Tropenvirus-Überträger mitten in Deutschland
Ursprünglich in Südostasien beheimatet, ist die Asiatische Tigermücke tagaktiv, aggressiv und nutzt selbst kleinste Wasseransammlungen als Brutstätte. Baden-Württemberg kämpft seit Jahren gegen ihre Ausbreitung – denn das Risiko für Infektionen nimmt mit jeder Generation der Mücke zu. Vor allem in wärmeren Regionen wie entlang des Oberrheingrabens, am Bodensee, am Mittleren Neckar und in der Rhein-Neckar-Region steigt die Population stetig.
Die Tigermücke selbst ist mit 3 bis 8 Millimetern kleiner als eine 1-Cent-Münze, aber gut zu erkennen: tiefschwarzer Körper, weiße Streifen an den Beinen, ein markanter weißer Streifen auf Kopf und Rücken. Diese „Tarnung“ macht sie unverkennbar – und zur Gefahr.
Gesundheitsministerkonferenz beschließt Gegenmaßnahme
Auf der Gesundheitsministerkonferenz am 11. und 12. Juni 2025 in Weimar brachte Baden-Württemberg einen Antrag ein, um die biologische Bekämpfung der Tigermücke zu erleichtern. Die sogenannte Bti-Tablette – ein biologisches Mittel gegen Stechmückenlarven – soll künftig einfacher abgegeben werden können. Bislang ist sie nur über sachkundige Stellen wie Apotheken erhältlich, was die Anwendung im Alltag erschwert.
Der Antrag aus Baden-Württemberg erhielt die einstimmige Zustimmung aller Bundesländer. Nun ist der Bund aufgefordert, das Bundesrecht entsprechend zu ändern – ein wichtiger Schritt im Kampf gegen das aggressive Insekt.

Karte: Aktuelles und früheres Vorkommen von Populationen der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) in Deutschland auf der Basis von Landkreisen (die komplette Einfärbung von Landkreisen bedeutet nicht zwingend, dass die Tigermücke überall in diesem Landkreis vorkommt). Stand 31.12.2022
Noch keine Infektionen – aber Risiko steigt
Bisher wurden in Baden-Württemberg keine lokalen Infektionen mit tropischen Krankheitserregern festgestellt. Eine Übertragung ist allerdings möglich, wenn eine Tigermücke das Blut eines infizierten Reiserückkehrers aufnimmt und die Erreger bei hohen Temperaturen in ihrem Körper weitervermehrt werden. Ein Stich kann dann zur Infektion führen.
Deshalb appellieren Landesärztekammer und Gesundheitsamt besonders an Rückkehrer aus tropischen Regionen, in den ersten 14 Tagen nach ihrer Rückkehr konsequent Mückenschutz zu betreiben. Dazu gehören lange Kleidung, Mückennetze, engmaschige Gitter, sowie Sprays mit DEET oder Icaridin.
Bei unklarem Fieber, Gelenkschmerzen oder Hautausschlag nach einer Reise sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Der Klimaschutzbeauftragte der Landesärztekammer, Dr. Robin Maitra, warnt: „Durch den Klimawandel müssen wir mit dem Auftreten bisher bei uns nicht vorkommender Erkrankungen rechnen.“
Jeder kann zur Bekämpfung beitragen
Die Asiatische Tigermücke legt ihre Eier bevorzugt in stehenden, kleinen Wasseransammlungen ab – ganz anders als heimische Arten, die eher fließende Gewässer bevorzugen. Damit wird der eigene Garten schnell zur Brutstätte: Gießkannen, Blumentopf-Untersetzer, Regentonnen, Vogeltränken oder sogar Spielzeug können zur Gefahr werden.

Foto: ThamKC / Envato
Das Landesgesundheitsamt empfiehlt daher:
- Wasserbehälter im Freien regelmäßig entleeren oder verschließen
- Vogeltränken und Hundenäpfe wöchentlich reinigen
- schwer zu entleerende Gefäße alle 14 Tage mit Bti-Tabletten behandeln
- stehendes Wasser in Gärten und auf Balkonen vermeiden
Eine ausführliche Broschüre des Landesgesundheitsamtes sowie Informationen zur Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V. unterstützen Bürgerinnen und Bürger bei der Erkennung und Bekämpfung der Tigermücke. Verdachtsfälle können durch Fotos oder eingesendete Exemplare gemeldet werden.
Fazit:
Die Asiatische Tigermücke ist kein harmloser Sommergast – sie ist ein potenzieller Krankheitsüberträger. Baden-Württemberg reagiert mit konkreten Maßnahmen. Doch auch jeder Einzelne ist gefragt, um das Risiko einer flächendeckenden Ausbreitung zu verringern. Denn der Kampf gegen die Tigermücke beginnt im eigenen Garten.
