Industrie als Lebensader
Michael Kovrig, ein gefragter Experte für China und selbst ehemaliger Diplomat, sieht im wirtschaftlichen Vorgehen Pekings eine ernste Bedrohung für Deutschland. Er plädiert im Handelsblatt für zügige und gezielte Schritte zum Schutz deutscher Industrieunternehmen. Während andere Nationen auf Tourismus setzen könnten, sei Deutschland primär auf seine Industrie angewiesen, so Kovrig. Seine eigenen Erfahrungen mit dem chinesischen Machtapparat sind prägend: Ganze 1.019 Tage saß der Kanadier in Haft, um die Freilassung einer Huawei-Managerin zu erzwingen.
EU-Staaten im Dilemma
Aktuell beraten die EU-Staaten über mögliche Zölle, die heimische Industrien vor der chinesischen Billigkonkurrenz absichern sollen. Doch nicht alle sind dafür. Unternehmen, die stark vom chinesischen Markt abhängig sind, wehren sich gegen europäische Gegenmaßnahmen. Sie fürchten Reaktionen aus Peking. Kovrig beobachtet, dass die chinesische Staatspartei es geschafft hat, Teile der Wirtschaft für sich einzunehmen. Die deutsche Regierung müsse nun entscheiden, welche Abhängigkeiten abgebaut werden können – oder ob Unternehmen bereits unwiederbringlich an China verloren sind.
Ein ‚Klimawandel‘ für Europa
Für Kovrig übertrifft Chinas Aufstieg die Herausforderungen durch Russlands Krieg gegen die Ukraine und die „America First“-Politik von US-Präsident Donald Trump bei weitem. Er vergleicht Russland und die USA unter Trump mit Stürmen, China hingegen sei ein „Klimawandel“. Die von China angestoßenen Veränderungen seien tiefer greifend und potenziell problematischer für Deutschland und Europa, betont er. Dies müsse Deutschland begreifen und seine Abhängigkeiten reduzieren.
