. Sie will nicht einfach nur ermitteln, sie will verstehen.
Ihr Kollege Karl Hidde (Alexander Held) dagegen spielt den abgeklärten Alt-Ermittler – mit Sätzen wie „Das war ein anderes Land damals“. Man spürt: Zwischen beiden knistert es – nicht vor Romantik, sondern vor Reibung.
Zabek will Gerechtigkeit. Hidde will den Fall schließen. Ein Generationenkonflikt auf Krimi-Ebene – stark inszeniert, aber leider zu selten ausgespielt.
Foto: © ZDF/Sandra Hoever
Fazit: Starker Ansatz, schwache Umsetzung
„Stralsund – Der letzte Sieg“ hätte ein echter TV-Hammer werden können. Das Thema schreit nach Aufmerksamkeit. Doch stattdessen wird es eingebettet in ein zu sauberes Krimigerüst, das viel andeutet – und fast nichts erklärt.
Der ZDF-Krimi verpasst die Chance, Haltung zu zeigen. Statt Gänsehaut bleibt Kopfnicken. Statt Aufarbeitung bleibt ein Gefühl von: Schade, da wäre mehr drin gewesen.