Missbrauchsbilanz im Bistum Trier

Über 700 Missbrauchsopfer im Bistum Trier aufgedeckt

Ein Zwischenbericht der Universität Trier beleuchtet das Ausmaß sexuellen Missbrauchs im Bistum. Historiker identifizierten in ihrer Untersuchung über 700 Betroffene über Jahrzehnte hinweg. Der Bericht kritisiert zudem die Aktenführung und Kommunikation des Bistums im Umgang mit den Fällen.
Über 700 Missbrauchsopfer im Bistum Trier aufgedeckt
Über 700 Missbrauchsopfer im Bistum Trier aufgedeckt
Katholischer Pfarrer bei einer Messe zwischen Ministranten (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Ein Team von Historikern der Trier hat in einem neuen schockierende Fälle von sexuellem Missbrauch im Bistum Trier aufgedeckt. Der dritte Zwischenbericht, der die Amtszeiten der Bischöfe Reinhard Marx und Stephan Ackermann beleuchtet, fördert das volle Ausmaß dieser Tragödie zutage.

Die Forscher identifizierten während der Amtszeit von Bischof Marx 21 Beschuldigte und mindestens 35 Betroffene. Unter Bischof Ackermann wurden 16 Beschuldigte und 24 Betroffene festgestellt. Insgesamt wurden für den Zeitraum von 1946 bis 2021 erschütternde 248 Beschuldigte und 734 Betroffene erfasst.

Die tiefgreifende Untersuchung basierte auf der minutiösen Auswertung von 1.279 Akten und 30 intensiven Gesprächen mit Betroffenen und Zeitzeugen. Ein positiver Trend, der sich aus dem Bericht abzeichnet, ist der Rückgang der Täterzahlen seit der Amtszeit von Bischof Spital. Seit 2001 wurde kein neuer Fall eines Intensivtäters registriert, also keiner des zehn oder mehr Betroffenen zur Last gelegt werden konnte.

Kritik an Kommunikation und Aktenführung in Trier

Trotz dieser Entwicklungen sehen die Forscher erheblichen Verbesserungsbedarf, insbesondere in der Kommunikation mit Betroffenen, den Gemeinden und der Öffentlichkeit. Eine zentrale Kritik richtet sich gegen die unsystematische Aktenführung und die mangelhafte Informationsweitergabe zwischen den Bistümern.

Besonders alarmierend ist die Feststellung, dass die Personalführung Versetzungen in Pflegeheime oder Krankenhäuser nicht ausreichend kontrollierte. Teilweise schien die Fürsorgepflicht für die Täter sogar höher gewichtet zu werden als das öffentliche Sicherheitsbedürfnis. Dies wirft ein bezeichnendes Licht auf die damaligen Prioritäten.

Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchung war der Umgang des Bistums mit den Missbrauchsfällen selbst. „Deutlich wird in erster Linie, dass es lange Zeit kein schematisches Vorgehen, sondern eine Einzelfallprüfung gegeben hat, die zu einem nicht selten nachsichtigen Umgang mit den Beschuldigten führte“, erklärte Studienautorin Lena Haase. Unter Bischof Ackermann übernahm die schließlich die Verantwortung für das gesamte Geschehen. Die Forschung wird bis 2026 fortgesetzt, um weitere Fälle aus der Zeit von 1946 bis 1966 zu untersuchen.

(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)

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