Das ist der neue „Tatort: Siebenschläfer“
Im Jugendheim „Siebenschläfer“ verschwinden mitten in der Nacht zwei Jugendliche: die 16-jährige Lilly-Marie Reuter und ihr 17-jähriger Freund Pascal Schadt. Am nächsten Morgen die Schocknachricht – Lilly wird tot aus einem See in der Nähe des Heims geborgen. Alles deutet zunächst auf Selbstmord hin, doch schnell werden Zweifel laut: War es wirklich ein Suizid oder steckt mehr dahinter?
Pascal gilt als gefährlich, wird im Heim mit Medikamenten ruhiggestellt und ist nun untergetaucht. Kurz darauf greift er eine ehemalige Betreuerin an, die ihn bei sich verstecken will – und verschwindet erneut spurlos. Für Schnabel und Winkler beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
© MDR/MadeFor Film/Steffen Junghans
Zwischen Misstrauen, Macht und Manipulation
Die Ermittlungen führen das Duo tief hinein in die Strukturen des Heims. Die Heimleiterin Saskia Rühe betont, alles laufe ordnungsgemäß. Doch ein Blick in die Medikamentenlisten und Patientendossiers zeigt: Hier wurde systematisch geschwiegen, vertuscht – und psychisch kranke Jugendliche offenbar falsch behandelt.
Ein mysteriöser Schriftzug „Mörder“ taucht am Tor des Heims auf, eine Betreuerin entgeht nur knapp einem Unfall mit einem Lieferwagen. Währenddessen wächst der Druck auf die Behörden. Die Mutter des toten Mädchens erhebt schwere Vorwürfe: Der Staat habe ihr die Tochter genommen, um sie „besser zu erziehen“ – und sie stattdessen ins Verderben geschickt.
Schnabels Kindheitshölle kommt ans Licht
Je tiefer Winkler in den Fall eintaucht, desto mehr spürt sie, dass ihr Vorgesetzter etwas verheimlicht. Als sie ihn darauf anspricht, gesteht Schnabel schließlich: Er selbst war in seiner Jugend in einem DDR-Kinderheim untergebracht – mit erschütternden Erinnerungen an Gewalt, Demütigung und Machtmissbrauch.
Diese persönliche Verbindung zum Fall lässt Schnabel an seine Grenzen stoßen. Er beginnt, die Ermittlungen emotional zu führen, während Winkler versucht, die Kontrolle zu behalten. Zwischen beiden entwickelt sich eine neue, spannungsreiche Dynamik, die die Figuren menschlicher und nahbarer macht.
Showdown im Heim: Die Wahrheit über Lillys Tod
Die Spur führt zu Psychiater Lukas Brückner (Hanno Koffler), der Pascal als „psychisch instabil“ einstufte und seine Behandlung beaufsichtigte. Immer mehr Hinweise deuten darauf hin, dass er bei der Medikamentierung über das Ziel hinausgeschossen ist.
Als ein weiterer Todesfall im Umfeld des Heims geschieht, überschlagen sich die Ereignisse: Winkler und Schnabel decken ein Netz aus Vertuschung, Angst und Schuld auf. In einem dramatischen Showdown wird klar, dass Lillys Tod kein Zufall war – und dass ein tragisches Rachemotiv hinter allem steckt.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die Erwachsenen tragen tiefe Wunden davon.
Neues Duo, neue Richtung
„Siebenschläfer“ markiert den Start einer neuen Ära für den Dresden-„Tatort“. Cornelia Gröschel und Martin Brambach beweisen als Duo eindrucksvoll, dass sie auch ohne Gorniak funktionieren. Brambach spielt Schnabel mit einer bisher unbekannten Verletzlichkeit, während Gröschel als Winkler zwischen Stärke und Mitgefühl balanciert.
© MDR/MadeFor Film/Steffen Junghans
Die Regie von Thomas Sieben setzt auf emotionale Tiefe statt klassische Spannung – mit ruhigen Bildern, bedrückender Atmosphäre und einem starken gesellschaftlichen Thema.
Kritik: Lohnt sich das Einschalten?
Ja – aber mit Einschränkungen. Wer klassische Ermittlungsarbeit und gesellschaftliche Themen mag, kommt auf seine Kosten. Wer rasante Action erwartet, dürfte enttäuscht sein.
Der Dresden-„Tatort: Siebenschläfer“ punktet mit emotionalem Tiefgang und glaubwürdigen Figuren, verliert sich jedoch phasenweise in Klischees über staatliche Heime und überfordert das Publikum mit zu vielen Nebenfiguren.
insideBW.de-Wertung: 2 von 4 Sternen.
Solide, nachdenklich – aber kein Gänsehaut-Krimi.
Besetzung von „Tatort: Siebenschläfer“
- Cornelia Gröschel als Leonie Winkler
- Martin Brambach als Peter Michael Schnabel
- Yassin Trabelsi als Philipp Laupheimer
- Ron Helbig als Dr. Himpe
- Timur Isik als Jakob Klasen
- Florian Geißelmann als Pascal Schadt
- Dilara Aylin Ziem als Lilly-Marie Reuter
- Milena Dreißig als Martina Reuter
- Silvina Buchbauer als Heimleiterin Saskia Rühe
- Anna-Lena Schwing als Olivia Becker-Rühe
- Elmar Gutmann als Hausmeister Erwin Miersch
- Aysha Joy Samuel als Jasmin Hoffmann
- Anna-Katharina Muck als Birte Friesack
- Hanno Koffler als Psychiater Lukas Brückner
- Peter Moltzen als Torsten Hess
- Sinje Irslinger als Lucy Wiegand
- Eray von Egilmez als Adrian Hecht
- Louise Sophie Arnold als Cheyenne
- Marisa Bach als Anja Hess
- Victoria Schulz als Polizistin Antje
- Saad Mouhib als Dayyan al-Khaled
- Robin Zeynat Imir als Nael al Nasri
„Tatort“ am Sonntag: Sendetermine und Mediathek
Der neue Dresden-Krimi „Tatort: Siebenschläfer“ feiert an diesem Sonntag seine Free-TV-Premiere im Ersten. Wer den Fall rund um Schnabel und Winkler verpasst, hat mehrere Gelegenheiten, die Folge nachzuholen:
- Sonntag, 12. Oktober 2025, um 20:15 Uhr im Ersten
- Dienstag, 14. Oktober 2025, um 00:45 Uhr im Ersten (Wiederholung)
In der ARD-Mediathek steht „Siebenschläfer“ parallel zur Ausstrahlung im Livestream bereit und kann dort auch im Anschluss noch bis zu sechs Monate lang jederzeit kostenlos abgerufen werden.