Der Blutmond: Zwischen Wissenschaft und Zauber
Schon die alten Kulturen haben dem rötlich schimmernden Mond eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Mal galt er als Vorbote des Unheils, mal als Zeichen der Erneuerung. Heute wissen Astronomen genau, was passiert: Nur bei Vollmond, wenn Sonne, Erde und Mond fast perfekt auf einer Linie stehen, kann sich unser Planet zwischen Sonne und Mond schieben. Dann verschwindet der Mond nicht einfach im Dunkeln, sondern leuchtet rot.
Der Grund liegt in der Erdatmosphäre. Sie filtert das Sonnenlicht und streut vor allem den kurzwelligen blauen Anteil. Die längerwelligen roten Strahlen gelangen dagegen bis in den Kernschatten, sodass der Mond nicht schwarz, sondern kupferrot erscheint. Was nüchtern als Brechung und Streuung des Lichts beschrieben werden kann, wirkt am Himmel wie ein Moment aus einer anderen Welt – ein Bild, das viele Menschen an alte Mythen erinnert.
Der Zeitplan für Baden-Württemberg
Besonders spannend wird die Mondfinsternis in Baden-Württemberg deshalb, weil der Mond bereits während der Totalität aufgeht. Das heißt: Schon beim ersten Aufscheinen am Horizont ist er blutrot verfärbt. Dieses seltene Bild macht das Ereignis so besonders.
Die wichtigsten Daten für Sonntag, 7. September 2025, lauten:
- Eintritt in den Halbschatten: 17:27 Uhr (noch nicht sichtbar, Mond unter dem Horizont)
- Eintritt in den Kernschatten: 18:30 Uhr
- Beginn der Totalität: 19:30 Uhr – da ist der Mond bei uns noch nicht aufgegangen
- Mondaufgang in Stuttgart: 19:42 Uhr
- Mondaufgang in Freiburg: 19:54 Uhr
- Mondaufgang in Karlsruhe: 19:49 Uhr
- Mondaufgang in Ulm: 19:40 Uhr
- Maximale Verdunkelung: 20:11 Uhr – dann leuchtet der Mond besonders intensiv rot
- Ende der Totalität: 20:52 Uhr
- Ende der partiellen Finsternis: 21:56 Uhr
- Ende der Halbschattenphase: 22:55 Uhr
Gerade die ersten Minuten nach dem Mondaufgang sind die spannendsten. Der Erdtrabant erscheint groß und rot direkt über dem Horizont – ein Bild, das in Erinnerung bleibt.
Wo sich der Blutmond in Baden-Württemberg am besten beobachten lässt
Wer die Mondfinsternis erleben möchte, sollte sich rechtzeitig einen Platz mit freier Sicht suchen. Vor allem der Blick nach Osten oder Ostsüdosten ist entscheidend. Baden-Württemberg bietet dafür zahlreiche spektakuläre Orte, die sich für die Beobachtung eignen.
Im Schwarzwald locken die Höhen von Feldberg, Belchen oder Schauinsland, wo kaum künstliches Licht stört. Auch die Hornisgrinde, der höchste Berg im Nordschwarzwald, garantiert eine grandiose Sicht. Auf der Schwäbischen Alb sind es Orte wie die Burg Hohenzollern, die Albtrauf-Höhen bei Bad Urach oder das mystische Blaubeuren, die nicht nur landschaftlich, sondern auch astronomisch perfekte Bedingungen bieten.
Am Bodensee reflektiert der Blutmond im Wasser, besonders eindrucksvoll etwa in Konstanz, Meersburg oder Friedrichshafen. Wer noch höher hinaus möchte, kann den kurzen Abstecher auf den Pfänder bei Bregenz wagen. Auch im Rheintal, etwa an den Weinbergen des Kaiserstuhls oder Tunibergs, lohnt sich der Blick in die Nacht.
Und nicht zuletzt bietet der Odenwald gute Plätze, zum Beispiel den Königstuhl bei Heidelberg oder den Katzenbuckel – den höchsten Berg der Region.
Selbst in Städten wie Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim oder Heilbronn ist der Blutmond sichtbar – allerdings lohnt sich hier ein kurzer Ausflug an den Stadtrand, wo weniger Straßenlaternen den Himmel aufhellen.
Sternwarten und Planetarien in Baden-Württemberg öffnen zur Blutmond-Nacht
Viele Einrichtungen im Land nutzen die totale Mondfinsternis am 7. September 2025 für besondere Angebote. In Stuttgart öffnet die Sternwarte auf der Uhlandshöhe ab 20 Uhr ihre Tore – der Eintritt ist frei. Besucherinnen und Besucher können dort den Blutmond mit fachkundiger Begleitung erleben.
Auch die Astronomische Vereinigung Karlsruhe lädt Interessierte ein: Ab 19 Uhr soll die Sternwarte am Max-Planck-Gymnasium in Rüppurr zugänglich sein, allerdings nur bei klarem Himmel. Ob die Beobachtung stattfinden kann, wird kurzfristig am Sonntagabend auf der Website bekannt gegeben.
In Aalen ist ein öffentlicher Beobachtungsabend zwischen 20 und 22 Uhr geplant. Wer im Raum Freiburg den Blutmond sehen will, kann sich den Sternfreunden Breisgau anschließen. Sie treffen sich ab 19:45 Uhr auf dem Schauinsland, wo Besucher durch bereitgestellte Teleskope blicken können.
Einen ganz eigenen Ansatz verfolgt das Planetarium Stuttgart: Dort startet bereits um 18 Uhr eine besondere Musik-Lasershow. Gezeigt wird das legendäre Pink-Floyd-Album „The Dark Side of the Moon“ – begleitet von 360-Grad-Projektionen, Sternenbildern und Lichteffekten. Eine außergewöhnliche Kombination aus Musik und Astronomie, die den Blutmond-Abend abrundet.
Damit wird die Nacht nicht nur ein Natur-, sondern auch ein Gemeinschaftserlebnis für viele Menschen im Land.
Tipps für die Blutmond-Nacht
Damit die Beobachtung zum Genuss wird, sind ein paar Vorbereitungen sinnvoll. Ein Fernglas oder Teleskop kann die Details verstärken, aber auch mit bloßem Auge ist der Anblick beeindruckend. Warme Kleidung ist ratsam, besonders in höheren Lagen wie im Schwarzwald oder auf der Alb, wo die Temperaturen nach Sonnenuntergang schnell fallen.
Auch wenn der Mond lange am Himmel bleibt, sollte man rechtzeitig draußen sein – die spannendsten Minuten sind der Aufgang und die Zeit der maximalen Verdunkelung. Wer in der Stadt lebt, sollte für den Abend einen kurzen Ausflug an den Ortsrand einplanen. Schon wenige hundert Meter können den Unterschied machen, wenn es um Lichtverschmutzung geht.
Eine Decke oder ein Klappstuhl machen die Beobachtung bequemer, und wer mag, kann aus der Himmelsbeobachtung ein kleines Picknick unter Sternen machen.
Wetterlage: Werden Wolken zum Spielverderber?
Damit die totale Mondfinsternis sichtbar wird, braucht es klares Wetter – doch die Prognosen sind nicht überall gleich. Der Deutsche Wetterdienst geht davon aus, dass es vor allem im Osten und Südosten Baden-Württembergs gute Chancen auf freien Blick gibt, etwa auf der Schwäbischen Alb oder am Bodensee. In der Mitte und im Westen ziehen Wolkenfelder durch, die aber Lücken lassen könnten.
Im Schwarzwald sind die Bedingungen gemischt: Während hochgelegene Orte wie der Feldberg durchaus klare Sicht haben können, ziehen in tieferen Lagen möglicherweise noch Schauerreste durch. Doch selbst dünne Schleierwolken müssen kein Nachteil sein – sie verstärken den dramatischen Eindruck, wenn der Mond rötlich durch einen milchigen Schleier schimmert.
Wann kommt der nächste Blutmond?
So eindrucksvoll die Nacht vom 7. September wird – es ist ein seltenes Erlebnis. Wer den Blutmond verpasst, muss warten. Am 28. August 2026 gibt es zwar eine partielle Finsternis, doch die findet am frühen Morgen statt. Erst am 31. Dezember 2028 zeigt sich wieder eine totale Mondfinsternis von Deutschland aus. Dann allerdings mitten im Winter – was zwar kalt, aber nicht weniger spektakulär sein dürfte.
Fazit: Eine Nacht, die Baden-Württemberg so schnell nicht vergisst
Ob auf den Höhen des Schwarzwalds, am Bodenseeufer, auf der Schwäbischen Alb oder am Rand von Stuttgart: Der Blutmond 2025 verbindet Wissenschaft und Emotion, Natur und Mythos. Wenn der Mond rot und geheimnisvoll über Baden-Württemberg aufgeht, erleben Tausende Menschen ein Schauspiel, das sie so schnell nicht vergessen werden. Es ist eine Nacht, die den Himmel in ein rotes Geheimnis verwandelt – und Baden-Württemberg für einen Moment zum Mittelpunkt des Universums macht.
