Der Weg zur Ikone
Geboren am 27. September 1940 in München, führte Rudolph Moshammer nicht von Anfang an ein Leben im Luxus. Nach einer Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel machte er erste Schritte in der Modewelt und eröffnete 1968 seine Boutique „Carnaval de Venise“ in der Maximilianstraße, einer der exklusivsten Adressen Münchens. Mit opulenter Mode, die häufig nicht von ihm selbst entworfen, sondern zugekauft wurde, zog er bald prominente Kunden wie Arnold Schwarzenegger, Thomas Gottschalk und Siegfried & Roy an.
Doch Moshammer war nicht nur Designer, sondern auch ein Meister der Inszenierung. Mit seiner schwarzen Perücke, dem markanten Oberlippenbart und den extravaganten Outfits wurde er zum unverwechselbaren Aushängeschild seiner eigenen Marke. Sein Hund Daisy, stets mit einer Schleife geschmückt, avancierte zum zweiten Markenzeichen und war bei öffentlichen Auftritten immer an seiner Seite.
Foto: Von Sven.petersen – Eigenes Werk, Gemeinfrei, Link
Glamour und Tragik
Hinter dem Glanz seines öffentlichen Lebens verbargen sich jedoch Tragödien. Moshammer pflegte eine enge, fast symbiotische Beziehung zu seiner Mutter Else, die ihn viele Jahre in der Boutique unterstützte. Nach ihrem Tod 1993 ließ er ein Mausoleum auf dem Münchner Ostfriedhof errichten, in dem auch er später beigesetzt wurde.
Neben seiner Tätigkeit als Designer engagierte sich Moshammer intensiv für Bedürftige. Seine Stiftung „Licht für Obdachlose“ sowie Weihnachtsessen für Wohnungslose machten ihn auch über die Modewelt hinaus bekannt und beliebt. Diese Wohltätigkeitsaktionen trugen zu seinem Image als großzügiger und fürsorglicher Mensch bei.
Die schockierenden Ereignisse
Am 14. Januar 2005 endete dieses schillernde Leben auf tragische Weise. Moshammer wurde in seinem Haus in Grünwald mit einem Stromkabel erdrosselt. Sein Chauffeur fand die Leiche am frühen Morgen und alarmierte die Polizei. Bereits einen Tag später wurde der Täter, ein 25-jähriger irakischer Asylbewerber, festgenommen. Die Ermittlungen ergaben, dass Moshammer den Mann in der Nacht angesprochen und ihm 2.000 Euro für sexuelle Dienstleistungen angeboten hatte. Ein Streit um die Bezahlung eskalierte, und der Täter erdrosselte den Designer.
Moshammer hatte seine Homosexualität nie öffentlich gemacht, doch nach seinem Tod kamen Details ans Licht, die ein neues Bild von ihm zeichneten. Die Öffentlichkeit war gespalten: Während viele weiterhin den Wohltäter und exzentrischen Designer ehrten, rückten andere die Schattenseiten seines Lebens in den Fokus.
Ein Erbe, das bleibt
Der Mord an Rudolph Moshammer sorgte für eine nie dagewesene Anteilnahme. Tausende Menschen legten Blumen und Kerzen vor seiner Boutique und seinem Wohnhaus nieder. Seine Beerdigung am 22. Januar 2005 wurde zu einem medialen Großereignis. Der Trauerzug durch München und die Feierlichkeiten in der Allerheiligen-Hofkirche erinnerten mehr an ein Staatsbegräbnis als an eine private Zeremonie. Prominente wie Senta Berger, Ottfried Fischer und Roberto Blanco nahmen Abschied von dem Modezar.
Nach seinem Tod ging das Inventar seiner Boutique an den damaligen Geschäftspartner Walter Käßmeyer, der im Testament als Haupterbe benannt wurde. Teile des Nachlasses, darunter seine Rolls-Royce-Fahrzeuge und der Schmuck seiner Mutter, wurden zugunsten sozialer Projekte versteigert. Auch Daisy, die bis zu ihrem Tod 2006 von Moshammers Chauffeur betreut wurde, bleibt unvergessen.
20 Jahre später: Die Erinnerung lebt weiter
Zwei Jahrzehnte nach seinem Tod bleibt Rudolph Moshammer eine Ikone Münchens. Seine Boutique, sein soziales Engagement und sein unverwechselbarer Stil prägen das Bild der Maximilianstraße bis heute. Sein Mausoleum ist eine Pilgerstätte für Fans und Bewunderer, die an einen Mann erinnern, der es wie kaum ein anderer verstand, Glamour und Tragik zu vereinen.
Foto: Rufus46 – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link
Auch in der Kultur wird Moshammer regelmäßig thematisiert. Theaterstücke, Filme und Dokumentationen widmen sich seinem Leben und seinem tragischen Ende. Zuletzt brachte das Residenztheater in München 2024 das Stück „Mosi – The Bavarian Dream“ auf die Bühne, das sein Leben und seine Rolle als mediales Phänomen kritisch beleuchtet.
Fazit: Ein schillerndes Leben, das Spuren hinterlässt
Rudolph Moshammer war mehr als nur ein Modedesigner. Er war eine Kultfigur, die das Münchner Stadtbild und die Modewelt gleichermaßen prägte. Vor 20 Jahren endete sein Leben abrupt und gewaltsam, doch seine Legende lebt weiter – als Erinnerung an einen Mann, der Glamour, Exzentrik und soziales Engagement auf einzigartige Weise vereinte.