Wer ist besonders gefährdet?
Laut RKI sind vor allem vulnerable Bevölkerungsgruppen betroffen. Dazu gehören:
- Geflüchtete Menschen
- Menschen in Wohnungslosigkeit
- Personen, die Drogen konsumieren
- Ungeimpfte Personen
- Ältere und vorerkrankte Menschen
Während der Sequenztyp ST-574 erstmals im Herbst 2022 im Zusammenhang mit neu ankommenden Geflüchteten in Deutschland identifiziert wurde, zeigen aktuelle Daten eine besorgniserregende Entwicklung: Immer häufiger sind auch Einheimische betroffen.
Die aktuellen Zahlen und Fakten (Stand 28.04.2025):
Bis zum 28. April 2025 wurden dem RKI bundesweit 126 Fälle mit dem Sequenztyp ST-574 gemeldet. Die Verteilung über die Jahre:
- 2022: 55 Fälle
- 2023: 49 Fälle
- 2024: 18 Fälle
- 2025 (bis Ende April): Mindestens 4 Fälle
Besonders alarmierend: Es gibt vermehrt Fälle von respiratorischer Diphtherie, die teilweise schwer oder sogar tödlich verlaufen. Auch finden die Übertragungen zunehmend innerhalb Deutschlands statt (autochthone Fälle).
Hotspots und Todesfälle:
Genomanalysen zeigen zwei besorgniserregende Sub-Cluster:
- Sub-Cluster 1 (Raum Frankfurt am Main): Seit Juni 2023 mindestens 15 Fälle von Hautdiphtherie, vorrangig bei wohnungslosen Menschen.
- Sub-Cluster 2 (Berlin und andere Bundesländer): Seit Januar 2024 mindestens 10 Diphtherie-Fälle. Darunter fünf Fälle von Hautdiphtherie bei wohnungslosen Menschen in Berlin und fünf Fälle von respiratorischer Diphtherie. Tragischerweise gab es hier bereits drei Todesfälle: ein ungeimpftes Kind in Brandenburg, eine Pflegeheimbewohnerin in Sachsen und eine aus Polen eingereiste Pflegekraft in Niedersachsen.
Das RKI weist zudem darauf hin, dass genetische Übereinstimmungen mit Isolaten aus mindestens einem Nachbarstaat auf eine mögliche grenzüberschreitende Ausbreitung hindeuten.
RKI-Empfehlungen: Was jetzt wichtig ist!
Das Robert Koch-Institut appelliert an medizinisches Personal, diagnostische Labore und den öffentlichen Gesundheitsdienst, die Wachsamkeit zu erhöhen. Das RKI betont: „Bei ärztlichen Verdachtsdiagnosen sollte sichergestellt werden, dass – vor Beginn einer Antibiotikatherapie – sowohl tiefe Rachenabstriche als auch Hautabstriche abgenommen werden.“ Weitere Kernpunkte der Empfehlungen:
- Labore: Sollen bei kulturellem Nachweis von Corynebacterium diphtheriae mittels PCR auf das Diphtherie-Toxin-Gen untersuchen.
- Kontaktpersonen-Management: Bei bestätigten Fällen müssen enge Kontaktpersonen identifiziert und Maßnahmen gemäß dem RKI-Ratgeber durchgeführt werden.
- Impfstatus prüfen und handeln: Der Impfstatus von Betroffenen und Kontaktpersonen muss erhoben werden. Fehlende Impfungen sollten gemäß STIKO-Empfehlungen dringend nachgeholt oder Grundimmunisierungen begonnen bzw. vervollständigt werden. Erkrankte sollten nach Genesung eine Impfung erhalten.
- Besondere Aufmerksamkeit für Migranten: Bei Asylsuchenden gehört die Diphtherie-Impfung zum priorisierten Impfangebot direkt nach Ankunft in Deutschland.
Das RKI sensibilisiert dafür, dass Diphtherie wieder vermehrt auftritt – sowohl als Hautdiphtherie als auch in der gefährlicheren respiratorischen Form. Eine vollständige Impfung ist der beste Schutz.


