Eine Begegnung mit Respekt und Fauchen
Die 22-jährige Brillenbärin Cashu und ihre Tochter Suyana bewohnen normalerweise gemeinsam die Felsenanlage in der Wilhelma. Doch nun heißt es für Cashu: Platz machen für die nächste Generation. Am 4. April begegneten sich Suyana und Hubärt zum ersten Mal auf der gemeinsamen Anlage. Der große, erfahrene Bärenmann zeigte sofort Interesse – doch Suyana setzte erst einmal klare Grenzen. Mit Fauchen und der ein oder anderen „Tatze ins Gesicht“ machte sie deutlich, dass sie sich nicht so schnell erobern lässt. Hubärt reagierte mit Respekt – ein Verhalten, das laut Wilhelma-Tierexperten typisch für Brillenbären ist und gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Verpaarung bietet.
Hoffnung auf Nachwuchs nach sieben Monaten
Volker Grün, Leiter des Fachbereichs Zoologie in der Wilhelma, ist vorsichtig optimistisch: „Wir hoffen, dass sich Hubärt und Suyana weiter annähern und es zu einer erfolgreichen Paarung kommt.“ Sollte es klappen, wäre im Herbst mit Nachwuchs zu rechnen, denn die Tragzeit bei Brillenbären beträgt rund sieben Monate.

Foto: © Wilhelma Stuttgart/Birger Meierjohann
Allerdings bleibt Hubärt kein Dauerbewohner in Stuttgart. Wie in der Natur üblich, leben Brillenbären außerhalb der Paarungszeit alleine. Hubärt wird daher in den kommenden Monaten wieder in seine Heimat nach Österreich zurückkehren.
Schutz für eine bedrohte Tierart
Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin betont, warum die Zuchtprogramme so wichtig sind: „Die Bestände des Brillenbären gehen in den Anden – seinem natürlichen Lebensraum – stetig zurück. Die Ursachen sind vor allem Lebensraumzerstörung und Konflikte mit dem Menschen. Viele Tiere werden illegal getötet. Deshalb sind koordinierte Zuchtprogramme in Zoos entscheidend für den Erhalt der Art.“
Brillenbären (Tremarctos ornatus) stehen auf der Roten Liste der IUCN als „gefährdet“. Die Wilhelma beteiligt sich deshalb aktiv am Aufbau einer Reservepopulation und leistet damit einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz. Sollte aus der Begegnung von Hubärt und Suyana tatsächlich Nachwuchs entstehen, wäre das ein großer Erfolg – nicht nur für die Wilhelma, sondern für den Erhalt einer bedrohten Bärenart.
