Debakel für IT-Sicherheitsfirma

Debakel für IT-Sicherheitsfirma CrowdStrike: Das Unternehmen hinter dem weltweiten IT-Crash

Debakel für IT-Sicherheitsfirma CrowdStrike: Das Unternehmen hinter dem weltweiten IT-Crash
Foto: Von PantheraLeo1359531 😺 (Diskussion) 13:07, 28 July 2021 (UTC) – Eigenes Werk/MS Windows 10 21H1, Gemeinfrei, Link

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Ein fataler Fehler in einem Software-Update des Cybersicherheitsunternehmens CrowdStrike löste am Freitag einen globalen IT-Zusammenbruch aus. Von Flughäfen über Banken bis hin zu Notrufsystemen – zahlreiche kritische Infrastrukturen waren betroffen. Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Abhängigkeit moderner Gesellschaften von einzelnen IT-Dienstleistern und könnte weitreichende Folgen für das verantwortliche Unternehmen haben.

Während sich die Systeme langsam erholen, blicken Experten besorgt auf die Anfälligkeit vernetzter Technologien. Der Zwischenfall zeigt einmal mehr, wie eng die digitale Welt verwoben ist und welche Konsequenzen selbst kleine Fehler haben können. Die Auswirkungen reichten von ausgefallenen Flügen über gestörte Bankgeschäfte bis hin zu verschobenen Operationen in Krankenhäusern.

Was ist CrowdStrike?

CrowdStrike ist ein führendes Unternehmen im Bereich der Cybersicherheit, mit Sitz in Austin, Texas. Es bietet umfassende Lösungen zum Schutz vor IT-Bedrohungen an. Eines der bekanntesten Produkte ist „Falcon“, eine Plattform, die schädliche Aktivitäten im Datenverkehr erkennen und verhindern soll. Mit über 7900 Mitarbeitern und einem Umsatz von 2,3 Milliarden Dollar im letzten Jahr gehört CrowdStrike zu den Schwergewichten der Branche. Trotz ihrer Expertise in der Abwehr von Cyberangriffen konnte ein fehlerhaftes Update aus ihrem Haus dieses massive globale IT-Problem verursachen.

Die Gründung und Entwicklung von CrowdStrike

CrowdStrike wurde 2011 von George Kurtz, Dmitri Alperovitch und Gregg Marston gegründet. Die Vision war klar: Das Unternehmen sollte neue Maßstäbe im Bereich der Cybersicherheit setzen. George Kurtz, der CEO des Unternehmens, bringt eine beeindruckende Erfolgsbilanz mit. Bereits in jungen Jahren begann er zu programmieren und gründete später das Unternehmen Foundstone, das er an McAfee verkaufte. Mit CrowdStrike setzte er neue Maßstäbe in der Cybersecurity. Dmitri Alperovitch, der CTO von CrowdStrike, ist ebenfalls eine bekannte Persönlichkeit in der Branche und bringt umfassende Erfahrung im Bereich der IT-Sicherheit mit.

Dienstleistungen und Produkte

CrowdStrike bietet eine Vielzahl von Dienstleistungen und Produkten an, die darauf abzielen, Unternehmen vor Cyberangriffen zu schützen. Die Hauptprodukte des Unternehmens umfassen:

  • Falcon Platform: Eine cloud-basierte Lösung zur Erkennung und Verhinderung von Cyberbedrohungen in Echtzeit. Sie verwendet künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, um schädliche Aktivitäten zu identifizieren.
  • Endpoint Protection: Schutz für Endgeräte wie Laptops und Server vor Malware, Exploits und anderen Bedrohungen.
  • Threat Intelligence: Bereitstellung von Informationen über aktuelle und potenzielle Bedrohungen, um Unternehmen bei der Verteidigung gegen Angriffe zu unterstützen.
  • Incident Response: Unterstützung bei der Reaktion auf Cyberangriffe und der Wiederherstellung von Systemen nach einem Vorfall.

CrowdStrike unterstützt seine Kunden dabei, sich vor Cyberangriffen zu schützen, diese zu erkennen und Schäden zu minimieren. Hierfür bietet das Unternehmen verschiedene Module und Plattformen an, die alle auf das Ziel der Cybersicherheit ausgerichtet sind. Dabei werden unterschiedliche Angriffstypen wie Malware und Exploits (Schadprogramme) und schwer erkennbare Methoden ins Visier genommen.

Das fehlerhafte Update

Ironischerweise führte nun ausgerechnet ein Update dieser Sicherheitssoftware zu massiven Systemausfällen bei Kunden weltweit. Ein CrowdStrike-Sprecher bestätigte dem US-Sender CNBC, dass das problematische Update zurückgenommen wurde. CEO George Kurtz erklärte, dass eine “negative Interaktion” zwischen dem Update und dem Microsoft-Betriebssystem zu den Computerabstürzen geführt habe.

Chaos an Flughäfen und in Unternehmen

Die Auswirkungen des fehlerhaften Updates waren weitreichend und betrafen verschiedene Branchen:

  • Flughäfen: In Baden-Württemberg meldeten Flughäfen erhebliche Probleme bei der Passagierabfertigung. Check-in-Systeme fielen aus, was zu langen Warteschlangen und Flugverspätungen führte. Auch internationale Drehkreuze wie London-Heathrow waren betroffen. Der BER in Berlin musste zeitweise seinen Betrieb einstellen.
  • Automobilindustrie: Große Namen wie BMW und Mercedes-Benz bestätigten Beeinträchtigungen in ihren IT-Systemen. Die Auswirkungen auf die Produktion sind noch nicht vollständig abzusehen.
  • Finanzsektor: Banken und Versicherungen, darunter die Allianz, meldeten Störungen. Einige Bankfilialen mussten vorübergehend schließen, Online-Banking-Dienste waren teilweise nicht erreichbar.
  • Einzelhandel: In vielen Geschäften fielen Kassensysteme aus, was zu Problemen bei der Abwicklung von Zahlungen führte. Kunden mussten mit langen Wartezeiten rechnen.
  • Gesundheitswesen: Mehrere Krankenhäuser sahen sich gezwungen, geplante Operationen zu verschieben, da wichtige IT-Systeme nicht funktionierten.
  • Medien: In Großbritannien konnte der Nachrichtenkanal Sky News zeitweise nicht senden.

Folgen für CrowdStrike

Die unmittelbaren Auswirkungen für CrowdStrike waren an der Börse zu spüren. Die Aktie des Unternehmens verlor an der Frankfurter Börse rund 15 Prozent an Wert. Experten rechnen mit weitreichenden Konsequenzen:

  • Klagewelle: Experten prognostizieren eine Flut von Klagen, insbesondere in den USA. Der entstandene Schaden könnte Forderungen in Milliardenhöhe nach sich ziehen.
  • Reputationsschaden: Das Vertrauen in CrowdStrike als Anbieter von Sicherheitslösungen dürfte erheblich gelitten haben. Das Unternehmen steht vor der Herausforderung, seine Glaubwürdigkeit wiederherzustellen.
  • Überprüfung der Qualitätssicherung: Der Vorfall wirft Fragen zur Qualitätskontrolle bei CrowdStrike auf. CEO Kurtz wird sich kritischen Fragen stellen müssen, wie ein solch folgenschwerer Fehler passieren konnte.

Lehren aus dem CrowdStrike-Vorfall

Der Zwischenfall verdeutlicht die zentrale Rolle, die Unternehmen wie CrowdStrike in der modernen IT-Infrastruktur spielen. Ein einzelner Fehler bei einem solchen Anbieter kann weitreichende Folgen haben. Experten mahnen zur Vorsicht bei der Konzentration auf einzelne Dienstleister und betonen die Notwendigkeit robuster Backup-Systeme.

Der CrowdStrike-Vorfall wird noch lange Gesprächsthema in der IT-Branche bleiben. Er unterstreicht die Notwendigkeit, kontinuierlich an der Verbesserung von Sicherheitssystemen zu arbeiten und gleichzeitig Vorkehrungen für den Ernstfall zu treffen. Für Verbraucher bleibt die Erkenntnis, dass selbst vermeintlich sichere Systeme anfällig für Fehler sind und dass eine gewisse Skepsis gegenüber der allgegenwärtigen Digitalisierung durchaus angebracht ist.

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