Handlung: Darum geht es im „Tatort: Hochamt für Toni“
Alles beginnt mit einem unerwarteten Anruf: Kommissar Felix Voss hört nach Jahren Funkstille von seinem alten Freund Marcus Borchert (Pirmin Sedlmeir). Der einstige Partykamerad ist inzwischen Pfarrer in einem kleinen Dorf in der Oberpfalz. Am Telefon kündigt Borchert an, während des Sonntagsgottesdienstes etwas Wichtiges zu enthüllen – und bittet Voss, unbedingt zu erscheinen.
Voller Vorfreude reist Voss in das abgelegene Dorf. Doch aus dem Wiedersehen wird nichts: Kurz vor Beginn der Messe wird Borchert tot in der Sakristei gefunden. Die örtliche Polizei geht von einem Raubmord aus, doch Voss glaubt nicht an diese Theorie.
Bei seinen eigenen Ermittlungen stößt der Nürnberger Kommissar auf eine schockierende Information: Antonia „Toni“ Hentschel, seine große Liebe aus Studentenzeiten, soll vor zwei Jahren Selbstmord begangen haben. Gemeinsam mit seiner Kollegin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid) taucht Voss tief in die Geheimnisse der einflussreichen Familie Hentschel ein – einer Industriellenfamilie, die als Wirtschaftsmacht der Region gilt.
Was zunächst wie eine gewöhnliche Familientragödie wirkt, entpuppt sich als ein Netz aus Lügen, Machtspielen und gut gehüteten Geheimnissen. Je näher Voss der Wahrheit kommt, desto klarer wird: Der Mord am Pfarrer und der Tod seiner großen Liebe sind enger miteinander verknüpft, als es zunächst den Anschein hat.
Kritik: Ein Franken-„Tatort“, der ratlos macht
Schon die Erstausstrahlung im Jahr 2023 sorgte für heftige Diskussionen unter Fans und Kritikern – und auch heute bleibt der Eindruck: „Hochamt für Toni“ ist einer der schwächsten Fälle aus Franken.
Verwirrende Erzählweise
Der Film startet mit starken Bildern: Die ersten Szenen aus der Oberpfalz sind atmosphärisch dicht, fast poetisch. Doch schnell wird diese Stimmung zerstört. Rückblenden im Stakkato, Discolicht-Effekte und wirre Flashbacks reißen die Zuschauer immer wieder aus der Handlung. Statt Spannung zu erzeugen, sorgt das für Chaos. Ein Kritiker formulierte es treffend: „Das verwirrende Bilder-Stakkato macht es dem Zuschauenden nicht leicht, in diesen ‚Tatort‘ hineinzufinden.“ Und tatsächlich: Wer nicht von Beginn an höchste Aufmerksamkeit mitbringt, verliert schnell den Überblick.
Klischees statt Tiefe
Hinzu kommt eine Figurenzeichnung, die eher an ein Setzkasten-Klischee erinnert als an die sonst fein gezeichneten Charaktere des Franken-Teams. Der Patriarch, der nur finster dreinblickt, zwei aalglatte Söhne mit undurchsichtigen Motiven, eine schweigende Mutter, die als stumme Zeugin am Rand steht, und eine weitere Tochter, die den Kommissar an seine Jugendliebe erinnert – all das wirkt austauschbar und uninspiriert. Die Irrungen und Wirrungen der Familie Hentschel wirken, als wären sie direkt aus dem Klischeebuch in die Pampa geplumpst.“
Starkes Spiel von Fabian Hinrichs
Was den Film rettet, ist Fabian Hinrichs. Sein Spiel als Felix Voss ist gewohnt stark, facettenreich und glaubwürdig. Er verleiht dem Kommissar eine Mischung aus Melancholie und Entschlossenheit, die auch in schwachen Drehbüchern funktioniert. Auch Dagmar Manzel als Paula Ringelhahn überzeugt mit gewohnt souveränem Auftritt – doch selbst diese schauspielerische Qualität kann die Schwächen im Drehbuch nicht kaschieren.
Ein Finale ohne Wucht
Spätestens im letzten Drittel bricht der Krimi völlig auseinander. Die eigentliche Mordermittlung tritt in den Hintergrund, die emotionalen Konflikte der Familie Hentschel werden ausgereizt, ohne echte Tiefe zu entwickeln. Der finale Twist, der als große Enthüllung gedacht ist, wirkt altbacken und vorhersehbar – ein Kniff, der schon in unzähligen Krimis zuvor bemüht wurde. Das Ergebnis: Ein Tatort, der atmosphärisch punktet, aber erzählerisch enttäuscht.
Besetzung des Franken-„Tatorts“
- Felix Voss: Fabian Hinrichs
- Paula Ringelhahn: Dagmar Manzel
- Eva Hentschel: Sina Martens
- Johannes Hentschel: André Jung
- Anna Hentschel: Marita Breuer
- Christian Hentschel: Johannes Allmayer
- Lukas Hentschel: Sebastian Zimmler
- Marcus Borchert: Pirmin Sedlmeir
- Wanda Goldwasser: Eli Wasserscheid
- Dr. Kaiser: Stefan Merki
Sendetermine und Streaming in der ARD-Mediathek
Der „Tatort: Hochamt für Toni“ wurde erstmals im Juni 2023 ausgestrahlt und kehrt nun als Wiederholung zurück:
- Sonntag, 24. August 2025, 20:15 Uhr – Das Erste
- Dienstag, 26. August 2025, 00:00 Uhr – Wiederholung im Ersten
Wer die Ausstrahlung verpasst, kann den Krimi in der ARD-Mediathek kostenlos im Stream sehen. Dort ist die Episode in der Regel für sechs Monate verfügbar.
Einschaltquoten zur Erstausstrahlung
Bei der Erstausstrahlung am 4. Juni 2023 konnte der Franken-„Tatort“ „Hochamt für Toni“ ein großes Publikum erreichen. 7,33 Millionen Zuschauer verfolgten den Krimi im Ersten, was einem Marktanteil von starken 29,1 Prozent entsprach. Damit zählte die Folge zu den erfolgreicheren Sonntagskrimis des Jahres – trotz der gemischten Kritiken, die den Film damals begleiteten.
Hintergrund: Neues „Tatort“-Kapitel im September
Mit der Wiederholung dieses Falls startet die ARD den Countdown zur neuen „Tatort“-Saison 2025/26. Ab dem 14. September 2025 wird Felix Voss erstmals mit einer neuen Partnerin ermitteln. Schauspielerin Rosalie Thomass stößt als frische Kollegin zum Nürnberger Team und soll gemeinsam mit Voss für frischen Wind in der Reihe sorgen. Fans dürfen gespannt sein, ob das neue Duo an die Erfolge der beliebten Kombination Voss und Ringelhahn anknüpfen kann.
Fazit
„Tatort: Hochamt für Toni“ ist ein Krimi, der zwiegespalten zurücklässt. Während Fabian Hinrichs als Kommissar Voss einmal mehr überzeugt und die atmosphärischen Bilder aus der Oberpfalz beeindrucken, schwächelt die Story durch eine wirre Erzählweise und vorhersehbare Figuren. Für Fans des Franken-„Tatorts“ lohnt sich die Wiederholung trotzdem – als Rückblick auf die Ära Voss/Ringelhahn, bevor im September das neue Team seine Arbeit aufnimmt.