Dreimal täglich für die Wissenschaft

Wie eine Idee aus der Baden-Württemberg die Wetterforschung revolutionierte

Mannheim – Heute rufen wir das Wetter mit einem Klick ab – doch der Ursprung moderner Wetterbeobachtung liegt in der Kurpfalz. Genauer gesagt: in Mannheim. Vor über 240 Jahren wurde dort festgelegt, was bis heute für Meteorologen weltweit Standard ist: dreimal täglich messen – zur selben Zeit.
Wie eine Idee aus der Baden-Württemberg die Wetterforschung revolutionierte
Wie eine Idee aus der Baden-Württemberg die Wetterforschung revolutionierte
© Stadtmarketing Mannheim GmbH, Achim Mende · CC BY-SA

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Diese Idee ging als „Mannheimer Stunden“ in die Geschichte ein – und machte die Kurpfalz zum Zentrum der internationalen Wetterforschung. Was kaum jemand weiß: war der Ausgangspunkt des ersten weltweiten Wettermessnetzes.

Ein wissenschaftlicher Vorstoß mit Wirkung bis ins 21. Jahrhundert – und das lange vor Satelliten und Wetter-Apps.

Der Mann hinter der Wetteridee: Johann Jakob Hemmer

Der Visionär: Johann Jakob Hemmer, Meteorologe, Physiker und Sprachforscher aus Mannheim. Unterstützt vom aufgeklärten Kurfürsten Karl Theodor entwickelte er ab 1780 ein Netz aus 39 Messstationen, das sich von Deutschland über und bis nach Amerika, Grönland und den Ural spannte.

Der Clou: Alle Stationen maßen zur selben Uhrzeit: 7:00, 14:00 und 21:00 Uhr Mannheimer Ortszeit. So konnten erstmals vergleichbare Wetterdaten gesammelt und ausgewertet werden.

Wie eine Idee aus der Baden-Württemberg die Wetterforschung revolutionierte Societas Meteorologica Palatina Ephemerides Societatis Meteorologicae Palatinae observationes anni 1789
Bild. Gemeinfrei

Weltweite Zusammenarbeit – aus einem Zimmer in Mannheim

Die Zentrale war in Mannheim, im sogenannten Meteorologischen Kabinett. Von hier aus wurden die Daten gesammelt und in den jährlich erscheinenden Ephemerides Societatis Meteorologicae veröffentlicht – in Latein, der Wissenschaftssprache der Zeit.

Sogar der Kurfürst selbst machte mit: Er ließ sich Messinstrumente in seine Privatgemächer stellen und notierte persönlich Wetterdaten – auch auf Reisen.

1795: Ein Bombenangriff beendet das große Projekt

Am 21. November 1795 wurde das Meteorologische Kabinett bei einem Angriff österreichischer Truppen zerstört – alle Aufzeichnungen gingen verloren. Das Netzwerk brach zusammen. Eine Wiederaufnahme blieb aus.

Dennoch: Die Mannheimer Stunden prägten das Wetterverständnis weltweit. Der Deutsche Wetterdienst nutzte das Modell noch bis ins Jahr 2001.

Klimaforschung profitiert bis heute

Die Aufzeichnungen von damals gelten als Schatztruhe für die historische Klimaforschung. Besonders beeindruckend: Die Dokumentation des Vulkanausbruchs Laki 1783. Zeitzeugen berichteten von Dunst, Schwefelgeruch und einem dramatischen Winter. Erst 100 Jahre später erkannte man den Zusammenhang mit dem Ausbruch.

Heute liefern diese Daten wertvolle Hinweise für Klimamodelle und historische Wetteranalysen – ein Vermächtnis aus Mannheim, das bis heute nachwirkt.

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