Die Auszeichnung wurde beim Jahreskongress der internationalen Spitzenvereinigung in Athen verkündet – und ist ein Meilenstein für den bescheidenen Elsässer, der seit über 35 Jahren das Weinverständnis im Schwarzwald prägt.
„Der schönste Moment ist, wenn man merkt: Der Gast fühlt sich verstanden. Genau das macht meine Aufgabe so interessant,“ sagt Gass – ruhig, präzise, leidenschaftlich.
Ein Lebensweg, der mit einem Glas begann
Der Weg zum Wein begann früh – mit einer Blindverkostung im Elsass.
Ein Schulwettbewerb, ein unerwarteter Preis: ein Abend in einem Zwei-Sterne-Restaurant.
„Danach war mir klar: Das ist mein Weg,“ erinnert sich Gass.
Stationen bei Alain Ducasse, Émile Jung und Antoine Westermann formten seinen Stil, bevor er 1990 ins Tonbachtal kam – als junger Sommelier, der eigentlich nur Erfahrungen sammeln wollte.
Er blieb. Und prägte seitdem Generationen von Gästen und Winzern.

Die Philosophie: Substanz statt Effekt
Für Gass steht der Wein im Dienst des Gastes, nicht des Spektakels.
Seine Karte ist eine Entdeckungsreise: gereifte Jahrgänge, eigenwillige Winzerchampagner, stille Stars kleiner Regionen – und immer öfter auch alkoholfreie Begleitungen, die genauso viel Charakter zeigen.
„Mich interessieren Weine, die etwas abseits vom Erwartbaren unterwegs sind“, erklärt er.
„Wichtig ist, dass der Gast sie nicht vergisst.“
Diese Haltung brachte ihm nicht nur die Anerkennung der Gäste, sondern auch 2024 den Sommelier Award des Guide Michelin ein.
Eine Bühne für stille Größe
„Stéphane Gass ist niemand, der die große Bühne sucht,“ sagt Sebastian Finkbeiner, Geschäftsführer der Traube Tonbach.
„Er stellt andere in den Mittelpunkt – unsere Gäste ebenso wie die Winzerinnen und Winzer, deren Weine er auswählt.“
Finkbeiner nahm die Auszeichnung in Athen stellvertretend entgegen – und sprach von einem „Moment des Stolzes für das ganze Haus“.
Hintergrund: Les Grandes Tables du Monde
Die 1954 gegründete Vereinigung Les Grandes Tables du Monde vereint über 200 der besten Restaurants weltweit in 28 Ländern.
Sie zeichnet jährlich Persönlichkeiten aus, die die Gastronomie prägen – von Sommeliers bis Pâtissiers.
Dass 2026 ein Sommelier aus dem Schwarzwald geehrt wird, ist ein starkes Zeichen: für Beständigkeit, Bodenhaftung und internationale Klasse.
