Wie der Blackout begann
Ende Juni brach das Netz schlagartig zusammen. Von einem Tag auf den anderen funktionierten Handys in dem 10.000-Einwohner-Ort nicht mehr. WhatsApp, Google Maps, Online-Buchungen – nichts ging mehr.
Der Grund: Die Mobilfunkmasten von Vodafone und O2 standen auf einem alten Schornstein eines Fernheizwerks. Da der Schornstein abgerissen werden sollte, wurden die Antennen abgebaut. Ein Ersatzmast? Fehlanzeige.
Seitdem steckt der beliebte Kurort im Landkreis Calw in einem Funkloch – mitten in Baden-Württemberg.
Alltag im Offline-Chaos
Das Leben ohne mobiles Netz zeigt schnell, wie abhängig der Alltag vom Smartphone geworden ist.
- Wanderer verirren sich, weil Navigations-Apps nicht mehr funktionieren.
- Hotels kämpfen mit Check-ins, weil Reservierungen nicht digital abgerufen werden können.
- Restaurants verlieren Umsatz, weil bargeldloses Bezahlen unmöglich ist.
- Thermen stellen um, weil Sicherheitssysteme, die über Mobilfunk laufen, nicht mehr funktionieren.
Für den Tourismus ist der Ausfall ein Desaster: Gäste posten keine Bilder mehr auf Social Media, Reichweite und Sichtbarkeit der Region sinken spürbar.
Schuldfrage: Wer trägt die Verantwortung?
Die Stadt kritisiert die Netzbetreiber scharf. Schon Jahre zuvor sei bekannt gewesen, dass der Schornstein abgerissen wird. Dennoch wurde kein Ersatz vorbereitet. Vodafone und O2 verweisen dagegen auf die schwierige Topografie des engen Schwarzwaldtals und auf langwierige Genehmigungsverfahren für neue Standorte.
Klar ist: Der Kurort ist in Sachen Mobilfunk auf der Prioritätenliste nach hinten gerutscht – mit fatalen Folgen für Einwohner und Betriebe.
Tourismus und Wirtschaft unter Druck
Die Folgen des Blackouts sind deutlich spürbar. Hotels melden Einbußen, weil Gäste kurzfristig absagen oder bei der Anreise den Weg nicht finden. Gastronomen klagen über sinkende Umsätze, weil Gäste ohne mobiles Bezahlen zögern. Auch der Kur- und Bäderbetrieb muss improvisieren: Notfall-Kommunikation läuft inzwischen über Funkgeräte, um Sicherheit zu gewährleisten.
Hoffnung auf ein Provisorium
Ein Ende der Funkstille ist vorerst nicht in Sicht. Immerhin: Vodafone hat angekündigt, bis Ende August einen mobilen Ersatzmast zu installieren. Ab Mitte September soll das Netz in weiten Teilen des Kurorts wieder verfügbar sein – wenn auch nicht in voller Qualität.
Eine dauerhafte Lösung mit einem festen Standort wird jedoch deutlich länger dauern. Experten sprechen von einem Prozess, der sich über Jahre hinziehen könnte.
Schwarzwald-Idylle offline
Der betroffene Ort ist Bad Wildbad im Landkreis Calw. Bekannt für den Baumwipfelpfad, die spektakuläre WildLine-Hängebrücke und die historischen Thermen, ist der Kurort eigentlich ein Magnet für Erholungssuchende.
Jetzt wird die Idylle zur Geduldsprobe. Einige Besucher nehmen es mit Humor und nutzen die Gelegenheit für einen echten Offline-Urlaub – viele andere kämpfen dagegen mit massiven Einschränkungen.
Tipps für den Offline-Besuch
- Offline-Karten speichern: Routen vorher in Google Maps oder Komoot herunterladen.
- Bargeld dabeihaben: Mobile Zahlungen funktionieren aktuell nicht zuverlässig.
- WLAN nutzen: Hotels, Restaurants oder Cafés bieten oft stabile Verbindungen.
- Notfallplanung: Treffpunkte und Zeiten vorab absprechen.