„Rosenthal“: Der Spielfilm läuft heute, am 7. April 2025, um 20:15 Uhr im ZDF
Im Mittelpunkt steht ein innerer Konflikt, der symbolischer kaum sein könnte: Die 75. „Dalli Dalli“-Sendung soll ausgerechnet am 9. November 1978 ausgestrahlt werden, dem 40. Jahrestag der Reichspogromnacht. Für Hans Rosenthal – Jude, Holocaust-Überlebender, Entertainer – ein schwer zu ertragender Spagat.
Denn während in Köln eine große Gedenkfeier stattfindet, sitzt Rosenthal im FSM-Studio in München – und muss lächelnd das deutsche Publikum unterhalten.
Foto: © ZDF/Ella Knorz
Holocaust-Überlebender im Rampenlicht: Das ZDF zeigt seine schwerste Stunde
Der Film zeigt einen tief zerrissenen Menschen: Rosenthal (überzeugend gespielt von Florian Lukas) kämpft mit seiner Vergangenheit – und mit der Frage, ob er das Richtige tut. Sein Bruder Gert wurde 1942 deportiert, er selbst überlebte nur durch monatelanges Verstecken. Jahrzehnte später ist Rosenthal ein gefeierter Star, aber seine Wunden sind nie verheilt.
Foto: © ZDF/Ella Knorz
Im Film wird deutlich, wie Rosenthal seine jüdische Identität bewusst zurückhielt, um sich im Nachkriegsdeutschland nicht angreifbar zu machen. Doch nun wird er vom Zentralrat der Juden eingeladen, bei der Gedenkfeier in der ersten Reihe neben Kanzler Helmut Schmidt zu sitzen – während das ZDF auf der Jubiläumsshow besteht. Der Wunsch, den Sendetermin zu verlegen, wird ihm abgeschlagen.
Show oder Schweigen? Hans Rosenthal steht vor einer unmöglichen Entscheidung
Seine Frau Traudl (Silke Bodenbender) ermutigt ihn, sich der Vergangenheit zu stellen. Doch es ist eine junge Frau aus der jüdischen Gemeinde – Rebecca Grodzinski (Maya Sara Unger) – die ihm einen Spiegel vorhält: Ist er wirklich der fröhliche Showmaster, den alle lieben? Oder ein Symbol für das große kollektive Verdrängen?
Während sich die Proben zur Show zuspitzen, flieht Rosenthal mit der Familie kurzfristig in den Urlaub – ein letzter Versuch, Abstand zu gewinnen. Er kehrt zurück. Doch innerlich ist nichts mehr wie vorher.
Die letzte Probe – und eine mutige Entscheidung
Am Tag der Sendung steht Rosenthal auf der Studiobühne – und bricht fast zusammen. In einer berührenden Szene wendet er sich kurz vor der Aufzeichnung an sein Team, spricht erstmals über das Trauma seiner Kindheit. Es ist der Beginn seiner späten Öffnung: Wenige Monate später veröffentlicht er seine Autobiografie.
Foto: © ZDF/Ella Knorz
Aufwendig inszeniert – und bewegend gespielt
Regisseur Oliver Haffner und Drehbuchautor Gernot Krää zeichnen das Porträt eines Mannes, der im Lächeln seine Narben verbarg. Florian Lukas überzeugt in der Hauptrolle – besonders in Momenten der inneren Zerrissenheit. Auch die Nachstellung der „Dalli Dalli“-Kulissen und der Show-Atmosphäre ist beeindruckend gelungen – mit Katharina Völkl, Timo Dierkes und Theresia Wald als legendärer Jury.
Die Rückblicke auf Rosenthals Kindheit, dargestellt von Claude Albert Heinrich, machen den Film noch intensiver. Die Gewissheit, dass dieser Unterhaltungsprofi in ständiger Erinnerung an seine ermordete Familie lebte, gibt dem Film eine erschütternde Tiefe.
ZDF würdigt Rosenthal auch online
Wer tiefer eintauchen möchte: Bereits seit dem 22. März 2025 steht der Film in der ZDFmediathek zur Verfügung. Im Anschluss an die Ausstrahlung zeigt das ZDF um 21:45 Uhr die Doku „Hans Rosenthal – Zwei Leben in Deutschland“, in der Freunde, Kollegen und Familienmitglieder zu Wort kommen.
Auch legendäre Folgen von „Dalli Dalli“, darunter die Jubiläumssendung vom 9. November 1978, sind abrufbar. Ein Stück deutscher Fernsehgeschichte – und ein Mahnmal dafür, wie dünn die Trennlinie zwischen Unterhaltung und Erinnerung sein kann.