CSU-Politiker drängt auf Wiedereinführung

Die Wehrpflicht in Deutschland: Eine Debatte neu entfacht

Foto: Bundeswehr/Torsten Kraatz

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Die sicherheitspolitische Landschaft Europas hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine wirft die Frage nach der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und der Rolle der Bundeswehr neu auf.

In diesem Kontext ist die Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht wiederaufgeflammt, die 2011 unter Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ausgesetzt worden war. Besonders die Union drängt auf eine rasche Rückkehr zur Wehrpflicht. CSU-Politiker Florian Hahn macht Druck: „Noch 2025 müssen die ersten Wehrpflichtigen durch die Kasernentore schreiten.“

Historischer Kontext

Die Wehrpflicht hat in Deutschland eine lange Tradition. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie 1956 eingeführt und galt für alle Männer ab 18 Jahren. Sie war ein zentraler Bestandteil der deutschen Sicherheitspolitik und diente dem Aufbau einer starken Bundeswehr im Kalten Krieg. Doch mit dem Ende des Ost-West-Konflikts und der zunehmenden Beteiligung der Bundeswehr an internationalen Einsätzen verlor sie an Bedeutung.

2011 setzte die Regierung unter Angela Merkel die Wehrpflicht aus. Begründet wurde dies mit der veränderten Sicherheitslage und der ineffizienten Ausbildung von Wehrpflichtigen, die nur eine begrenzte Zeit dienten. Kritiker sahen darin jedoch einen Fehler, der nun angesichts der geopolitischen Lage korrigiert werden müsse.

Argumente für und gegen die Wehrpflicht

Befürworter sehen in der Wehrpflicht ein Instrument zur Stärkung der Bundeswehr und der nationalen Verteidigungsfähigkeit. Neben der personellen Aufstockung könnte sie auch das gesellschaftliche Bewusstsein für die Landesverteidigung schärfen. Zudem würde der Wehrdienst jungen Menschen Disziplin und Verantwortungsbewusstsein vermitteln.

Gegner argumentieren hingegen, dass eine Wehrpflicht in eine moderne Armee nicht mehr passe. Die Bundeswehr sei auf hochqualifizierte Spezialisten angewiesen, nicht auf kurzfristig ausgebildete Rekruten. Zudem würde eine Rückkehr zur Wehrpflicht hohe Kosten verursachen und in die persönliche Freiheit junger Menschen eingreifen.

Politische Positionen

Die politischen Parteien sind in der Frage gespalten. Während die Union vehement für eine Rückkehr zur Wehrpflicht plädiert, lehnt die FDP sie entschieden ab. Parteichef Christian Lindner warnt vor einem „gewaltigen Freiheitseingriff bei jungen Menschen“. Auch die Grünen setzen auf Diplomatie statt Wehrpflicht. Die ist uneins – einige Mitglieder befürworten eine Wiedereinführung, andere, wie die Wehrbeauftragte Eva Högl, lehnen sie ab.

Internationale Vergleiche und Alternativen

Viele europäische Länder haben die Wehrpflicht abgeschafft. Schweden und Litauen haben sie jedoch aufgrund der Bedrohung durch Russland wieder eingeführt. Frankreich diskutiert eine „Wehrpflicht light“ in Form eines Gesellschaftsdienstes.

In Deutschland werden Alternativen geprüft – etwa eine bessere Bezahlung und attraktivere Karriereperspektiven für Berufssoldaten oder eine Stärkung der Freiwilligendienste.

Fazit

Die Debatte über die Wehrpflicht bleibt hochbrisant. Klar ist: Eine Wiedereinführung würde tiefgreifende gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen haben. Doch die CSU drängt auf schnelle Entscheidungen. „Noch 2025 müssen die ersten Wehrpflichtigen durch die Kasernentore schreiten“ – ob es dazu kommt, liegt nun in den Händen der .

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