Datenschutzbedenken um chinesische KI-App wachsen

DeepSeek stürmt US-Charts – Doch Experten schlagen Alarm

Ein Screenshot der offiziellen DeepSeek-Website mit dem Slogan „Into the unknown“. Die Seite bietet zwei Hauptoptionen: „Start Now“ für den kostenlosen Zugang zum DeepSeek-V3-Modell und „Get DeepSeek App“ für die mobile Nutzung. Im unteren Bereich werden die Fähigkeiten von DeepSeek-V3 hervorgehoben, einschließlich seiner hohen Inferenzgeschwindigkeit und seiner Konkurrenzfähigkeit mit führenden geschlossenen KI-Modellen weltweit
Bild: Screenshot deepseek

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Mit rasantem Tempo hat sich DeepSeek, ein neues chinesisches KI-Start-up, zur meistgeladenen kostenlosen App in den USA entwickelt. Die künstliche Intelligenz aus China zieht damit mit Branchenprimus ChatGPT von OpenAI gleich und sorgt für Aufsehen.

Doch während sich Millionen Nutzer von den Funktionen der App begeistern lassen, warnen Cybersecurity-Experten vor erheblichen Datenschutz- und Sicherheitsrisiken. Besonders die Speicherung sensibler Nutzerdaten auf Servern in China sowie die strengen Überwachungsmaßnahmen des Landes stehen in der Kritik.

Rekord-Downloadzahlen – doch zu welchem Preis?

Innerhalb weniger Tage nach Veröffentlichung erklomm DeepSeek die Spitze der Download-Charts in den USA – ein bemerkenswerter Erfolg für das junge Unternehmen. Doch dieser Aufstieg wirft auch kritische Fragen auf: Wie sicher sind die Daten der Nutzer? Welche Risiken birgt die Verwendung einer KI, die unter den regulatorischen Bedingungen der chinesischen Regierung operiert?

Adrianus Warmenhoven, Cybersicherheitsexperte bei NordVPN, sieht die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Zwar böten neue KI-Start-ups Chancen, doch die damit verbundenen Risiken seien nicht zu unterschätzen.

„Die Datenschutzrichtlinie von DeepSeek zeigt klar, dass Benutzerdaten, einschließlich Unterhaltungen und generierter Antworten, in China gespeichert werden. Dies gibt Anlass zur Sorge, nicht nur wegen der beschriebenen Datenerfassung – von durch Nutzer geteilten Informationen bis hin zu Daten aus externen Quellen –, sondern auch wegen der potenziellen Risiken, die mit der Speicherung solcher Daten in einem Land mit anderen Sicherheitsstandards verbunden sind“, erklärt Warmenhoven.

Ein weiteres zentrales Problem sei, dass Unternehmen in China gesetzlich verpflichtet sind, Behörden auf Anfrage Zugang zu gespeicherten Daten zu gewähren. Das bedeutet: Theoretisch könnten persönliche Nutzerdaten, die über DeepSeek verarbeitet werden, von der chinesischen Regierung eingesehen und genutzt werden.

Politische Neutralität oder Zensur?

Nicht nur der Datenschutz steht in der Kritik – auch die inhaltliche Moderation sorgt für Diskussionen. Mehrere Nutzer berichten, dass DeepSeek bei politischen Themen auffallend zurückhaltend agiere. Fragen zu kritischen geopolitischen oder gesellschaftlichen Themen würden von der KI konsequent umgangen.

Warmenhoven sieht darin ein mögliches Indiz für externe Einflussnahme:
„Das KI-Modell von DeepSeek stößt auf immer mehr Kritik, weil es sich weigert, politische Themen zu behandeln. Dies hat Bedenken hinsichtlich möglicher Voreingenommenheit und externer Einflussnahme auf die Richtlinien zur Moderation von Inhalten der Plattform geweckt.“

Während westliche KI-Systeme wie ChatGPT zumindest eine gewisse Bandbreite an politischen und gesellschaftlichen Diskussionen zulassen, scheint DeepSeek einen strengeren Kurs zu fahren. Kritiker vermuten, dass sich die Plattform den in China geltenden Vorschriften anpasst, um regulatorischen Problemen aus dem Weg zu gehen.

Cyberangriffe, Datenmissbrauch und fehlende Transparenz

Neben der potenziellen Zensur gibt es weitere Sicherheitsbedenken. Experten warnen, dass KI-Plattformen wie DeepSeek zunehmend zum Ziel von Cyberangriffen werden könnten. Hacker könnten die gesammelten Nutzerdaten ausnutzen oder sogar die KI selbst manipulieren.

„Mit dem Aufkommen von Deepfakes und KI-gestützten Manipulationstechniken steht mehr auf dem Spiel als je zuvor. Nutzer sollten sich bewusst sein, dass alle Daten, die sie mit der Plattform teilen, möglicherweise gespeichert und weiterverwendet werden“, so Warmenhoven.

Ein weiteres Problem: Die mangelnde Transparenz bei der Entwicklung der KI-Modelle. Unklar bleibt, welche Datensätze für das Training von DeepSeek verwendet wurden und ob Nutzerdaten möglicherweise zur weiteren Verbesserung des Modells herangezogen werden. Diese Unsicherheiten erschweren es Verbrauchern, eine fundierte Entscheidung zur Nutzung der Plattform zu treffen.

Wie sicher ist DeepSeek wirklich?

Die Diskussion um DeepSeek ist Teil einer größeren Debatte über den Umgang mit künstlicher Intelligenz und den Schutz personenbezogener Daten. Während in westlichen Ländern strenge Datenschutzrichtlinien gelten, sind die Vorschriften in China deutlich anders geregelt.

„Die Bedenken hinsichtlich der Datenpraktiken von DeepSeek verdeutlichen einen umfassenderen kulturellen Unterschied in den Entwicklungsphilosophien. In einigen Regionen kann die Datenerfassung nicht aus böswilliger Absicht erfolgen, sondern weil es gängige Praxis ist, im Rahmen der App-Entwicklung umfangreiche Informationen über die Nutzung durch die User oder die App zu sammeln. Dies steht im Gegensatz zu westlichen Ansätzen, bei denen die Minimierung der Datenerfassung zum Schutz der Privatsphäre der Benutzer im Vordergrund steht“, so Warmenhoven.

Was Nutzer jetzt beachten sollten

Experten raten Nutzern, sich vor der Nutzung von DeepSeek und anderen KI-Anwendungen genau mit den Datenschutzrichtlinien auseinanderzusetzen. Wer persönliche oder sensible Daten teilt, sollte sich bewusst machen, dass diese unter chinesischem Recht gespeichert und verarbeitet werden.

Um das Risiko zu minimieren, empfiehlt Warmenhoven einen proaktiven Umgang mit der eigenen Cybersicherheit:

  • Datenschutzrichtlinien lesen: Nutzer sollten sich genau informieren, wo ihre Daten gespeichert werden und wer Zugriff darauf hat.
  • Vorsicht bei persönlichen Informationen: Sensible Daten sollten möglichst nicht mit der KI geteilt werden.
  • Regelmäßige Updates prüfen: Sicherheitslücken können durch regelmäßige Updates und Patches geschlossen werden.

Fazit: Erfolg mit Schattenseiten

Der kometenhafte Aufstieg von DeepSeek zeigt, dass das Interesse an innovativen KI-Tools ungebrochen ist. Doch während die App viele Nutzer durch ihre Funktionen überzeugt, werfen Datenschutz- und Sicherheitsfragen einen Schatten auf den Erfolg.

Ob DeepSeek seinen Höhenflug fortsetzen kann oder Datenschutzbedenken die Euphorie bremsen – das bleibt abzuwarten.

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