Gefährliche Tradition: Verletzungen, Lärm und Umweltbelastung
Die Liste der negativen Folgen privater Pyrotechnik ist lang. Der „falsche, fahrlässige und alkoholisiert beeinträchtigte Umgang mit Böllern und Raketen“ führt laut Reinhardt zu einem Anstieg von Notfällen in ohnehin stark belasteten Kliniken. Besonders betroffen seien Augen und Ohren, die oft durch explodierende Böller verletzt werden.
„Gerade Verletzungen an Augen und Ohren häufen sich in der Silvesternacht. Besonders erschreckend ist, dass viele Kinder und Jugendliche zu Opfern werden“, erklärte Reinhardt. Doch die Verletzungsgefahr ist nicht alles: Menschen mit Atemwegserkrankungen, Schwangere und Traumatisierte leiden unter der starken Lärmbelastung und der Feinstaubbelastung durch Feuerwerkskörper.
Auch Tiere bleiben nicht verschont. Haus- und Wildtiere werden durch die lauten Explosionen stark beeinträchtigt. „Auch leiden Menschen mit Atemwegserkrankungen, Schwangere und Menschen mit (Kriegs-)Traumata unter dem Lärm, den Explosionen und der Umweltverschmutzung durch die Feuerwerkskörper“, betonte der Ärztepräsident.
Rettungskräfte in Gefahr – Appell an die Politik
Ein weiteres Problem: Angriffe auf Rettungs- und Ordnungskräfte. Silvester entwickelt sich in manchen Städten zu einem regelrechten Brennpunkt, bei dem Rettungsteams mit Pyrotechnik bedroht oder gar angegriffen werden. „Bleibt die Politik weiter untätig, trägt sie mit dazu bei, dass sich Jahr für Jahr tausende Menschen durch Silvester-Feuerwerk verletzen und mitunter Ärztinnen und Ärzte, Rettungs- und Ordnungskräfte mit Knallkörpern bedroht oder tätlich angegriffen werden“, warnte Reinhardt.
Pandemie zeigte: Weniger Feuerwerk, weniger Notfälle
Dass ein Verbot von privatem Feuerwerk wirken kann, zeigte die Corona-Pandemie. Während der Jahre 2020 und 2021 wurden Feuerwerksverkäufe zeitweise untersagt. Das Ergebnis: Ein deutlicher Rückgang von Notfällen in deutschen Großstädten.
In Hamburg gab es Silvester 2020 nur etwa ein Drittel der Noteinsätze aus dem Vorjahr; in Berlin sank die Zahl der Einsätze von 1.523 auf 862. Diese Zahlen belegen laut Bundesärztekammer, dass klare Regelungen Leben schützen und die Arbeit von Rettungsdiensten erheblich erleichtern können.
Zukunft ohne Böller: Alternativen im Fokus
„Niemand möchte den Menschen die Möglichkeit nehmen, Silvester ausgelassen zu feiern“, erklärte Reinhardt. Er betonte, dass zentral organisierte Feuerwerke, Lasershows oder Drohneninszenierungen eine umweltfreundliche und sichere Alternative sein könnten. „Manche Städte bieten auch Drohnen- oder Lasershows an, die den Himmel ganz ohne Müll und Feinstaub-Belastung erstrahlen lassen.“
Seine Vision: „Für einen schönen Jahreswechsel braucht es kein Schwarzpulver. Es ist an der Zeit, neue Silvestertraditionen zu begründen, um friedlich und sicher ins neue Jahr zu starten.“
Was bedeutet das für die Politik?
Die Bundesärztekammer hofft, dass die Innenministerkonferenz das Thema aufgreift und entsprechende Regelungen vorbereitet. Die Ärzteorganisation zeigt sich mit Polizei, Rettungskräften und Umweltschützern einig: Ein Verbot privater Feuerwerke wäre ein wichtiger Schritt hin zu mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit.

