Spannung vor dem Urnengang

Kommunalwahl in NRW: AfD wittert Chance im Ruhrgebiet – SPD kämpft um ihre Herzkammer

Am Sonntag wird in 427 Städten und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen gewählt. Rund 13,7 Millionen Wahlberechtigte können bei der Kommunalwahl über Stadt- und Gemeinderäte, Kreistage, Bezirksvertretungen sowie (Ober-)Bürgermeisterinnen und Bürgermeister entscheiden. Es ist der erste große Stimmungstest nach der Bundestagswahl – und er könnte das politische Kräfteverhältnis in Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland verschieben.
  • Wahltag: Sonntag, 14. September 2025, in 427 Kommunen in NRW

  • Wahlberechtigte: Rund 13,7 Millionen Menschen, erstmals auch 16- und 17-Jährige

  • AfD im Aufwind: Besonders stark im Ruhrgebiet, etwa in Gelsenkirchen, mit Chancen auf Verdoppelung der Stadtratssitze

  • SPD unter Druck: Könnte ihre letzten Hochburgen im Ruhrgebiet verlieren

  • CDU in der Defensive: Erwartet Verluste, hofft intern auf 20–30 Prozent

  • Grüne wackeln: In Uni-Städten wie Münster, Bonn, Köln und Aachen drohen Einbußen nach Bundes-Trend

  • Wahlbeteiligung 2020: Nur 51,9 Prozent – Parteien hoffen auf mehr Engagement

  • Stimmungstest für Berlin: Erste große Wahl nach der Bundestagswahl, bundesweite Signalwirkung

  • Zentrale Themen: Armut, Wohnraummangel, Infrastruktur, Kitas, Schulen, Integration, soziale Gerechtigkeit

  • Internationale Aufmerksamkeit: Auch ausländische Medien berichten über den Wahlkampf in NRW

Kommunalwahl in NRW: AfD wittert Chance im Ruhrgebiet – SPD kämpft um ihre Herzkammer
Kommunalwahl in NRW: AfD wittert Chance im Ruhrgebiet – SPD kämpft um ihre Herzkammer
Bild: insidebw.de / AI

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Wirtschaftskrise befeuert Unzufriedenheit

Vor allem im Ruhrgebiet wächst der Frust. Städte wie Gelsenkirchen, einst geprägt von Kohle und Stahl, kämpfen heute mit hoher Arbeitslosigkeit, und verödeten Innenstädten. Die wirtschaftliche Perspektivlosigkeit treibt viele Menschen um – immer mehr Läden schließen, während gleichzeitig die Lebenshaltungskosten steigen. Diese Mischung aus ökonomischem Druck, Unsicherheit und Zukunftsängsten bietet der AfD einen fruchtbaren Boden.

In Gelsenkirchen könnte sie laut Umfragen ihre Stadtratssitze verdoppeln und der SPD die jahrzehntelange Vormachtstellung entreißen. Bei der Bundestagswahl Anfang des Jahres lag die AfD hier mit 24,7 Prozent knapp vor der SPD. Auch in Duisburg, Bochum oder Dortmund wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet.

Junge Wähler tendieren zur AfD

Besonders auffällig ist der Trend unter jungen Menschen: Laut einer aktuellen Umfrage tendieren 15 Prozent der unter 35-Jährigen zur AfD, während bei den über 65-Jährigen nur ein Bruchteil dazu neigt, für sie zu stimmen. Erstmals dürfen bei dieser Kommunalwahl auch 16- und 17-Jährige wählen – für viele ist es der Einstieg in die politische Mitbestimmung.

Die etablierten Parteien wirken vielerorts ratlos. SPD und CDU verlieren zunehmend den Zugang zu ihren einst stabilen Wählermilieus. Beide Parteien setzen nun vor allem auf Durchhalteparolen, während im Hintergrund bereits Erwartungsmanagement betrieben wird. Innerhalb der CDU wäre man schon mit einem Ergebnis zwischen 20 und 30 Prozent zufrieden.

Grüne drohen Verluste, Uni-Städte ticken anders

Ganz anders ist die Lage in Universitätsstädten wie Münster oder Bonn. Hier hatten die Grünen bei der vergangenen Kommunalwahl Rekordergebnisse erzielt und die CDU vom Spitzenplatz verdrängt. Doch der bundesweite Abwärtstrend der Partei könnte auch auf kommunaler Ebene Spuren hinterlassen. In Köln, Aachen und Bonn waren die Grünen 2020 erstmals stärkste Kraft, müssen nun aber um ihre Position kämpfen.

Das Ruhrgebiet hingegen ist längst kein rotes Stammland mehr: In Städten wie Essen, Mülheim oder Oberhausen lag schon 2020 die CDU vorn, während die SPD in Gelsenkirchen oder Dortmund ihre letzten Hochburgen verteidigen muss – nun auch noch gegen die erstarkende AfD.

Wahl mit Signalwirkung für

Die Kommunalwahl gilt als dritter und letzter großer Urnengang in Deutschland in diesem Jahr und wird bundesweit als Stimmungstest für die neue unter Friedrich Merz gewertet. Obwohl kommunale Themen wie Wohnraum, Infrastruktur, Schulen, Kitas und soziale Gerechtigkeit im Vordergrund stehen, wirkt sich die bundespolitische Lage deutlich auf das Wahlverhalten vor Ort aus.

Zudem sorgt internationale Aufmerksamkeit für zusätzlichen Druck: Sogar Reporter der New York Times beobachten den Wahlkampf im Ruhrgebiet, nachdem sich Elon Musk mehrfach öffentlich für die AfD ausgesprochen hatte.

Ob die SPD ihre einstige Herzkammer halten kann oder die AfD in NRW den Durchbruch schafft, entscheidet sich an diesem Sonntag – und dürfte weit über die Landesgrenzen hinaus beachtet werden.

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