Kinderarmut in Deutschland bleibt groß

Unicef-Bericht in Deutschland: Kinder aus armen Familien weiterhin abgehängt

Ein aktueller Bericht von Unicef Deutschland beleuchtet die prekäre Lage von Kindern aus armen Familien. Trotz Mahnungen des Kinderhilfswerks verschärft sich die soziale Ungleichheit, was weitreichende Folgen für das Aufwachsen und die Zukunftsperspektiven der betroffenen Kinder hat. Die Organisation fordert dringende politische Maßnahmen.
Unicef-Bericht in Deutschland: Kinder aus armen Familien weiterhin abgehängt
Unicef-Bericht in Deutschland: Kinder aus armen Familien weiterhin abgehängt
UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland 2025 am 12.11.2025, via dts Nachrichtenagentur

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Unicef Deutschland hat am Mittwoch seinen jährlichen Bericht zur Lage von Kindern in Deutschland vorgestellt und dabei deutliche Kritik geäußert. Das Kinderhilfswerk bemängelt, dass nach wie vor zu viele Kinder in ihrer Entwicklung und ihren Zukunftsperspektiven erheblich benachteiligt sind.

Georg Waldersee, Vorstandsvorsitzender von Unicef Deutschland, betonte bei der Vorstellung des Berichts die drängende Problematik: „Das Bild ist eindeutig: Soziale Ungleichheit bleibt die größte Herausforderung, wenn es um die Chancen von Kindern geht.“ Er wies darauf hin, dass mehr als eine Million Kinder in leben und sich grundlegende Dinge wie ein warmes Mittagessen oder ein zweites Paar Schuhe oft nicht leisten können. Waldersee warnte eindringlich: „Armut und Perspektivlosigkeit verfestigen sich seit Jahren – und das dürfen wir nicht länger hinnehmen. Deshalb lautet unsere Warnung heute: Es bewegt sich zu wenig für Kinder in Deutschland.“

Sabine Walper, Vorstandsvorsitzende und Direktorin des Deutschen Jugendinstituts, erläuterte die methodische Grundlage des Berichts. Es wurden 28 Aspekte der Lebenslage und des Wohlergehens von Kindern in Deutschland mithilfe einer Vielzahl von Datensätzen untersucht. Ihre Analyse ergab alarmierende Zahlen: „Jedes siebte Kind ist armutsgefährdet, jedes achte ist auf Bürgergeld angewiesen“, so Walper. Weiterführend zeige sich, dass jedes elfte Kind von materieller Deprivation betroffen sei. Das bedeutet, dass in mindestens sieben von dreizehn grundlegenden Bereichen – wie etwa der Möglichkeit, abgetragene Kleidung zu ersetzen, eine beheizte Wohnung zu haben oder regelmäßig warme Mahlzeiten zu erhalten – gravierende Entbehrungen bestehen.

Der Bericht verdeutlicht zudem, dass die Kluft zwischen privilegierten und benachteiligten Kindern wächst. Erschreckend ist, dass immer mehr Kinder Schwierigkeiten beim Lesen haben. Des Weiteren verfügen 41 Prozent der Achtklässler lediglich über rudimentäre digitale Kompetenzen, was ihre Chancen im digitalen Zeitalter zusätzlich mindert.

Besorgniserregend ist auch das Gefühl der mangelnden Unterstützung bei benachteiligten Kindern und Jugendlichen durch ihr Umfeld, einschließlich Eltern und Lehrkräften. Jährlich verlassen laut Unicef über 62.000 Jugendliche die ohne Abschluss. Der Bericht hebt hervor, dass 44 Prozent der armutsgefährdeten Kinder in überbelegten Wohnungen leben und mindestens 130.000 Kinder in kommunalen Unterkünften wohnungslos sind.

Waldersee kritisierte das Fehlen einer umfassenden Strategie zur Bekämpfung der Kinderarmut. Er betonte, dass die aktuelle Haushaltslage keine Ausrede sein dürfe. „Kinder müssen höchste politische Priorität haben“, forderte er. Waldersee verwies auf andere Länder, die trotz geringerer finanzieller Mittel bessere Lösungen gefunden hätten. Er plädierte für gezielte Investitionen in Teilhabe und frühe Bildung sowie eine stärkere Armutsprävention. Besonders schutzbedürftige Gruppen wie Kinder von Alleinerziehenden, aus Mehrkinderhaushalten und aus Flüchtlingsfamilien benötigten verstärkte Unterstützung. Zudem forderte er den Ausbau des Startchancenprogramms, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine stärkere Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an gesellschaftlichen Prozessen.

Abschließend appellierte der Unicef-Deutschland-Chef: „Deutschland hat viele Baustellen, wir das. Aber kein Fundament ist wichtiger als das unserer Kinder. Wer gesellschaftlichen Zusammenhalt und Zukunft sichern will, der sollte, der muss jetzt handeln.“

(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)

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