Sicheres Versteck für Dokumente

Geheimes Archiv im Schwarzwald: Hier wird Deutschlands Geschichte bewahrt

Der Eingang des Barbarastollens
Der Eingang des Barbarastollens
Foto: user:Joergens.miEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link
Der Eingang des Barbarastollens

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Tief im Schwarzwald, versteckt unter 200 Metern Gestein, liegt der Barbarastollen – ein einzigartiges Langzeitarchiv, das die bedeutendsten Dokumente der deutschen Geschichte sichert.

Ursprünglich als Bergwerksstollen angelegt, wurde er nach dem Ende des Bergbaus umfunktioniert und schützt heute auf Mikrofilm gespeicherte Kopien von über einer Milliarde historischer Schriftstücke. Strenge Sicherheitsvorkehrungen, eine stabile Umgebung und seine abgeschiedene Lage machen ihn zu einem einmaligen Archiv für das kulturelle Erbe Deutschlands.

Ein Stollen mit besonderem Schutzstatus

Der Barbarastollen ist das einzige deutsche Objekt, das unter Sonderschutz nach der Haager Konvention steht. Bereits 1978 wurde er in das Internationale Register der geschützten Kulturgüter der UNESCO aufgenommen. Dies bedeutet, dass ein Angriff auf den Stollen im Fall eines bewaffneten Konflikts als Verstoß gegen das Völkerrecht gewertet würde. Die Wahl dieses Standorts war kein Zufall: Der Stollen liegt fernab von militärischen oder industriellen Zentren und bietet durch seine geologische Beschaffenheit ideale Bedingungen für die Langzeitarchivierung.

Im Zugangsbereich zu den Räumen A und B its das Schutzzeichen in dreifacher Form als Zeichen des höchsten Schutzes angebracht
Im Zugangsbereich zu den Räumen A und B its das Schutzzeichen in dreifacher Form als Zeichen des höchsten Schutzes angebracht
Foto: Von © Jörgens.mi, CC BY-SA 3.0, Link

Die konstanten klimatischen Verhältnisse im Inneren – etwa 10 °C Temperatur und eine Luftfeuchtigkeit von 75 % – machen aufwendige technische Klimatisierungen überflüssig. Zudem schützen spezielle Stahlbehälter die Mikrofilme vor Feuchtigkeit, Chemikalien und mechanischen Schäden.

Was wird hier aufbewahrt?

Im Barbarastollen lagern Mikrofilme mit Kopien von über einer Milliarde Dokumenten. Diese reichen vom Mittelalter bis in die Gegenwart und umfassen bedeutende Zeugnisse deutscher Geschichte. Darunter befinden sich etwa:

  • Die Goldene Bulle von 1356, das wichtigste Reichsgesetz des Heiligen Römischen Reiches
  • Die Krönungsurkunde Ottos des Großen von 936
  • Baupläne des Kölner Doms
  • Handschriften von Johann Sebastian Bach
  • Die Originalfassung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland
  • Der Vertragstext des Westfälischen Friedens von 1648

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden auch die Archivbestände der DDR im Barbarastollen gesichert – darunter etwa 8000 Kilometer Mikrofilm, die wichtige Dokumente aus Ostdeutschland enthalten.

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Der Behälter 2165 mit dem Grundgesetz, dem 1.000.000.000 Bild der Archivs, Ein Faksimile des Grundgesetztes Die Seit mit den Unterschriften, ein Archivfilm und eine Lupe 6x
Foto: Von © Jörgens.mi, CC BY-SA 3.0, Link

Mikrofilm als sicheres Speichermedium

Die Entscheidung, die Dokumente auf Mikrofilm zu archivieren, fiel nicht zufällig. Während digitale Speichermedien einem rasanten Wandel unterliegen und anfällig für Datenverluste sind, gilt Mikrofilm als besonders langlebig. Die hier verwendeten ILFOCHROME® MICROGRAPHIC-Filme sind 250-mal unempfindlicher als normale Fotofilme und ermöglichen es, 25 DIN-A4-Seiten auf einem Bild von nur 45 × 32 mm festzuhalten.

Auch Kunst wird hier geschützt

Nicht nur historische Dokumente, sondern auch zeitgenössische Kunstwerke haben ihren Platz im Barbarastollen. Im Jahr 2004 wurden 50 Werke von 50 Künstlern eingelagert, die speziell für diesen Zweck geschaffen wurden. Sie wurden zuvor niemals öffentlich ausgestellt – ein weiteres Zeichen dafür, welchen Stellenwert der Schutz von Kulturgut in Deutschland genießt.

Lagerraum B in dem noch Platz ist für etliche Einlagerungen
Lagerraum B in dem noch Platz ist für etliche Einlagerungen
Foto: © Jörgens.mi, CC BY-SA 3.0, Link

Der Barbarastollen in der Öffentlichkeit

Trotz seiner geheimnisvollen Vergangenheit ist der Barbarastollen kein völlig unzugänglicher Ort. Im Rahmen geführter Touren, organisiert vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) oder lokalen Bildungseinrichtungen, kann man einen Einblick in das Archiv erhalten. Während solcher Führungen, die nur selten stattfinden, erfahren Besucher mehr über die Geschichte, die Sicherheitsvorkehrungen und die Bedeutung dieses einzigartigen Archivs.

Ein Schutzraum für die Ewigkeit

Der Barbarastollen ist ein Symbol für den Schutz des deutschen Kulturerbes. Seine Existenz zeigt, wie wichtig es ist, historische Dokumente über Jahrhunderte hinweg zu sichern, um sie für zukünftige Generationen zu bewahren. In einer Welt, in der sich digitale Speichermethoden ständig weiterentwickeln und oft veralten, bietet der Barbarastollen eine bewährte und zuverlässige Methode, das kulturelle Erbe Deutschlands auch in Krisenzeiten zu schützen.

Details auf einen Blick

  • Name: Barbarastollen
  • Lage: Schauinsland bei Oberried,
  • Gründungsjahr: 1903
  • Gesamtlänge: 700 Meter
  • Funktion: Zentraler Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland
  • Inhalt: Mikrofilme mit Kopien von über einer Milliarde Dokumenten
  • Besonderheit: Sonderschutz nach der Haager Konvention
  • Zugänglichkeit: Nur im Rahmen von offiziellen Führungen
  • Betreiber: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)

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