Insolvenzen in Baden-Württemberg: Ein dramatischer Anstieg
Mit 3.991 Insolvenzen im dritten Quartal 2024 wurde ein neuer Höchststand seit 14 Jahren erreicht. Die Zahl der Firmenpleiten stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um satte 31 %. Besonders betroffen sind Bayern und Baden-Württemberg, wo die Zahlen um 56 % bzw. 42 % gestiegen sind. Baden-Württemberg, bekannt für seine starke Industrie und mittelständische Unternehmen, steht nun vor massiven Herausforderungen. Experten sehen in der wirtschaftlichen Schwächephase Deutschlands einen entscheidenden Faktor. Hinzu kommen Unternehmen, die während der Corona-Pandemie durch staatliche Hilfen gestützt wurden, nun aber Insolvenz anmelden müssen.
Arbeitsplätze in Gefahr: Mehr als 23.000 Jobs betroffen
Mit dem Anstieg der Insolvenzen geht ein enormer Verlust von Arbeitsplätzen einher. Laut IWH waren allein im September 2024 fast 23.000 Jobs in den größten insolventen Unternehmen betroffen. Diese Zahl liegt mehr als 50 % über dem Wert des Vormonats und 75 % höher als im September 2023. Besonders stark betroffen sind unternehmensnahe Dienstleistungen, wo die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze um mehr als 100 % gestiegen ist. Auch das Verarbeitende Gewerbe verzeichnete mit einem Zuwachs von 58 % einen deutlichen Anstieg.
Nachwirkungen der Corona-Hilfen
Viele der Insolvenzen, die nun bekannt werden, sind das Ergebnis der Nachholeffekte aus der Corona-Pandemie. Während der Krise wurden zahlreiche Unternehmen durch milliardenschwere Staatshilfen vor dem Aus bewahrt, doch viele von ihnen haben sich nicht nachhaltig erholen können. Ein prominentes Beispiel ist das Reiseunternehmen FTI Touristik, das während der Pandemie fast 600 Millionen Euro an Hilfen erhielt, aber im September 2024 Insolvenz anmelden musste. Der Fall FTI ist dabei kein Einzelfall: Immer mehr Unternehmen, die damals gerettet wurden, kämpfen nun mit finanziellen Problemen.
Blick in die Zukunft: Weitere Insolvenzen zu erwarten
Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung, geht davon aus, dass die Insolvenzzahlen in den kommenden Monaten weiter steigen werden. Die derzeitige Schwächephase der deutschen Wirtschaft, gepaart mit den Nachwirkungen der Pandemie, sorgt für eine angespannte Lage in vielen Unternehmen. „Das Insolvenzgeschehen befindet sich auf einem deutlich erhöhten Niveau“, so Müller. Er erwartet, dass besonders kleine und mittelständische Betriebe in den kommenden Monaten vor finanziellen Herausforderungen stehen werden. Auch die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze dürfte weiter zunehmen.
Der IWH-Insolvenztrend bleibt ein verlässlicher Frühindikator für die wirtschaftliche Lage in Deutschland und gibt wichtige Hinweise auf die bevorstehenden Herausforderungen für den Arbeitsmarkt und die Unternehmen.