DDR-Skandal holt Vergangenheit ein

ZDF-Krimi „Stralsund – Der letzte Sieg“: DDR-Doping, Mord – und ein Fall, der viel verspricht, aber wenig liefert

Ein toter Sportjournalist, ein gefallener DDR-Olympiasieger und eine Ermittlerin, die mehr will als nur die Akte schließen – das ist der neue „Stralsund“-Krimi. Am Samstag (12. April, 20.15 Uhr im ZDF) steht in „Der letzte Sieg“ nicht nur ein Mord im Fokus, sondern auch die dunklen Seiten des DDR-Leistungssports.
ZDF-Krimi „Stralsund – Der letzte Sieg“: DDR-Doping, Mord – und ein Fall, der viel verspricht, aber wenig liefert
ZDF-Krimi „Stralsund – Der letzte Sieg“: DDR-Doping, Mord – und ein Fall, der viel verspricht, aber wenig liefert
Karl Hidde (Alexander Held) und Jule Zabek (Sophie Pfennigstorf) suchen in den Tunnelsystemen unter den Wohnhäusern nach Andy Block.
Foto: © ZDF/Sandra Hoever

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Doch bei aller Brisanz bleibt die große Frage: Warum fühlt sich dieser Krimi trotz allem so belanglos an?

Ein Mord bringt alte DDR-Wunden zurück

Ein Mann wird leblos aus dem Strelasund geborgen. Sein Name: Arne Ammer, Sportjournalist. Schnell geraten Kommissarin Jule Zabek (Sophie Pfennigstorf) und Karl Hidde (Alexander Held) auf eine Spur, die weit zurückreicht – in eine Zeit, in der Medaillen mehr wert waren als Menschenleben.

"Stralsund - Der letzte Sieg": Jule Zabek (Sophie Pfennigstorf) hockt neben der Leiche eines Unbekannten (Komparse) zwischen dem Schilf des Ostseeufers, Karl Hidde (Alexander Held) steht daneben.
Ein unbekannter Toter (Komparse, M.) am Strelasund für Karl Hidde (Alexander Held, l.) und Jule Zabek (Sophie Pfennigstorf, r.) ein neuer Fall, der die Kommissare mit der DDR-Vergangenheit konfrontiert.
Foto: © /Sandra Hoever

Im Zentrum: Andy Block (Andreas Anke), früheres Sportidol der DDR. Heute ist er nur noch Hausmeister in einem Ferienhaus – und offenbar schwerkrank. Als sich herausstellt, dass er einen Schlüssel zum mutmaßlichen hatte, wird es ernst. Block gesteht den Mord, verstrickt sich aber in Widersprüche.

Will er jemand anderen schützen?

Die Spur führt in ein Doping-Labyrinth

Parallel zur Mordermittlung verschwindet aus dem Landesarchiv brisantes Material – Akten über Kornelia Hildebrandt, eine DDR-Schwimmerin, die mit nur 19 Jahren unter mysteriösen Umständen starb. Offizielle Todesursache: Herzversagen. Doch ihre Tochter Silvana (Irina Potapenko) glaubt: Ihre Mutter war ein Doping-Opfer.

"Stralsund - Der letzte Sieg": Andy Block (Andreas Anke) steht vor einer Fototapete mit einem Sonnenuntergang. Neben ihm steht eine Stange zum Gewichtheben.
Andy Block (Andreas Anke) versteckt sich und Silvana in seinem provisorischen Trainingskeller.
Foto: © ZDF/Sandra Hoever

Auch Block war Teil des Systems – gedopt, gefeiert, dann vergessen. Jetzt lebt er allein, an der Dialyse, mit dem , dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt.

Kritik: Dieser Krimi verschenkt sein größtes Kapital

Und genau hier liegt mein Problem mit diesem Krimi. Das Thema ist gewaltig: DDR-Staatsdoping, systematische Körperverletzung im Namen des Ruhms, ungeklärte Tote, zerstörte Leben. Doch was macht „Stralsund – Der letzte Sieg“ daraus?

Eine solide Kriminalgeschichte – mehr nicht.
Kein echter Abgrund, keine emotionale Wucht. Statt Wut oder Fassungslosigkeit spürt man oft nur: Drehbuchroutine.

Jule Zabek (Sophie Pfennigstorf) kann den unbekannten Angreifer überwältigen und in die Flucht schlagen.
Jule Zabek (Sophie Pfennigstorf) kann den unbekannten Angreifer überwältigen und in die Flucht schlagen.
Foto: © ZDF/Sandra Hoever

Der Mordfall wirkt konstruiert. Die Spur zur DDR-Vergangenheit wird zwar geöffnet – aber nie richtig durchschritten. Die Fragen bleiben an der Oberfläche.

Jule Zabek: Deutschlands Lisbeth Salander?

Der Lichtblick: Sophie Pfennigstorf als Jule Zabek. Direkt, kämpferisch, unbequem – wie eine deutsche Version von Lisbeth Salander. Sie will nicht einfach nur ermitteln, sie will verstehen.

Ihr Kollege Karl Hidde (Alexander Held) dagegen spielt den abgeklärten Alt-Ermittler – mit Sätzen wie „Das war ein anderes Land damals“. Man spürt: Zwischen beiden knistert es – nicht vor Romantik, sondern vor Reibung.

Zabek will Gerechtigkeit. Hidde will den Fall schließen. Ein Generationenkonflikt auf Krimi-Ebene – stark inszeniert, aber leider zu selten ausgespielt.

"Stralsund - Der letzte Sieg": Jule Zabek (Sophie Pfennigstorf) und Karl Hidde (Alexander Held) stehen mit gezogenen Waffen und schusssicheren Westen im Tunnelsystem. Sie leuchten mit ihren Taschenlampen nach vorne.
Karl Hidde (Alexander Held) und Jule Zabek (Sophie Pfennigstorf) suchen in den Tunnelsystemen unter den Wohnhäusern nach Andy Block.
Foto: © ZDF/Sandra Hoever

Fazit: Starker Ansatz, schwache Umsetzung

„Stralsund – Der letzte Sieg“ hätte ein echter TV-Hammer werden können. Das Thema schreit nach Aufmerksamkeit. Doch stattdessen wird es eingebettet in ein zu sauberes Krimigerüst, das viel andeutet – und fast nichts erklärt.

Der ZDF-Krimi verpasst die Chance, Haltung zu zeigen. Statt Gänsehaut bleibt Kopfnicken. Statt Aufarbeitung bleibt ein Gefühl von: Schade, da wäre mehr drin gewesen.

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