In ihrem 17. Fall bekommen es Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) und Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) mit einer Mordserie zu tun, die sie an ihre Grenzen bringt. Doch im Zentrum des Geschehens stehen nicht die Kommissare, sondern zwei Männer, deren Schicksale auf fatale Weise miteinander verknüpft werden.
Darum geht es in „Tatort: Weil sie böse sind“
Rolf Herken (Milan Peschel) ist am Ende. Der alleinerziehende Vater kämpft um eine bessere Zukunft für seinen autistischen Sohn, doch finanziell und beruflich steht er vor dem Ruin. Als ihm auch noch eine wichtige Idee von seiner Vorgesetzten gestohlen wird, sieht er nur noch einen Ausweg: Er sucht den reichen Stifter Reinhard Staupen (Markus Boysen) auf. Herken glaubt, dass die Staupens den Wohlstand ihrer Familie auf dem Unglück seiner Vorfahren im Mittelalter aufgebaut haben, und bittet um Hilfe.

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Doch statt Unterstützung erfährt er nur Hohn und Demütigung. In einem Anfall von Wut erschlägt Herken den Patriarchen mit einem Morgenstern. Balthasar Staupen (Matthias Schweighöfer), der Sohn des Ermordeten, findet die Leiche – und das Überwachungsvideo der Tat. Anstatt die Polizei zu rufen, empfindet er Genugtuung. Er verachtet seine gierige Familie und sieht in dem verzweifelten Mörder das perfekte Werkzeug für einen Rachefeldzug. Er beseitigt die Spuren und erpresst Herken, weitere Mitglieder seiner verhassten Familie aus dem Weg zu räumen.
Während die Kommissare Sänger und Dellwo im Dunkeln tappen und durch interne Machtkämpfe um die Nachfolge ihres Chefs gelähmt sind, eskaliert die Situation. Herken tötet in der Folge Balthasars Onkel und Tante, scheinbar in Notwehr. Die Ermittlungen geraten in eine Sackgasse, bis eine Zeugenaussage alles verändern könnte. Doch Balthasar hat seinen eigenen, finalen Plan.

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Kritik: Ein Meisterwerk der Manipulation
„Weil sie böse sind“ wird von Kritikern einhellig als Ausnahme-Krimi gefeiert. Das Drehbuch von Michael Proehl gilt als perfide und brillant ausgeklügelt, da es das Publikum auf die Seite des Mörders zieht. Man leidet mit der Figur des Rolf Herken und wünscht ihm beinahe, dass er ungestraft davonkommt.
Der Film bricht radikal mit dem klassischen „Whodunit“-Prinzip. Die Täter sind von Anfang an bekannt. Die Spannung entsteht nicht aus der Frage „Wer war es?“, sondern aus dem psychologischen Duell zwischen dem kleinlauten Mörder Herken und dem großspurigen Racheengel Balthasar. Die darstellerische Leistung von Milan Peschel und Matthias Schweighöfer ist das Herzstück des Films und verleiht dem teuflischen Pakt eine beklemmende Intensität.
Dass die Kommissare Sänger und Dellwo in diesem Fall eher eine Nebenrolle spielen und mit ihren eigenen Eitelkeiten beschäftigt sind, schadet dem Film nicht – im Gegenteil. Es unterstreicht die Genialität des Plans von Balthasar Staupen und rückt die moralischen Abgründe der Hauptfiguren umso stärker in den Vordergrund. Dieser „Tatort“ ist ein packendes Kammerspiel über Gerechtigkeit, Rache und menschliche Abgründe, das seinen Status als Kultkrimi mehr als verdient hat.
Einschaltquoten 2010: Ein Erfolg für Das Erste
Auch bei den Zuschauern kam der unkonventionelle Fall hervorragend an. Die Erstausstrahlung am 3. Januar 2010 verfolgten insgesamt 7,54 Millionen Menschen in Deutschland. Dies sicherte dem Ersten einen starken Marktanteil von 20,2 Prozent. Auch in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen war der „Tatort“ mit 2,61 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 16,7 Prozent ein voller Erfolg.
Besetzung: Die Darsteller im Überblick
- Kommissarin Charlotte Sänger: Andrea Sawatzki
- Kommissar Fritz Dellwo: Jörg Schüttauf
- Rolf Herken: Milan Peschel
- Balthasar Staupen: Matthias Schweighöfer
- Reinhard Staupen: Markus Boysen
- Freya Staupen: Adele Neuhauser
- Mike Staupen: Peter Davor
- Rudi Fromm: Peter Lerchbaumer
- Sandra Jakesch: Sandra Borgmann
- Dr. Scheer: Thomas Balou Martin
