Dramatische Entwicklung: fast 40 Prozent mehr Todesopfer
„Im letzten Jahr ist die Zahl der Drogentoten um fast 40 Prozent angestiegen. Das ist eine besorgniserregende Entwicklung“, warnte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU). Er forderte konsequente Strafverfolgung, gezielte Aufklärung und umfassende Präventionsarbeit, um gegenzusteuern.
Strobl zeigte sich zudem kritisch gegenüber der geplanten Legalisierung von Cannabis durch die Bundesregierung. Diese sende „ein falsches Signal – gerade an junge Menschen – und erweckt den Eindruck, dass dieser Drogenkonsum unschädlich sei.“
Männer, Heranwachsende und Mischkonsum – die Opferstatistik 2024
Von den 195 Todesfällen im Land waren 171 Männer und 24 Frauen betroffen. Besonders tragisch: Elf der Verstorbenen waren Heranwachsende, zwei weitere Jugendliche unter 18 Jahren. Das Durchschnittsalter der Betroffenen liegt bei 37,2 Jahren – nahezu identisch zum Vorjahr.
Regionale Verteilung: Stuttgart und Rhein-Neckar-Kreis vorn
Die meisten Todesopfer wurden in Stuttgart (20 Fälle) und im Rhein-Neckar-Kreis (15 Fälle) registriert. Weitere Schwerpunkte liegen im Rems-Murr-Kreis, Mannheim, Göppingen, Reutlingen und dem Breisgau-Hochschwarzwald.
In einigen Regionen, darunter Pforzheim, Heidelberg, Biberach und Heidenheim, verzeichnete die Polizei keine Rauschgifttodesfälle im Jahr 2024.
Gefährlichster Trend: Der Mischkonsum
Die Statistik zeigt: Mischkonsum bleibt die Hauptursache für tödliche Drogenunfälle. In 126 Fällen (2023: 77) wurde der gleichzeitige Konsum mehrerer Substanzen zum Verhängnis – häufig in Kombination mit Alkohol oder Medikamenten.
Die häufigsten Kombinationen:
- Benzodiazepine: 50 Todesfälle
- Substitutionsmittel (z. B. Methadon): 40 Todesfälle
- Kokain: 36 Todesfälle
Besonders dramatisch ist der Anstieg von Todesfällen durch synthetische Opioide. Die oft im Internet bestellbaren Substanzen gelten als besonders gefährlich – 26 Menschen starben 2024 nach dem Konsum solcher Mittel. Im Jahr zuvor waren es lediglich zwei Fälle.
„Diese Substanzen ähneln in Struktur und Wirkung klassischen Medikamenten und fallen oft nicht unter bestehende Verbote“, erklärte Strobl. Ihre frei zugängliche Verfügbarkeit im Netz mache sie besonders heimtückisch.
Prävention: Theater, Broschüren und Schulprogramme
Neben Repression und Aufklärung setzt das Land weiter auf Präventionsarbeit an Schulen. 2024 wurden laut Innenministerium rund 2.500 Veranstaltungen mit insgesamt 61.000 Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Mit dabei: Infoabende, Theaterpädagogik, Elternveranstaltungen und digitale Kampagnen wie „Legal Highs“.
Zudem stehen Programme wie „Sucht erkennen und vorbeugen“ sowie die Broschüre „Risiko Drogen“ landesweit zur Verfügung. Alle Materialien sind auch online abrufbar über die Webseite der Polizei Baden-Württemberg.
„Operation Plexus“: Größter Kokainfund aller Zeiten
Auch im Kampf gegen die organisierte Rauschgiftkriminalität meldet das Landeskriminalamt Erfolge. In der spektakulären „Operation Plexus“ wurden 2024 insgesamt 35,5 Tonnen Kokain aus mehreren Seecontainern beschlagnahmt – ein neuer Rekord.
Der Straßenverkaufswert liegt bei 2,6 Milliarden Euro. Die Drogen waren zwischen harmloser Fracht wie Bananen oder Mehl versteckt und wurden mit Hilfe internationaler Partner wie Europol entdeckt.
Fazit: Viel zu tun – auf vielen Ebenen
Der deutliche Anstieg der Drogentoten 2024 zeigt: Die Lage ist ernst – und sie wird nicht besser. Neue Substanzen, Mischkonsum und ein unregulierter Onlinehandel fordern Polizei, Justiz und Prävention gleichermaßen heraus. Innenminister Strobl mahnt zu gemeinsamer Verantwortung:
„Wir müssen als Gesellschaft wachsam bleiben – im Strafrecht, in der Politik und in der Schule.“
