Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin spricht von einem Meilenstein: „Wir sind überglücklich, dass wir schon im ersten Jahr Nachwuchs haben. Das ist der beste Beweis, dass wir der sensiblen Art optimale Bedingungen bieten.“
Aero als stolzer Vater
Der Koala-Nachwuchs ist das Ergebnis einer erfolgreichen Zucht. Schon im Mai beobachteten die Tierpfleger, wie das sechsjährige Koala-Männchen Aero Interesse an den Weibchen Auburn (3) und Scar (5) zeigte. Mehrfach kam es zu Paarungen. Das jüngere Männchen Navy (3) konnte die Weibchen noch nicht überzeugen.
Die Joeys wurden Mitte Juni geboren, jedoch unbemerkt von den Besuchern. Nach nur 35 Tagen Tragzeit kamen sie blind, nackt und kaum größer als ein Gummibärchen auf die Welt. Direkt nach der Geburt krochen sie in die schützenden Beutel ihrer Mütter, wo sie sich ungestört entwickeln konnten.
Koala-Kurator Volker Grün erklärt: „Die ersten Wochen im Beutel sind eine sehr sensible Phase. Umso mehr freuen wir uns, dass die Babys gesund heranwachsen. Schon bald werden sie ihre Köpfe aus dem Beutel stecken und die Welt erkunden.“
Anspruchsvolle Haltung für seltene Tiere
Koalas gelten als besonders anspruchsvoll in der Haltung, da sie Nahrungsspezialisten sind. Ihr Speiseplan besteht ausschließlich aus Eukalyptusblättern, und nicht jede Sorte oder Wachstumsphase ist geeignet. Die Wilhelma bezieht zweimal wöchentlich 90 Bündel frischen Eukalyptus aus einer Spezialgärtnerei. Ein eigenes Gewächshaus mit rund 100 Eukalyptusbäumchen dient als Reserve.
„Die Haltung und Zucht von Koalas ist aufwendig, aber wichtig“, erklärt Grün, der zudem Koordinator des europäischen Zuchtprogramms für Koalas ist. „Unsere Tiere stammen direkt aus Australien und sind nicht mit anderen Zoo-Koalas in Europa verwandt. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag für die genetische Vielfalt der Art.“
Ein weiteres Highlight: Die ersten Wochen ernähren sich die Joeys ausschließlich von Muttermilch. Ab der 22. Woche kommt der sogenannte „Pap“ hinzu – ein spezieller, weicher Kot der Mutter. Dieser enthält lebenswichtige Mikroorganismen, die den Baby-Koalas helfen, später die eigentlich giftigen Eukalyptusblätter zu verdauen.
Botschafter für Artenschutz
Neben ihrer Niedlichkeit haben Koalas eine wichtige Funktion als Botschaftertiere. „Koalas sind durch Lebensraumzerstörung und Buschbrände bedroht“, sagt Dr. Kölpin. „Zoos wie die Wilhelma helfen, eine Reservepopulation zu schaffen und das Bewusstsein für Artenschutz und die Folgen des Klimawandels zu stärken.“
Besucher der Wilhelma haben in den kommenden Wochen die Chance, die kleinen Sensationen live zu sehen. „Zwei Koala-Babys – das gibt es nicht alle Tage“, betont Grün. Ein tierisches Highlight, das nicht nur Tierfreunde begeistert!