Diese Idee ging als „Mannheimer Stunden“ in die Geschichte ein – und machte die Kurpfalz zum Zentrum der internationalen Wetterforschung. Was kaum jemand weiß: Mannheim war der Ausgangspunkt des ersten weltweiten Wettermessnetzes.
Ein wissenschaftlicher Vorstoß mit Wirkung bis ins 21. Jahrhundert – und das lange vor Satelliten und Wetter-Apps.
Der Mann hinter der Wetteridee: Johann Jakob Hemmer
Der Visionär: Johann Jakob Hemmer, Meteorologe, Physiker und Sprachforscher aus Mannheim. Unterstützt vom aufgeklärten Kurfürsten Karl Theodor entwickelte er ab 1780 ein Netz aus 39 Messstationen, das sich von Deutschland über Frankreich und Italien bis nach Amerika, Grönland und den Ural spannte.
Der Clou: Alle Stationen maßen zur selben Uhrzeit: 7:00, 14:00 und 21:00 Uhr Mannheimer Ortszeit. So konnten erstmals vergleichbare Wetterdaten gesammelt und ausgewertet werden.
Weltweite Zusammenarbeit – aus einem Zimmer in Mannheim
Die Zentrale war in Mannheim, im sogenannten Meteorologischen Kabinett. Von hier aus wurden die Daten gesammelt und in den jährlich erscheinenden Ephemerides Societatis Meteorologicae veröffentlicht – in Latein, der Wissenschaftssprache der Zeit.
Sogar der Kurfürst selbst machte mit: Er ließ sich Messinstrumente in seine Privatgemächer stellen und notierte persönlich Wetterdaten – auch auf Reisen.
1795: Ein Bombenangriff beendet das große Projekt
Am 21. November 1795 wurde das Meteorologische Kabinett bei einem Angriff österreichischer Truppen zerstört – alle Aufzeichnungen gingen verloren. Das Netzwerk brach zusammen. Eine Wiederaufnahme blieb aus.
Dennoch: Die Mannheimer Stunden prägten das Wetterverständnis weltweit. Der Deutsche Wetterdienst nutzte das Modell noch bis ins Jahr 2001.
Klimaforschung profitiert bis heute
Die Aufzeichnungen von damals gelten als Schatztruhe für die historische Klimaforschung. Besonders beeindruckend: Die Dokumentation des Vulkanausbruchs Laki 1783. Zeitzeugen berichteten von Dunst, Schwefelgeruch und einem dramatischen Winter. Erst 100 Jahre später erkannte man den Zusammenhang mit dem Ausbruch.
Heute liefern diese Daten wertvolle Hinweise für Klimamodelle und historische Wetteranalysen – ein Vermächtnis aus Mannheim, das bis heute nachwirkt.