Infrastrukturprojekte könnten sich in Deutschland drastisch verteuern, wenn im Zuge des schuldenfinanzierten Sondervermögens die Nachfrage stark ansteigt. Diese eindringliche Warnung sprach das Ifo-Institut am Mittwoch aus. Oliver Falck, Leiter des Ifo-Zentrums für Innovationsökonomik und Digitale Transformation, betonte die Notwendigkeit, sicherzustellen, dass die bereitgestellten Mittel effizient eingesetzt werden und nicht durch unverhältnismäßig steigende Preise ihre Wirkung verlieren.
Der Ifo-Forscher wies darauf hin, dass staatliche Investitionen erhebliche Preisrisiken bergen. Eine deutliche Erhöhung der Nachfrage nach Infrastrukturprojekten durch das Sondervermögen könnte zu steigenden Löhnen führen, insbesondere in Branchen, die bereits jetzt von einem ausgeprägten Fachkräftemangel betroffen sind. Darüber hinaus könnten die Kosten für Bau- und Planungsleistungen sowie Immobilienpreise erheblich ansteigen.
Angesichts dieser potenziellen Entwicklungen forderte Falck eine klare Priorisierung der Projekte. Investitionen müssten dort erfolgen, wo sie den größten Beitrag zu Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit leisten. Gleichzeitig sei es unerlässlich zu prüfen, ob ausreichende Kapazitäten für die Umsetzung der Investitionen vorhanden sind. Um Engpässe zu vermeiden, plädiert er beispielsweise für die gezielte Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland.
Auch Tim Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, äußerte sich zu der Situation. Er forderte ein schnelleres Tempo bei politischen Entscheidungen, damit die Branche sich besser auf zukünftige Aufträge vorbereiten kann. Müller betonte, dass Unternehmen dringend Klarheit darüber benötigen, wann und welche Mittel für Straßen, Brücken und Wasserstraßen definitiv zur Verfügung stehen. Die Bauindustrie warte dringend auf konkrete Ausschreibungen und Projekte.
Tanja Gönner, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, pflichtete bei. Ihrer Ansicht nach sind beschleunigte Genehmigungsverfahren, ein systematischer Bürokratieabbau und ein effizienter Ressourceneinsatz notwendig, damit die vorgesehenen Mittel aus dem Sondervermögen spürbare gesamtwirtschaftliche Effekte erzielen können. (Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)