Rechnungslegung unter Verdacht

BaFin-Prüfung erschüttert Gerresheimer – Aktie bricht um über 30 Prozent ein

Die nächste Hiobsbotschaft für Gerresheimer lässt nicht lange auf sich warten – und sie hat es in sich: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat eine anlassbezogene Prüfung des Konzernabschlusses für das Geschäftsjahr 2024 eingeleitet. Der Verdacht: Der Spezialverpackungshersteller könnte Umsätze verbucht haben, die noch gar nicht realisiert waren.
  • Prüfung durch BaFin eingeleitet: Am 18. September 2025 hat die Finanzaufsicht eine anlassbezogene Prüfung des Konzernabschlusses zum 30. November 2024 und des zugehörigen Lageberichts begonnen.

  • Verdacht auf Bilanzierungsfehler: Laut BaFin gibt es „konkrete Anhaltspunkte“, dass Umsatzerlöse zu früh erfasst wurden – insbesondere bei „Bill-and-Hold“-Geschäften.

  • Kursrutsch an der Börse: Die Aktie verliert am Tag der Bekanntgabe zeitweise über 34 % und fällt damit ans Ende des MDAX.

  • Vorgeschichte belastet zusätzlich: Bereits zuvor hatte Gerresheimer mit Gewinnwarnungen, gescheiterten Übernahmegesprächen und einem Einstieg des Investors Active Ownership Capital (AOC) für Schlagzeilen gesorgt.

  • Unternehmensreaktion: Gerresheimer zeigt sich kooperationsbereit und betont, man habe die Umsätze korrekt nach IFRS bilanziert.

  • Marktreaktion: Analysten und Anleger mahnen zur Vorsicht – vor einem klaren Ergebnis der Prüfung sei ein Einstieg hochriskant.

BaFin-Prüfung erschüttert Gerresheimer – Aktie bricht um über 30 Prozent ein
BaFin-Prüfung erschüttert Gerresheimer – Aktie bricht um über 30 Prozent ein
Unternehmenszentrale der Gerresheimer AG in Düsseldorf, Airport City
Foto: GerresheimerEigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link

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In einer Mitteilung vom 24. heißt es wörtlich: „Der Finanzaufsicht BaFin liegen konkrete Anhaltspunkte dafür vor, dass die Gerresheimer Aktiengesellschaft gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen hat.“ Im Fokus stehen dabei laut BaFin insbesondere Umsatzerlöse aus sogenannten „Bill-and-Hold“-Vereinbarungen – also Geschäfte, bei denen der Kunde die Ware zwar bestellt, der Hersteller sie aber noch nicht ausgeliefert hat.

Die Reaktion an der Börse ist heftig: Die Gerresheimer-Aktie verliert zeitweise über 34 Prozent an Wert und rauscht damit ans Ende des MDAX. Damit setzt sich eine Abwärtsspirale fort, die bereits durch wiederholte Gewinnwarnungen und gescheiterte Übernahmegespräche mit Private-Equity-Investoren ausgelöst wurde.

Noch im Sommer hatte der aktivistische Investor Active Ownership Capital einen größeren Anteil an Gerresheimer übernommen – offenbar in der Hoffnung auf eine strategische Neuausrichtung. Die nun publik gewordene BaFin-Prüfung könnte diese Pläne jedoch deutlich erschweren.

Gerresheimer selbst zeigte sich in einer Stellungnahme überzeugt, dass man sich bei der Umsatzrealisierung im Einklang mit den geltenden Vorschriften bewegt habe. Das kündigte eine „vollumfängliche Kooperation“ mit der Finanzaufsicht an.

Anleger reagieren dennoch verunsichert. Die Kombination aus Kursverfall, regulatorischer Prüfung und gescheiterten Restrukturierungsansätzen hinterlässt einen tiefen Vertrauensschaden. Marktteilnehmer warnen derzeit davor, ins „fallende Messer“ zu greifen – erst wenn das Ergebnis der BaFin-Prüfung vorliegt, könnten fundierte Entscheidungen getroffen werden.

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